Chance Vought F4U-4 CorsairThe Flying Bullsvon Stefan Fraundorfer (1:48 verschiedene Hersteller)
Die Corsair der Flying Bulls habe ich schon mehrmals auf Airshows im Flug erleben dürfen. Das charakteristische pfeifende Geräusch im Anflug und das Blubbern des Pratt & Whitney R-2800 Doppelsternmotors im Leerlauf garantieren Gänsehautfeeling. Auch im Hangar 7 in Salzburg konnte ich sie des Öfteren bestaunen. Die Red Bull Corsair stand definitiv schon zu lange auf meiner ToDo-Liste, jetzt musste sie endlich gebaut werden. Das Original OE-EAS
Die F4U-4 Corsair der Flying Bulls ist ein besonders anspruchsvolles Flugzeug: Pro Flugstunde verbraucht sie annähernd 40 Wartungsstunden. Der Treibstoffverbrauch beträgt im Jahresmittel 400 Liter pro Stunde, beim Start sogar das Dreifache. Das Flugzeug ist voll kunstflugtauglich, wird aber aufgrund seines Alters nur schonend geflogen. Wobei: 4,5 G in steileren Kurven sind trotz aller Schonung keine Seltenheit. Auch die Höchstgeschwindigkeit von 750 km/h wird nur selten erreicht, um den Verschleiß des Motors möglichst gering zu halten.
Die bei den Flying Bulls geflogene Corsair hat eine bewegte Geschichte hinter sich: Sie wurde als eines von insgesamt rund 12.500 gebauten Exemplaren im Jahr 1945 an die US-Navy ausgeliefert, kam jedoch nicht mehr zum Kriegseinsatz. Einige Jahre später verschlug es sie nach Honduras in Mittelamerika. Dort war sie bis 1965 in Betrieb und wurde dann von einem texanischen Millionär gekauft, der sie in die USA zu einer ersten Grundüberholung brachte. In den folgenden Jahren flog der Besitzer die Maschine nur selten.
1990 verkaufte er sie an Sigi Angerer, den ehemaligen Chefpiloten der Flying Bulls, der damals aus reinem Interesse auf der Suche nach guten Oldtimern war – und den Millionär mit viel Fingerspitzengefühl und Geduld zu einem Deal mit annehmbaren Bedingungen bringen konnte. Angerer schaffte die Corsair teils per Schiff, teils selbst fliegend nach Österreich und erreichte hier eine Zulassung für das Flugzeug.
Die Maschine ist mit einem Pratt & Whitney R-2800 CB-3 18 Zylinder-Doppelstern-Motor ausgestattet, der 2.400 PS aus 46 Litern Hubraum leistet. Der Ölinhalt im Motor beträgt 95 Liter. Was auch Menschen, die der Fliegerei nicht so nahestehen, immer wieder wahrnehmen und wovon Sigi Angerer nicht müde wird zu schwärmen – das ist der Sound dieses Motors: brachial und dennoch harmonisch.
Die Restaurierung nahm viel Zeit und Arbeit in Anspruch. Die Instrumentierung des Flugzeuges konnte glücklicherweise weitgehend original erhalten werden, neu sind lediglich moderne Navigationsinstrumente (ILS, DME, GPS). Der zweite Sitz wurde nachträglich eingebaut.
Die Corsair wurde von der US-Navy vor allem auf Flugzeugträgern eingesetzt. Um den beengten Platzverhältnissen auf den Carriern Rechnung zu tragen, sind ihre Tragflächen hochklappbar. Insgesamt schossen Corsairs im Zweiten Weltkrieg 2.140 gegnerische Flugzeuge ab, bei 189 eigenen Verlusten. Sogar im Koreakrieg wurde das Flugzeug noch eingesetzt – wo es einem Corsair-Piloten gelang, einen russischen Jet abzuschießen. Die Mission der Bulls-Corsair ist erheblich friedlicher. Sie ist eine der großen Attraktionen des Hangar 7 auf dem Salzburg Airport. Und auf Airshows ist ihr Display ein absoluter Höhepunkt. Quelle: Homepage „The Flying Bulls“ Die Bausätze
Revell hat 2013 eine kleine Serie mit vier Bausätzen im Maßstab 1:48 aufgelegt, die alle das Thema „The Flying Bulls“ behandeln. Neben dem Hubschrauber AH-1F Cobra, der B-25J Mitchell und der T-28B Trojan wurde auch die F4U-4 Corsair angeboten. Leider musste ich nach dem Kauf feststellen, dass es sich bei den Spritzgussteilen um den uralten Monogram-Kit aus dem Jahr 1963 handelt, den ich für unbrauchbar hielt. Die Decals allerdings machten einen sehr guten Eindruck. Daher beschaffte ich mir die F4U-4 von HobbyBoss und verwendete die Decals aus dem Revell Bausatz. Mein Modell
Der Bau stellte sich als fast problemlos heraus, die Passgenauigkeit war großteils hervorragend. Nur ein paar Teile musste ich an das Original anpassen bzw. selbst bauen. Dazu gehören der Pilotensitz und die weißen Antennen am Rumpfrücken. Dem Doppelsternmotor habe ich Zündkabel spendiert, die man am fertigen Modell noch einigermaßen gut sehen kann, und die Hauptfahrwerksräder wurden mit Bremsleitungen detailliert.
Etwas verwirrend stellte sich die Farbwahl für das Cockpit heraus. Fotos auf der Box von Revell und im Internet zeigen es in interior green. Ich habe aber auch Bilder gefunden, auf denen es hellgrau lackiert ist. Ein Modellbaukollege konnte das Rätsel lösen: Die Corsair der Flying Bulls wurde vor einigen Jahren generalüberholt und dabei wurde unter anderem das Cockpit in hellgrau lackiert. Ich entschied mich für die neue Version.
Lackiert habe ich das Modell mit Gloss Sea Blue FS 15042 von Mission Models, nachdem es mit grauem Primer des gleichen Herstellers grundiert wurde. Nach einem Überzug mit glänzendem Klarlack von Gunze wurden die teilweise recht großen Decals aufgebracht, die sich hervorragend verarbeiten ließen. Mit etwas Weichmacher schmiegten sie sich in jede Vertiefung und verursachten kein „Silvering“. Die Blechstoßlinien und Nietenreihen habe ich mit grauem Panelliner von AK Interactive betont, weil ich damit etwas mehr „Leben“ in das Modell bringen wollte. Alle Flugzeuge der Red Bull Flotte sind immer sehr sauber und peinlich genau geputzt. Daher habe ich abgesehen von den Abgasfahnen und ein wenig Washing am Fahrwerk auf eine Alterung verzichtet.
Stefan Fraundorfer, Publiziert am 02. Februar 2021 © 2001-2024 Modellversium Modellbau Magazin | Impressum | Links |