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Curtiss Model F (1913)

von Jürgen Wagenknecht (1:72 Omega Models)

Curtiss Model F (1913)

Das Original

Glenn Curtiss wandte sich schon früh den Wasserflugzeugen zu, nachdem er mit der amerikanischen Marine seine ersten Geschäfte getätigt hatte. Seine „Golden Flyer" setzte er auf einen zentralen Schwimmer und trieb die Entwicklung konsequent weiter und baute mit seinem Model F das erste Flugboot der Welt. 1912 hatte es seinen Erstflug. Als Antrieb diente sein mittlerweile 100 PS (lt. Omega Models 90 PS) leistender V8-Motor. Das Flugboot wurde ständig weiter entwickelt und von der US-Marine in größeren Stückzahlen erworben. Auch Russland beschaffte sich ca. 70 Flugboote, die hauptsächlich über dem Schwarzen Meer aber auch über der baltischen See eingesetzt wurden. Die Anordnung der Querruder ist übrigens nicht darauf zurück zu führen, dass Curtiss diese für besonders gut hielt, sondern war seinen Patentauseinandersetzungen mit den Gebrüdern Wright geschuldet.

Quellen: Kenneth Munson: Flugzeuge der Jahre 1903 - 1914; Bauanleitung Omega Models

Curtiss Model F (1913)

Der Bausatz

Omega Models bietet die Curtiss Model F in zwei Varianten, als „early" und „late" Version an. Als Basis meines Modells diente die „early" Variante. Beim Bausatz waren auch das komplette Höhen- und Seitenleitwerk der „late" Variante enthalten und auch die anderen Stützschwimmer. Da es keine direkte Abgrenzung zwischen den Baureihen gab, sondern auch noch etliche Varianten existierten, die Merkmale beider Ausführungen hatten, kann man also auch diverse Zwischenvarianten bauen.

Curtiss Model F (1913)

Der Bausatz besteht aus dem bei Omega Models üblichen gelblich-beigen Resin. Zusätzlich ist noch eine kleine Ätzteilplatine mit Speichenrädern und diversen Kleinteilen enthalten und ein paar Drahtabschnitte, die scheinbar von einer Rolle geschnitten wurden, denn sie sind nicht gerade, sondern gebogen und somit für viele Bereiche unbrauchbar. Zwei dünne O-Ringe sind für die Reifen vorgesehen. Decals liegen für eine russische Variante und auch für die spätere US-Version bei. Diese Decals sind aber stark verdruckt, die Ringe bei den Kokarden sind alles andere als konzentrisch. Der Curtiss-Schriftzug, der auch auf dem Bausatzcover abgebildet ist, liegt leider nicht bei.

Curtiss Model F (1913)

Die Teile sind blasenfrei gegossen, die Angüsse lassen sich leicht entfernen. Die einzelnen Teile geizen aber mit Details, die Möglichkeiten des Materials werden bei weiten nicht ausgeschöpft. Der Rumpf ist ziemlich ungleichmäßig ausgebildet, so ist die linke Seite fast 1 mm höher als die rechte Seite. Auch die Ruder weisen keine gleichmäßige Dicke auf. Hier muss also ordentlich geschliffen und gespachtelt werden.

Curtiss Model F (1913)

Der Bauplan ist in mehrere Teilschritte auf zwei kopierten A4-Seiten aufgeteilt und beinhaltet Bemalungshinweise und einen Verspannungsplan. Leider ist er aber nicht ganz fehlerfrei. So sind die angegebenen Längenmaße für die Flügelstreben falsch und auch die vordere Motorhalterung ist im Plan um 180° verkehrt herum abgebildet. Einige Bauteile, die teilweise scratch angefertigt werden müssen, wie die Tankbefestigung oder die Halterungen der Stützschwimmer, werden gar nicht erwähnt. Kleine Hilfen wie Passstifte, Vertiefungen oder ähnliches, die einem bei der Positionierung des einen oder anderen Teils helfen könnten, fehlen leider komplett, außer bei den Vertiefungen für die Flügelstreben an den Ober- und Unterflügeln. Dafür sind diese aber bei den beiden Flügeln nicht wirklich 100%ig gleich angeordnet.

Curtiss Model F (1913)

Der Rumpf ist aus einem Teil gegossen, glücklicherweise ist die Cockpitöffnung groß genug und wird dann teilweise durch ein Blech des Ätzteilesatzes verschlossen, so dass hier nicht noch zusätzlich gefräst werden muss.

Für die Ausformung der Speichenräder sollen Formteile beiliegen, mit denen die richtige Biegung erzielt werden kann, diese fehlten aber leider bei meinen Bausatz.

Curtiss Model F (1913)

Der Zusammenbau

Zuerst habe ich den Rumpf um ein paar Gramm erleichtert und somit in eine symmetrische Form gebracht. Eine ähnliche Schleiforgie war dann bei den Rudern nötig. Im Nachhinein wäre es wahrscheinlich einfacher gewesen, die Ruder neu aus einer entsprechend dicken Plastikplatte zu schneiden, aber auf die Idee bin ich erst zu spät gekommen. Denn Details weisen die Ruder keine auf.

Im Cockpit kommen die ersten Ätzteile für Steuerung, Pedale etc. zum Einsatz, wodurch es ganz hübsch aussieht. Gurte liegen aber nicht bei. Diese habe ich mir aus Kreppband selbst angefertigt. Das Seitenleitwerk habe ich verstiftet, um eine stabile und vor allem definierte Befestigungsposition zu bekommen.

Curtiss Model F (1913)

Der Motor ist gut detailliert und besteht aus Motorblock, einzelnen Zylindern und diversen Leitungen. Die Motorhalterung besteht aus einem Ätzteil, welches 15 mal gebogen werden muss. Ist aber gut in der Bauanleitung vorgegeben und im Gegensatz zu den Resinteilen sind bei den Ätzteilen kleine Faltmarken bei den Teilen eingraviert.

Curtiss Model F (1913)

Bei den wenigen Teilen ist der Zusammenbau recht schnell erledigt. Die meiste Zeit benötigen die scratch zu fertigenden Teile und die Vorbereitungen, wie Verstiftung etc. Bei den Flügelstreben hatte ich alle zwölf auf die exakt gleiche Länge zugeschnitten, um dann fest zu stellen, dass die Angabe im Bauplan falsch ist. Das ist unnötig ärgerlich. Die nächste Überraschung gab es bei der bei einem Doppeldecker ohnehin aufwendigen exakten Ausrichtung von Ober- und Unterflügel. Die vorgegebenen Löcher passten nicht perfekt zusammen und so mussten einige Streben leicht versetzt angeordnet und die falschen Löcher verschlossen werden.

Curtiss Model F (1913)

Ich hatte lange überlegt, ob ich die Curtiss als reines Flugboot baue oder als eher seltene Amphibienversion. Aber zum einen sind die Speichenräder wirklich sehr gut gelungen und als ich ein Foto fand, auf dem eine Amphibienausführung mit der Motoranordnung des Bausatzes und auch den frühen Stützschwimmern abgebildet war, war die Entscheidung gefallen.

Curtiss Model F (1913)

Bemalt wurde mit Revell- und Humbrolfarben, die Holzmaserung mit Ölfarben. Für den Mahagoni-Farbton wurde dann noch Clear-Red von Tamiya verwendet. Die Verspannung ist, wie bei mir üblich, mit dünnem Draht ausgeführt. Der Curtiss-Schriftzug wurde selbst gedruckt.

Abschließend kann man sagen, dass Omega Models garantiert keinen Schüttelbausatz abgeliefert hat, aber eine solide Ausgangsbasis für ein schönes Modell und eine Bereicherung meiner Sammlung.

Jürgen Wagenknecht

Publiziert am 16. Januar 2018

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