Bölkow 208 JuniorKlein und kniffligvon Thomas Brückelt (1:72 Flugzeug)Vor einiger Zeit entdeckte ich auf einer Modellbau-Messe die rote Schachtel von „Flugzeug" mit dem Bausatz der Bölkow Junior darin. Der kleine Exot ging dann in meinen Besitz über und landete nun auf dem Basteltisch. Der Kit besteht aus wenigen Spritzgussteilen mit feiner Oberflächenstruktur. Fahrwerksteile, Propeller, Flügelstreben und Raketenwerfer für eine militärische Variante liegen als Zinnteile bei. Die Kabinenhaube ist doppelt als Tiefziehteil vorhanden. Eine kleine ABS-Platte findet sich ebenfalls im Karton, aus ihr entstanden die Seitenleitwerksfinne und der Sporn. Insgesamt werden drei Bemalungen vorgeschlagen, die dazugehörigen Decals sind sauber gedruckt und lassen sich gut verarbeiten. Der Rumpf ist sehr dickwandig. In der Anleitung wird darauf hingewiesen, dass man den hinteren Rumpf ausdünnen soll, damit das Modell später nicht nach hinten kippt. Mit einem Fräser entfernte ich einiges an Material. Den Vorderrumpf füllte ich mit Blei. Die Ausstattung des Cockpits ist recht schlicht gehalten, da es recht unterschiedliche Auslegungen - je nach Version - gab. So hatten die früheren „Junioren" einen zentralen, Y-förmigen Steuerknüppel, der allerdings nicht sonderlich beliebt war. Spätere Versionen erhielten vor jedem Sitz einen herkömmlichen Stick. Ich entschied mich für die als Bemalungsvariante vorgeschlagene G-ASWE (britische Zulassung). Im Internet fand sich ein Schwarz-Weiß-Bild mit der Information, dass sie später unter der Registrierung G-CLEM flog. Unter der neueren Zulassung fanden sich ein paar Farbbilder, die einige Details gut erkennen ließen. Leider fand ich kein Foto vom Cockpit. Was dessen Farbgebung angeht orientierte ich mich an Hans-Jürgen Fischers ausführlicher Scale-Dokumentation, die in der Zeitschrift Aviator 9/2015 abgedruckt ist. So entstanden viele Details im Eigenbau: Kopfstützen, Steuerknüppel, Seitenruderpedale, Haubenriegel, Einstiegshilfen, Antennen, Anti-Kollisions-Lichter, Venturi-Düse und Auspuffrohre. Eine angepasste Figur (1:87, Preiser) belebt das Cockpit und sorgt zusätzlich für eine günstigere Schwerpunktlage. Als ich nach dem Anbringen der letzten Details die erste Grundierschicht auftrug, wurde mir klar, dass die Masse der Farbe (die hinter dem Hauptfahrwerk größer ist als davor) das Modell zum Kippen bringen könnte. Ich bohrte ein Loch mit ca. 3 mm Durchmesser von unten in die Cowling und klebte dort nochmals ein Stückchen Blei ein, das ich dann mit der Oberfläche bündig verschliff. Das war kein Fehler, später steht das fertige Modell gerade so auf allen Dreien. Im Nachhinein betrachtet, würde ich noch einen Copiloten mit einbauen, um noch etwas mehr Gewicht vorne zu bekommen. Hier kommt es wirklich auf jedes Zehntel Gramm an. Ich pinselte nach der Grundierung drei Schichten Weiß (Revell 4) auf, danach folgten die roten Flächen. Leider gingen die feinen Oberflächenstrukturen durch die recht dicke Farbschicht größtenteils verloren. Ein Nachziehen der Ruderspalte wäre daher schwierig geworden. So kam ich auf die Idee diese mit Hilfe von Nassschiebebildern hervorzuheben. Auf einem Decalbogen von tailormadedecals.com dienen hauchdünne, schwarze Linien dazu Decalgruppen voneinander abzutrennen. Diese Linien eigneten sich hervorragend für diesen Zweck. Zum Schluss erhielt das Modell einen seidenmatten Klarlacküberzug, den ich aufsprühte. Der Bau der Bo-208 war recht anspruchsvoll, daher kann ich diesen exotischen Kit nur erfahreneren Modellbauern empfehlen. Mit der Bölkow Junior erhält man ein interessantes Stück Hobbyfliegerei für die Sammlung und durch ihre etwas eigenwillige Form sorgt sie für Abwechslung in der Vitrine. Thomas Brückelt, Publiziert am 17. März 2017 © 2001-2024 Modellversium Modellbau Magazin | Impressum | Links |