Lesher Tealvon Roland Sachsenhofer (1:72 AviS)
Die FAI /Fédération Aéronautique Internationale ist die führende Organisation zur Förderung der privaten Sportfliegerei. Als Verband ist sie beinahe so alt wie die Fliegerei selbst: 1905 wurde sie in Paris gegründet, heute unterhält sie ein Hauptquartier in Lausanne. Eine der bekanntesten Aktivitäten der FAI ist die Bestätigung von fliegerischen Weltrekorden. Nur wer sich den strengen Regeln der FAI gestellt hat und ihnen genügt, kann einen solchen beanspruchen.
Nachdem sich der Kosmos der Fliegerei seit 1905 in unglaublicher Weise entfaltet und diversifiziert hat, sorgt eine Einteilung in zahlreiche Klassen für Vergleichbarkeit und Aussagekraft der Weltrekordansprüche. Eine die Kategorien wird als „FAI C-1a“ bezeichnet. Hier können sich privat gebaute Konstruktionen von bis zu 500 Kilogramm Startgewicht um den Weltrekord hinsichtlich Kategorien wie Geschwindigkeit, Höhe und Reichweite bewerben. Pro Jahr vergibt die FAI dazu maximal dreimal die renommierte „Louis Blèriot Medal“ an die Weltrekordinhaber. Zum Vorbild
Vor diesem Hintergrund begann Geschichte der Lesher Teal zu Beginn der 1960er Jahre ihren Lauf zu nehmen. Zu diesem Zeitpunkt war der 1931 geborene Edgar Lesher ein renommierter Luftfahrtingenieur, der seit den 40er Jahren schon bei Herstellern wie Douglas, Stinson oder zuletzt auch bei Convair gearbeitet hatte. Ein zweites Standbein ergab sich mit Lehraufträgen an technischen Universitäten seines Heimatstaates Michigan. Bei einem derartigen Fachmann und, nach eigenem Zeugnis „airport bum“, nimmt es nicht Wunder, dass auch eigene Flugzeuge entworfen und gebaut wurden.
Seine erste Eigenkonstruktion namens Lesher Nomad zeigte schon die Eigenheiten, die Edgar Lesher an Flugzeugen gereizt haben dürften: Der Zweisitzer war als reine Metallkonstruktionen mit kleinen Abmessungen und einem Antrieb in Druckpropellerkonfiguration ausgeführt.
Mit dem Erfolg der Nomad wurden die Überlegungen zu einem Flugzeug, das von Beginn an als Rekordmaschine ausgelegt sein würde, konkreter. Mit der Lesher Teal sollte der Geschwindigkeitsweltrekord in der Klasse C-1a geholt werden. 1965 war es dann soweit: die neu entworfene Teal absolvierte ihren Erstflug, um nach zweijähriger Erprobung tatsächlich vor FAI-Offiziellen einen neuen Geschwindigkeitsweltrekord zu versuchen - und es gelang: mit von der FAI gemessenen und zertifizierten 292 km/h war die Teal nun die schnellste Maschine der Klasse C-1a!
Ed Lesher gab dabei später die Geschichte zum Besten, dass er, als großgewachsener und 90 Kilo schwerer Mann überlegen musste, einen leichtgewichtigen „Jockey“ als Piloten zu engagieren, um die 500 Kilo maximales Startgewicht einhalten zu können. Er hatte aber dann doch beschlossen, dass genau jetzt der richtige Zeitpunkt wäre, endlich ein paar überflüssige Kilos abzuspecken. Es gelang - und Lesher konnte seine Teal selbst zum Rekordflug führen.
in den folgenden Jahren sollten mit der Teal noch vier weitere Rekorde aufgestellt werden, so etwa ein C-1a Weltrekord für die längste nonstop geflogene Distanz, den Edgar Lesher 1975 mit seiner Teal über eine Wegstrecke von 2.960 Kilometern von Florida nach Arizona erflog.
Edgar wurde für seine Erfolge insgesamt viermal mit der „Louis Blèriot Medal“ ausgezeichnet; die Teal flog er nach den Rekordflügen noch jahrelang. 2002 wurde die Teal dem „Air Adventure Museum“ in Oskosh/Wisconsin übergeben, wo sie heute noch zu sehen ist und mit ihren schnittigen Formen von Edgar Leshers Ingenium Zeugnis ablegt. Zum Modell
Mein Weg zum Modell muss man mit dem Begriff „Zufallsbekanntschaft“ betiteln. Ursprünglich hatte ich ein ganz anderes Modell bestellt, als jenes, dass ich in der geöffneten Verpackung vorfand. Lesher Teal? Nie gehört! Der Aufwand für Reklamation und Umtausch war mir zu groß, so dass ich notgedrungen irgendeine Beziehung zum zwar unbestellten, aber in seiner Kleinheit und Feinheit doch recht verlockend aussehendes Modell aufbauen musste. Um eine gar nicht so lange Geschichte noch kürzer zu machen: es dauerte nur kurz, bis ich beschloss, diese kleine Pretiose auf Kiel zu legen und mit dem Bau zu beginnen.
Die Bausatzteile sind zum einen – wen überrascht es? - übersichtlich von der Zahl und von den Formen her recht detailliert. Die Passgenauigkeit erfordert eine gewisse Improvisierfreude, Spachtelmasse und Schleifpapier sind die meiste Zeit des Baues treue Begleiter. Speziell das Einpassen der Kanzelhaube bereitet große Mühe, hier musste wirklich mit aller Vorsicht geschliffen und gespachtelt werden, um doch noch glatte oder zumindest stimmige Übergänge zum Rumpf zu erzielen.
Leider waren die sehr zarten Fahrwerksbeine schon am Gußast gebrochen –um ehrlich zu sein, einer war schon gebrochen, den anderen habe ich dann beim Abtrennen ruiniert- sodass ich aus einer dünnen Polystyrol-Platte neue gefertigt habe. Der Bauprozess war so zwar nicht wirklich langwierig, wohl aber von einem gewissen Mehraufwand gekennzeichnet.
Entstanden ist schlussendlich zwar kein „perfektes“ Modell, aber eines, dessen Bau mir große Freude und neue Erfahrungen gebracht hat. Es darf als das kleinste Flugzeugmodell in meiner Sammlung gelten - und so schnell fällt mir auch kein anderes Flugzeug ein, dass diesen „Rekord“ der Teal überbieten könnte!
Wenn Ihr Euch selbst ein Bild vom Bausatz und dem Bauprozess machen möchtet, kommt Ihr hier zu einem ausführlichen Baubericht auf „Scalemates“ Wie immer stehe ich für Anregungen und Fragen offen: ro.sachsenhofer@gmx.at
P.S.: zum Abschluss, sozusagen als Dessert, gibt es hier einen Link zu einer anderen „modellbauerischen“ Interpretation der Lesher Teal, die ich im Zuge der Recherchen gefunden habe; hat mir irgendwie gefallen! Roland Sachsenhofer Publiziert am 02. März 2021 © 2001-2024 Modellversium Modellbau Magazin | Impressum | Links |