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Wong Tong-Mei (1913)

Einsitzer, 1913

von Jürgen Wagenknecht (1:72 Omega Models)

Wong Tong-Mei (1913)

Zum Vorbild

Mr. Tsoe K. Wong war ein in England lebender Chinese, der für den asiatischen Markt ein Flugzeug entwickeln und dieses an die dortigen Regierungen und die rasch wachsende Bevölkerung verkaufen wollte. 1912 konstruierte er sein Flugzeug und begann mit dem Bau. Das Flugzeug nannte er „Tong-Mei“, was übersetzt „Libelle“ bedeutet. Das Design war stark durch die englischen zeitgenössischen Konstruktionen beeinflusst. 1913 berichtete das Flight Magazin über die „Tong-Mei“. Zu dieser Zeit war die Maschine noch nicht fertig gestellt, es fehlte noch der Motor und die komplette Stoffbespannung.

Wong Tong-Mei (1913)

Mitte 1913 war dann der Motor montiert, ein 40 PS ABC Vierzylinder Reihenmotor und die „Tong-Mei“ war fertig für erste Testflüge auf dem Shoreham Aerodrome in Sussex. Zuvor musste Mr. Wong noch seinen Pilotenschein machen, den er am 15.08.1913 mit der Nummer 593 erhielt. Nun war er bereit, seine eigene Konstruktion zu fliegen. Er fand, dass die „Tong-Mei“ gut zu fliegen sei, sie war leicht, gerade mal 504 Pfund schwer ohne Piloten, Motor und Sprit, und leicht zu handhaben. Mit einer Tankfüllung waren bis zu dreieinhalb Stunden Flugzeit möglich.

Wong Tong-Mei (1913)

Nach einigen erfolgreichen Testflügen, fand Mr. Wong zwei Partner für seine Geschäftsidee, die er bei seinem Pilotentraining kennengelernt hatte. Sie gründeten die Fa. T. K. Wong Ltd. Da seine Geschäftspartner und er merkten, dass ein Einsitzer nicht ideal für Demonstrationsflüge sei, fassten Sie den Entschluss, die „Tong-Mei“ entsprechend umzubauen. Je nach Quelle wird von einem Neubau bzw. Umbau gesprochen. Die Wahrheit liegt wie so oft in der Mitte: Ein Neubau unter Verwendung von Teilen der ursprünglichen „Tong-Mei“ oder ein Radikalumbau mit Neuteilen. Auf jeden Fall veränderte die „Tong-Mei“ sich stärker, als ein Umbau von Ein- auf Zweisitzer vermuten lässt. Somit endet die Geschichte des Einsitzers bereits 1914. Über das weitere Geschehen der „Tong-Mei“ kann man dann bei meinem Modell des Zweisitzers lesen, den ich auch in Kürze auf Modellversium präsentieren werde.

(Quellen: HistoricwingsFlight International Magazine

Wong Tong-Mei (1913)

Der Bausatz

Der Resin-Bausatz von Omega-Models kommt wie üblich in einem stabilen Stülpkarton daher. Das Firmenlogo wurde modernisiert, was sich auch auf das Beiblatt ausgewirkt hat. Dieses ist beidseitig bedruckt. Auf Seite 1 stehen ein paar Informationen über die „Tong-Mei“, eine Auflistung der benötigten Farben nach AGAMA und Humbrol, eine farbige Abbildung der Einzelteile mit Nummerierung und eine Explosionszeichnung als Bauanleitung mit Teilenummern. Auf der Rückseite dann ein farbiger maßstäblicher Dreiseitenriss mit Verspannungsplan und einigen Details, die direkt aus dem Flight Magazin stammen. Neben den gelblich-beigen Resinteilen ist noch ein kleiner Draht vorhanden, wie bei Omega üblich von einer Rolle geschnitten und somit für gerade Teile untauglich. Decals sind nicht beiliegend. Als Grundlage für das Modell diente der Dreiseitenriss aus dem Flight Magazin, so dass es hier auch keine Abweichungen in der Form gibt.

Wong Tong-Mei (1913)

Die Einzelteile sind sauber gegossen ohne Blasenbildung, allerdings auch mit zurückhaltender Detaillierung. So ist noch nicht einmal der Übergang von der Aluverkleidung zur Stoffbespannung als solcher ersichtlich. Passstifte oder Vertiefungen sind bei den Bauteilen nicht vorhanden, außer bei den Flügeln, wo für die Streben Vertiefungen vorhanden sind. Diese sind aber leider größtenteils falsch gesetzt, so dass man sie besser verspachtelt und neu bohrt.

Wong Tong-Mei (1913)

Das Cockpit enthält neben dem Sitz auch Steuerknüppel und Fußpedale, sowie die manuelle Treibstoffpumpe. Leider liegen entgegen dem Bausatz der Curtiss für die Speichenräder keine fotogeätzten Teile bei. Hier ist das Rad geschlossen und Speichen sind in der Felge eingraviert, was keine gute Lösung ist.

Wong Tong-Mei (1913)

Mein Modell

Ich habe als Basis meines Modells das einzige vorhandene Foto der „Tong-Mei“ verwendet. Darauf ist zwar noch die unbespannte Maschine ohne Motor zu sehen, aber es zeigt ein paar wichtige Unterschiede zum Dreiseitenriss bzw. zusätzliche Informationen.

Wong Tong-Mei (1913)

Einmal sieht man sehr genau, wo die Aluverkleidung endet. Dies ist abweichend von der Farbdarstellung von Omega. Dann hat die Maschine vier Räder, jeweils zwei beidseitig jeder Kufe. Auf der Aluverkleidung ist ein kleiner Schriftzug „WONG“ und das Seitenruder ist mit einem chinesischen Schriftzeichen verziert. Auch erkennt man sehr gut, dass die Streben am Rumpf, die die Flügel halten, mit Schellen an diesen befestigt sind. 

Wong Tong-Mei (1913)

Für die Speichenräder habe ich fotogeätzte Felgen aus dem Satz Speichenräder von Part verwendet, den ich mir mal zugelegt hatte. Da ich den Satz zweimal hatte, konnte ich vier gleiche Räder nutzen. Die Reifen habe ich mir aus Draht selber gebogen. 

Wong Tong-Mei (1913)

Das chinesische Schriftzeichen habe ich direkt aus dem Originalfoto kopiert und nachbearbeitet, den „WONG“-Schriftzug habe ich aus verschiedenen Schriften zusammengesetzt. Folgende Schriftsätze fanden Verwendung: W (Segoe Print), O (Franciscan), N (Tubular) und G (Bazooka). Danach konnte ich mir die Decals in gewohnter Weise selber erstellen.

Wong Tong-Mei (1913)

Im Gegensatz zur Explosionszeichnung war bei der „Tong-Mei“ die Quersteuerung über Flügelverwindung ausgeführt, was man auch sehr gut auf dem Foto erkennen kann. Das ist aber glücklicherweise bei den Bauteilen berücksichtigt, so dass man sich die Spachtelarbeiten sparen kann. Die Sicherheitsgurte und die Schellen der Strebenbefestigung habe ich aus Kreppband erstellt.

Wong Tong-Mei (1913)

Nach den entsprechenden Vorarbeiten mit Spachteln und Bohren ging bei den paar Bauteilen der Zusammenbau zügig voran. Die Ruderholme wurden von einem Ätzteilsatz von Part verwendet. Lackiert wurde überwiegend mit Aqua Color von Revell mit Pinsel. Die Holzteile wurden mit Ölfarbe gemasert, die Verspannung dann mit dünnen Draht ausgeführt.

Wong Tong-Mei (1913)

Am Ende ist ein hübsches kleines Modell dieses wirklichen Exoten entstanden. Es ist sehr schön, dass sich Firmen wir Omega solcher Vorbilder annehmen, so dass sie als Modell wieder zum Leben erweckt werden können.

Wong Tong-Mei (1913)

Jürgen Wagenknecht

Publiziert am 18. Juni 2019

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