Dornier Do 27D-ENTE, Bernhard Grzimekvon Roland Sachsenhofer (1:32 Revell)
„Die zebra-gestreifte Do-27 gleitet über die Konturen der Serengeti, ihr Schatten folgt den Konturen, er steigt ihr entgegen oder fällt in die Tiefe, wenn sich der dahinfliegende Boden zur Ebene weitet. Die Tonspur des Filmes unterstreicht mit dem Motorengeräusch die Rasanz dieser Szene…“ Nicht nur Naturliebhaber oder Cineasten können schon den ersten Minuten des oscarpremierten Filmes „Serengeti darf nicht sterben!“ von Bernhard und Michael Grzimek einiges abgewinnen!
Das Filmschaffen von Vater und Sohn Grzimek bescherte nicht nur ihrem Anliegen, dem Naturschutz im Allgemeinen und dem Schutz des Ngorongoro Gebietes und der Serengeti im Besonderen, die erwünschte Popularität, sondern verhalf auch ihrer zebra-lackierten Do-27 zu großer Bekanntheit. Zu den vielen Talenten Professor Grzimeks darf man wohl auch ein besonderes Geschick im Umgang mit einprägsamen Bildern zählen. „Markenprägung“ gelang ihm wie nur wenigen anderen Naturwissenschaftlern und die charakteristisch lackierte Dornier darf mit ihrem hohen Wiedererkennungswert als ein Meisterstück der Inszenierung gelten.
Die beiden Filme „Serengeti darf nicht sterbe!“, 1959, und „Kein Platz für wilde Tiere“, 1956, feierten in den deutschsprachigen Kinos große Erfolge und begründeten den Ruf Prof. Bernhard Grzimeks als kompetenten und engagierten Naturschützer und weithin bekannten Zoologen, der die fulminante Fähigkeit besaß, sein Anliegen einem breiten Publikum zu vermitteln. Der Umstand, dass Deutschland in den unmittelbaren Nachkriegsjahren dankbar um jede positiv konnotierte und im Inland wie im Ausland anerkannte Identifizierungsfigur war, wird dabei seine Rolle gespielt haben.
Der tragische Unfalltod Michael Grzimeks in der bekannten Do-27 im Jahr 1959 war vor allem eine persönliche Tragödie, schuf aber auch in der Figur des jung für eine gerechte Sache den Fliegertod gestorbenen Helden einen weiteren Markstein in der Bekanntheit von Vater und Sohn Grzimek. Das Wrack der Do-27 blieb übrigens bis 2009 an der Absturzstelle in der Serengeti, 2009 wurde es in das Deutsche technische Museum in Berlin überführt, wo es nun in dauernder Ausstellung zu sehen ist.
Revells Version des „fliegenden Zebras“ kam 1990 auf den Markt. Für die Formen griff man dabei auf eine hauseigene Neuentwicklung aus dem Vorjahr zurück. Der Bausatz vereint Gutes wie Schlechtes: auf der Bonus-Seite ist vor allem der Umstand zu sehen, dass dieses bedeutende Muster überhaupt im attraktiven großen Maßstab aufgelegt wurde. Der sich durchziehende Spielzeugcharakter nötigt den Modellbauer allerdings zu einigen Umbauten und Ergänzungen.
So sind etwa die hervorragend einzusehende Kabine und das Cockpit beinahe ohne jedes Detail geblieben; darüber hinaus benötigen alle Sitze eine grobe Formbereinigung oder überhaupt den Ersatz durch Eigenbau, um einigermaßen an das Vorbild heranzukommen. Ich habe mich dafür entschieden, die Sitze aufzuständern, die Kopfstützen abzusägen und in angemessene Form zu schleifen. Das Gurtzeug wurde mittels lackierter Metallfolie und Ätzteilen von Eduard „vorbildnah“ nachgebaut.
Die völlig falsche Form des Propellerblattes führt ebenfalls zu einigem Mehraufwand und einem unbedingt nötigen Umbau. Man liest in diversen Bauberichte, dass die sozusagen schon legendäre Passungenauigkeit der Kabinen/Cockpitfenster daraus resultiert, dass alle Klarteile geöffnet dargestellt werden. Dies passt aber ganz gut zu den Originalaufnahmen, die das „fliegende Zebra“ am Boden oft mit allen Türen geöffnet zeigen. Das Instrumentenbrett sollte nicht, wie vorgesehen, bündig mit dem Türrahmen eingebaut werden. Das Original gibt seitlich Einsicht in die Verkabelung der Instrumente und der Avionik. Ich habe das mit ein wenig Kabellitze und Ätzteilen nachzustellen versucht. Bei der Darstellung der Auspuffanlage darf man nicht übersehen, dass die Grzimeks Dornier noch die kurze Auspuffversion besessen hat. Ich habe diese mit abgezogenen Kabelisolierungen nachgebaut.
Die Lackierung ist bei diesem Modell natürlich keine alltägliche und auch keine ganz unaufwendige Angelegenheit. Die dem Bausatz beiliegenden Schablonen waren mir eine große Hilfe: Ich habe alle auf Maskier-Klebeband gelegt, fixiert und die Konturen nachgeschnitten. Die so entstandenen Abklebemasken konnten dann leicht am Modell angebracht werden.
Blicke ich auf den Bau zurück, war es eine einzige eindrucksvolle Spachtel-, Schleif- und Improvisierorgie. Ob dies dadurch als ein Hochfest des Modellbaus einzuschätzen ist oder als Hinweis, dass der Bausatz endlich vom Markt genommen werden sollte, überlasse ich dem Leser.
Das entstandene Modell hat seine Ungenauigkeiten und die Kompromisse, die ich eingehen musste, zeigen sich dem kundigen Auge sicherlich. Insgesamt aber bin froh und auch ein wenig stolz, dieses besondere Modell in einer Weise fertig gestellt zu haben, mit der ich ganz gut leben kann.
Wenn ihr euch selbst ein Bild vom Bausatz und dem Bauprozess machen möchtet, kommt hier zum Baubericht auf Scalemates. Wie immer stehe ich für Anregungen und Fragen offen: ro.sachsenhofer@gmx.at Roland Sachsenhofer Publiziert am 06. August 2018 © 2001-2024 Modellversium Modellbau Magazin | Impressum | Links |