Wright Flyer I (1903)von Jürgen Wagenknecht (1:72 Renwal)Nach der Blériot XI möchte ich nun das zweite Modell aus der Doppelpackung vorstellen, den Wright Flyer I von 1903. Jeder, der sich nur etwas für die Fliegerei interessiert, wird dieses Flugzeug kennen. Das OriginalDer Wright Flyer I gilt bis heute in den meisten Publikationen als das Flugzeug, mit dem der erste kontrollierbare Flug einer Maschine schwerer als Luft durchgeführt wurde. Unabhängig von den Diskussionen, ob jetzt wirklich der erste oder ob es jemand zuvor geschafft hat, ist die erste motorisierte Konstruktion der Gebrüder Wright definitiv geflogen und die Basis für alle weiteren Entwicklungen der Gebrüder Wright, aus denen unzweifelhaft dann das erste voll funktionstüchtige Flugzeug der Welt wurde, der Flyer III. Die Gebrüder Wright, Orville und Wilbur erarbeiteten sich ihre Erfolge durch ein sachliches und gewissenhaftes Arbeiten. Zudem standen sie in Korrespondenz mit praktisch allen wichtigen Personen der damals aufkommenden Fliegerei, u.a. auch mit Otto Lilienthal. Es war ihnen auch absolut bewusst, dass ihr Flyer ohne Gegenwind nicht starten konnte, deshalb starteten sie ihre Flugversuche auch an Tagen mit kräftigem Wind. Der erste Flugversuch war am 14.12.1903. Die Startschiene wurde abschüssig verlegt und der Flyer mit Wilbur an Bord hob ab, krachte aber kurz darauf wieder zu Boden, wobei er beschädigt wurde. Bereits drei Tage später gab es die nächsten Flugversuche, die dann in die Geschichte eingegangen sind. Diesmal hatte Orville den ersten Versuch. Die Startschiene war diesmal horizontal verlegt worden, da der Versuch am 14.12. bewiesen hatte, dass ein Start möglich war. Er hob ab und konnte die Maschine 12 s in der Luft halten. Jetzt wechselten sich Wilbur und Orville ab und sie steigerten sich von Flug zu Flug. Der Flyer war recht empfindlich zu steuern und neigte zu einem steilen Aufstieg, und wenn dieser nicht ruhig abgefangen wurde, ging es genauso schnell berg ab. Bei dem letzten Flug am 17.12.1903 gelang es Wilbur, die Maschine fast eine Minute ruhig zu halten, und so endete der Flug nach 59 s. Die Landung war etwas unsanft und der Flyer wurde beschädigt. Nachdem Wilbur den Flyer verlassen hatte, wurde er von einer Windböe erfasst und weiter beschädigt. Das ModellDer Wright Flyer ist das zweite Modell aus der Doppelpackung mit der Blériot XI. Und er ist, im Vergleich der anderen Renwal Bausätze einer der besten der Reihe. Der Bausatz stammt aus den Jahren 1966 - 68 und ist als Gerippebausatz mit Bespannungsmaterial (Aero-Skin) ausgeführt. Sogar der sich in der Packung befindliche Kleber war noch gefüllt enthalten. Trotz des berühmten Vorbilds ist der Bausatz von Renwal bis heute der einzige in Spritzgusstechnik im Maßstab 1:72. In diesem Maßstab gibt es sonst noch zwei verschiedene Bausätze aus fotogeätzten Teilen und ein Die-cast Fertigmodell. Der Bausatz weist keine gravierenden Fehler auf, bis auf die Propeller. Diese haben in ihrer Form mit den Originalen nichts zu tun, zudem müssten sie gegenläufig sein, was auch nicht beachtet wurde. Ansonsten ist am Motor sogar auf der Rückseite die dort verlaufende Kette berücksichtigt und der Verstellmechanismus des Höhenruders ist vorhanden. Natürlich sind alle Streben etwas überdimensioniert, aber das ist bei einem über 40 Jahre alten Bausatz nicht anders zu erwarten. Zudem ist er ein ganz klein wenig zu groß: In der Länge um ca. 1 mm und in der Spannweite um 2 mm. Der BauBeim Wright Flyer habe ich ausnahmsweise mal die beiliegende Pilotenfigur verwendet. Das liegt einmal daran, dass die liegende Position des Piloten etwas Besonderes ist, aber auch daran, dass die Figur recht gut getroffen ist und auch die korrekte Größe besitzt. Nachdem das Untergestell zusammengesetzt wurde, wurden die Flügel und die Höhenruder bespannt. Die Seitenruder müssen nicht bespannt werden, da diese als Platten beiliegen. Intelligenterweise wurde auf ihnen die Teilenummer aufgeprägt, die dann abgeschliffen werden muss. Die Bespannung wurde mit der mittlerweile bewährten Technik mit Klebestift ausgeführt. Beim Zuschneiden der Überreste des Bespannungsmaterials musste diesmal jede Biegung an den Flügelrückseiten ausgeschliffen werden, denn der Flügel besitzt hier keine gerade Kante. Dies ging aber recht einfach vor sich, war eher eine Geduldsprobe. Dann mussten an den Flügeln die Vielzahl der benötigten Löcher wieder frei gelegt werden. Ich hatte deshalb beim unteren Flügel zuerst die Oberseite bespannt und beim oberen Flügel zuerst die Unterseite. Die Passgenauigkeit war recht gut. Der kniffligste Teil des Zusammenbaus war die Montage des Oberflügels auf insgesamt 20 Flügelstreben. Damit hält der Wright Flyer für ein Flugzeug in dieser Größe wohl den Rekord. Lackiert wurde wieder mit Revell Aqua Color mit Pinsel und Ölfarben zur Holzmaserung. Die Holzelemente wurden glanzversiegelt, die Stoffelemente matt. Die Propeller habe ich als letztes aus einer Kunststoffplatte geschnitten und in die passende Form geschliffen. Das ging wesentlich einfacher, als ich zuerst befürchtete. Am Ende des Baus bin ich mit einem sehr schönen Modell belohnt worden. Leider sind damit die Renwal Bausätze abgearbeitet, denn der dritte Doppelbausatz umfasst die Antoinette und Voisin-Farman, deren Wiederauflage/Kopie ich mit dem Entexbausatz bereits gebaut habe und andere Flugzeugmodelle dieser Machart gibt es leider nicht in 1:72. Bei allen Widrigkeiten der Bausätze von Renwal sind sie bisher der beste Beitrag zu Flugzeugen aus dieser Epoche. Quellen:
Jürgen Wagenknecht Publiziert am 18. April 2015 © 2001-2024 Modellversium Modellbau Magazin | Impressum | Links |