Piaggio P.180 AvantiSP-MXH, Polish Air Medical Rescuevon Marco Coldewey (1:144 Bs design)Infos zum Original:
Piaggio wurde 1884 gegründet, die ersten Flugzeuge entstanden 1915 während des ersten Weltkriegs, es waren Lizenzbauten des Caproni-Bombers. 1923 wurde mit der P.2 das erste eigene Modell konstruiert. Anfang der 1950er stellte man erstmals zivile Flugzeugtypen her, Anfang der 80er sollte dann ein Geschäftsreiseflugzeug entstehen. Zunächst war das Unternehmen Gates Learjet noch mit beteiligt, das sich jedoch wegen einer internen Umstrukturierung aus dem Projekt zurück zog. Der Erstflug der P.180 erfolgte 1986, es dauerte weitere vier Jahre, bis das Flugzeug in die Serienproduktion überging.
Das Design ist eher ungewöhnlich, ein tropfenförmiger Rumpf, Canards (Entenflügel) und Druckpropeller. Durch diese Auslegung hat die P.180 ein markantes Geräusch, da der Abgasstrahl der Triebwerke verwirbelt auf die Propeller trifft. Die polnische Luftrettung setzt eine Piaggio P.180 für den Krankentransport ein. Diese Maschine ist am Warschauer Chopin Flughafen stationiert und ersetzt die PZL M-20 Mewa (eine in Lizenz gebaute Piper Pa-34). Infos zum Bausatz:
Der Bausatz kommt von BS Design und besteht aus Resin mit einem Weißmetall-Bugfahrwerk, welches ich der Piaggio nicht zuordnen konnte. Der Rumpf hat eine falsche Leitwerksspitze, die angegossenen Canards sitzen asymmetrisch und haben eine unterschiedliche Größe. Kleinteile wie die Fahrwerksteile sind übersät mit Blasen, dadurch sind die Fahrwerksbeine nicht zu nutzen, bei drei von vier Fahrwerksklappen ist eine Blase im Guss vorhanden, so dass auch diese unbrauchbar sind. Die Propeller sind einteilig ausgeführt, sowohl der Spinner als auch die Blätter haben eine falsche Form und sind unterschiedlich dick. Der Fahrwerksschacht vorne ist nicht vorhanden und die hinteren sind nicht parallel angeordnet. Leider sind die Decals ebenfalls keine Offenbarung: Die Cockpitscheibe ist zu groß und von der Form nicht korrekt, die Kabinenfenster haben ein pixeliges Raster und sind in nicht ausreichender Anzahl vorhanden. Die Titel haben eine falsche Farbe und zu allem Überfluss liegt ein Leitwerkslogo bei, welches es nie auf dem Flugzeug gab und sich auch deutlich von dem Deckelbild unterscheidet. Eine Bauanleitung ist nicht vorhanden. Es ist allerdings der einzige Bausatz einer Piaggio P.180 in diesem Maßstab. Infos zum Bau:
Warum??? Diese Frage stellte ich mir beim Bau dieses Modells häufiger. Von außen sah das Modell recht brauchbar aus. Ich wusste zwar von diesem Hersteller bereits, dass etwas Nacharbeit erforderlich wird, das Ausmaß überraschte aber dann auch selbst mich.
Ganz euphorisch legte ich mit diesem Modell los, erst nach und nach fielen die oben angesprochenen - nennen wir es mal „Schwächen“ - auf. Zur Ausbalancierung habe ich in die Unterseite Löcher gebohrt, diese mit Gewicht befüllt und wieder verschlossen. Die Leitwerksspitze wurde neu erstellt, die Canards, Leitbleche am Heck, einige Strukturelemente an Bauch und Rücken, sowie die Scheinwerfer in der Nase habe ich selber angefertigt. Bevor die Flügel angeklebt wurden, habe ich noch die Ein- und Auslässe aufgearbeitet. Dann folgte die Lackierung, das größte Problem war hier die eigentliche Form der P.180. Die Maskierung gelang mir rechts besser als links, was mich etwas ärgert, jedoch wollte ich das Modell nicht nochmal lackieren. Bei den Decals konnte ich wieder auf Unterstützung von Ben Sweezy setzen. Mit seiner Hilfe bekam ich korrigierte Kennungen, Leitwerkslogo und die Titel. Während ich die Cockpitscheibe selber lackierte, entnahm ich die Kabinenfenster der Restekiste.
Für die Spinner kamen die Spitzen zweier Treibstofftanks zum Einsatz (das Bild gab es vor ab). Die Propellerblätter habe ich aus Kunststoff geschnitten. Nun ging es an das Fahrwerk, da ich das Hauptfahrwerk selber bauen musste, fing ich mit dem Bug an. Dieses Teil sah, wenn auch nicht sehr detailliert, noch brauchbar aus. Bei der Montage brach es allerdings, weil im Material eine dicke Blase war. Also stand auch hier ein kompletter Selbstbau an. Auch wenn an den Rädern Blasen sind, konnte ich diese zumindest verwenden. Da ist sie nun, ich war mir lange nicht sicher, dass es wirklich soweit kommt. Selten hat mich ein Bausatz so gefordert wie dieser. Mir gefällt die Herausforderung, aus schlechtem Basismaterial das Maximum raus zu holen, hier war es jedoch sehr schwer. Einige Sachen hätten noch besser sein können, aber im Ende bin ich zufrieden.
Marco Coldewey, Publiziert am 23. Juli 2021 © 2001-2024 Modellversium Modellbau Magazin | Impressum | Links |