Deperdussin Monocoquevon Frank Barkhofen (1:48 AJP Maquette)Die Fertigstellung meines ersten Modells der französischen Firma AJP Maquette, der bereits hier gezeigten Demoiselle, provozierte eine Sammelbestellung einiger Modellbaukollegen. Auch wenn leider einige dieser alten Drahtverhaue in 1:48 zu groß für meine Vitrine sind, habe ich seitdem weitere Bausätze im Lager. Das Original:1909 gründete der französische Seidenfabrikant Armand Deperdussin die Firma SPAD. Bis 1913 entstanden einige aufsehenerregende Rennflugzeuge, darunter auch die Deperdussin Monocoque. Bei der Gordon Bennett Trophy im Jahre 1912 wurden die ersten beiden Plätze von der Monocoque belegt. Bei einem Rennen über 200 km während der Flugwoche in Reims im September 1913 gewann eine Monocoque mit einer Durchschnittsgeschwindigkeit von 200,80 km/h. Dieser kleine Renner hatte einen besonderen Antrieb: einen 14-Zylinder Lambda-Lambda Doppelumlaufmotor, im Prinzip zwei verbundene 80 PS Lambda 7-Zylindermotoren, mit 160 PS. Im Detail unterscheiden sich die verschiedenen Maschinen deutlich bei Motorhauben, Streben, Rumpf und Tragflächen. Eine Variante mit Schwimmern gewann dann auch noch die Schneider Trophy 1913. Nach Konkurs 1913 sind bei der Firma SPAD unter neuen Eigentümern (und mit neuer Bedeutung der Buchstaben) dann weitere bekannte Flugzeuge entstanden. Im englischen Wikipedia ist die Deperdussin Monocoque auch mit einigen Bildern dokumentiert:https://en.wikipedia.org/wiki/Deperdussin_Monocoque Das ModellAJP Maquette versorgt uns hier mit einem Multimedia-Bausatz dieses Flugzeugtypes in 1:48, aber Achtung: dieser Bausatz enthält kein Teil aus Polystyrol und keine Decals! Der Rumpf war in meinem Bausatz aus Buchenholz gedrechselt, geschliffen, von vorn bis zum Cockpit ausgehöhlt (das dünne Holz war sogar mit farblosem Epxoy oder ähnlichem von innen stabilisiert!) und mit Bohrungen für Tragflächen, Leit- und Fahrwerk versehen. Laut Reviews sollen in einigen Kits statt dessen Resinrümpfe enthalten sein. Die meisten Teile wie Tragflächen, Leitwerke, Cockpit und Fahrwerk sind in einer hochwertigen Ätzteilplatine enthalten. Motorteile, Luftschraube, Spinner und Räder sind aus Weißmetall. Leider kann die Qualität der Weißmetallteile, genau wie die Motorhaube aus Resin, nicht mit der Qualität der anderen Teile mithalten. Weitere verschiedene Teile wie Folie, Metalldrähte usw. und ein kleines Handbuch in französisch/englisch (die Geschichte dieses Flugzeuges leider nur auf französisch) vervollständigen den Bausatz. Es gibt verschiedene Flugzeuge in Museen und Nachbauten. Einige zeigen die wunderbare, aus Rosenholz/Tulip gewickelte Rumpfstruktur, denn das Original war aus dünnen verleimten Furnieren gewickelt. So habe ich das Buchenholz des Rumpfes gebeizt; allerdings sind dadurch die Jahresringe und Strukturen des viel zu groben Buchenholzes zu Tage getreten. Eine "Bewicklung" mit Kirschholzfurnier oder ähnlichem würde eine Reduzierung des Außendurchmessers des Rumpfes durch Schleifen erfordern und wäre zumindest in der sehr dünnen Vorderhälfte nicht möglich. So habe ich mich entschieden, den Rumpf nach einer Grundierung wie die Museumsmaschine in Paris zu lackieren.
Die Ätzteile sind mit beiliegendem dünnen, leicht gelblichem Seidenpapier zu bespannen, wie bei vielen Modellen von AJP Maquette. Dabei half mir die Erfahrung vom Bau der Demoiselle. Die Tragflächen beim Original waren dünn, aber nicht so dünn wie das Ätzteil. Außerdem verkleben sehr leicht Ober- und Unterseite bei dem geringen Abstand, da sich das Papier beim empfohlenen vollständigen Einstreichen wellt. Das bekommt man nicht wieder auseinander und es sieht dann nicht schön aus. Als Lösung habe ich die Rippen mit schmalen Holzfurnierleisten beklebt, wobei es nicht leicht war, so schmale Leisten zu schneiden. Das verbleibende Messing (Holme) habe ich holzfarben gestrichen, damit kein helles Metall durchschimmert. Auf das Holz habe ich das Papier mit verdünntem Holzleim geklebt. Nach Durchtrocknung und einer Schicht Nitro-Spannlack begeistert mich das Ergebnis!
Die wenigen Markierungen habe ich nach Fotos und Zeichnungen in Inkscape gezeichnet und mit Hilfe der vom Schneidplotter erzeugten Masken per Airbrush lackiert. Durch die transparente Bauweise ist die Beschriftung der Tragflächen auch von unten als Schatten zu erkennen. Was man oft versucht, mühsam durch Lackiereffekte zu erreichen, gibt es hier frei Haus. Die filigrane Flagge des Luftrennens am Heck wurde von mir noch mit einem schwarzem 0,05 mm Fineliner umrandet. In ähnlicher Bauweise wie die Tragflächen sind auch die Leitwerke modifiziert. Auch dieser spezielle Umlaufmotor ist von Small Stuff Models erhältlich und besteht aus benötigten 71 Teilen! Der Bausatz enthält noch weitere Teile als Reserve. Viele Teile entsprechen dem Kit des 7-Zylinder Lambda, das größere Zentralstück ist natürlich neu. Für die Motorhaube habe ich in sehr dünnes Messingblech Sicken eingeprägt und mit gedrehten Messingteilen verlötet, nachdem das Resinteil des Bausatzes nicht rund, im vorderen Bereich verzogen und anders als bei der Museumsmaschine gestaltet war. Die Luftschraube habe ich wieder aus verleimtem Schichtholz geschliffen und sie bekam einen aus Messing gedrehten Spinner übergestülpt. Gedreht sind auch die beiden Tankstutzen, hier habe ich nicht die vorgesehenen flachen Ätzteile benutzt. Ebenfalls aus Messing sind die zumindest an der Museumsmaschine vorhandenen Wartungsdeckel ergänzt, mit Messingdrähten als Scharnier und Verschluss. Für die Tragflächen dieses Eindeckers wird am Modell eine funktionale Verspannung benötigt, so dass ich statt Gummifäden Angelsehne, Messingröhrchen und Spannschlösser von Gaspatch Models verwendete. Einen detaillierten Baubericht kann man hier nachlesen:https://forum.ww1aircraftmodels.com/index.php?topic=10851.0 FazitDas Resultat ist ein wunderbares kleines Rennflugzeug eines wichtigen Momentes der Luftfahrtgeschichte vor über einhundert Jahren. Dabei erscheint die Auslegung dieses Flugzeuges moderner als viele der Doppeldecker, die Jahre später entstanden sind. Frank Barkhofen Publiziert am 13. Januar 2021 © 2001-2024 Modellversium Modellbau Magazin | Impressum | Links |