Dornier Do 26 SeefalkeD-AWDS, Lufthansavon Roland Sachsenhofer (1:72 Amodel)
Das Projekt hat mich von Beginn an hin und her gerissen: zum einen war ich von der Möglichkeit, dieses wirklich wunderschöne Flugzeug zu bauen und irgendwann in der Vitrine stehen zu haben, wie elektrisiert. Zum anderen hat die Umsetzung dieses Vorhabens eine solche Vielzahl von Schwierigkeiten gemacht, dass ich mehrmals verführt war, das ganze einfach sein zu lassen. Wenn ich dieses groß, elegant und aufregend geformte Modell jetzt vor mir sehe, überwiegt natürlich die Freude am beendeten Bau - und die erlebten Schwierigkeiten werden schnell nur mehr als wertvolle Erfahrungen wahrgenommen.
Woher kommt die Begeisterung für diese Dornier-Konstruktion? An einer weiten Verbreitung oder an einer sonderlich interessanten und erfolgreichen Einsatzgeschichte dieses Musters kann es nicht liegen. Im Sommer 1938 zum ersten Mal geflogen, war die Do-26 entsprechend einem Entwicklungsauftrag der Lufthansa als Postflugzeug für Transatlantikrouten wie Lissabon – New York entworfen worden. Schon der Prototyp Do-26 V1 „Seeadler“ konnte sowohl ästhetisch als auch von den Leistungsparametern her verdeutlichen, dass Dornier hier ein Glanzstück des Seeflugzeugbaues gelungen war.
Über die gefällige ästhetische Form hinaus springen zwei ungewöhnliche Aspekte ins Auge: da ist einmal der Antrieb in Form von vier je 700 PS leistenden Jumo 205 Dieselmotoren. Nebst der bemerkenswerten Tatsache, dass Selbstzünder verwendet worden sind, besteht eine Besonderheit darin, dass die hinteren Triebwerke schwenkbar gelagert worden sind, um deren Propeller vom Spritzwasser frei halten zu können. Zum anderen fallen die Stützschwimmer in Form von zwei in die Flächen einziehbaren rechteckigen Auftriebskörpern auf. Aus aerodynamischen Gründen hatte Dornier auf die üblichen „Stummel“ verzichtet.
Insgesamt wurden sechs Exemplare dieses aerodynamisch nahezu vollkommenen Seeflugzeuges gebaut. In ihrer zugedachten Rolle sind die gebauten Do-26 allerdings nur kurz unterwegs gewesen. Nach Kriegsausbruch wurden alle sechs gebauten Maschinen von der Luftwaffe übernommen, die sie für Versorgungsflüge nach Narvik einsetzte. Im militärischen Betrieb konnte die Do-26 nicht überzeugen. Beschussanfällig und aufwendig in der Wartung überlebte keines dieser Muster ihren Kriegseinsatz.
Mein Modell zeigt den zweiten Prototyp, die Do-26 V2 „Seefalke“, die gemeinsam mit der V1 „Seeadler“ von der Luftwaffe dann als Do-26 A übernommen werden sollte. Ihre farbenfrohe Lackierung trug sie während ihres kurzen Einsatzes als Transatlantik-Flugboot zwischen ihrem Erstflug im Frühjahr 1939 und dem Herbst desselben Jahres.
Dieses Projekt stellt meine erste Kontaktnahme mit einem Amodel–Bausatz dar. Nach Öffnen der Schachtel war ich von der Vielzahl der Teile und den stimmig scheinenden Paneel Linien erfreut. Ein Eindruck, der nicht lange halten sollte… Um es kurz zu machen: bei buchstäblich jeder Baugruppe wie Rumpf, Tragflächen, Motoren etc. ist mit gröbster Passungenauigkeit zu rechnen, beinahe jedes Bauteil ist mit Aufwand nachzubearbeiten oder überhaupt neu zu erfinden. Dies betrifft etwa den komplizierten Aufbau des Rumpfes, der nicht etwa nur aus zwei Halbschalen besteht. Um den Rumpf zu schließen, muss dorsal ein aus mehreren Teilen bestehendes „Dach“ eingeklinkt werden, das die zwei längs laufenden Rumpfstraken trägt. Prinzipiell ist das keine schlechte Idee, da das Versäubern der Klebenaht zwischen den beiden Straken sehr schwierig werden würde. Die Umsetzung dieser Idee ist allerdings so mangelhaft und passungenau ausgefallen, dass schlussendlich alle durch diese Prozedur beschädigten und in Mitleidenschaft gezogenen Rumpf-Straken abgeschliffen werden mussten. Dies bedeutet natürlich auch, dass für diese aus selbstgezogenen Plastikstegen Ersatz hat gefunden werden müssen. Bei all dem muss ich bedenken, dass diese Misslichkeiten auch an meinem mangelnden Geschick liegen könnten, allerdings bezweifle ich wirklich, dass Amodels Vorgabe befriedigend umgesetzt werden können. Quer durch die Bauzeit zog sich der Ärger mit falsch dimensionierten und manchmal auch sehr unsauber ausgeführten Teilen; der Übergang Rumpf - Tragflächen oder der fehlende Anschluss zwischen rückwärtigem Rumpfdach und dem Heck mögen hier als besonders spektakuläre Beispiele dienen. Das ganze führte natürlich zu regelrechten Spachtel- und Schleiforgien, wobei ich bald auch dazu übergegangen bin, schon einmal vorgespachtelte Spalten mit mittelflüssigem Cyanacrylatkleber auszugießen und dieses dann in die richtige Form zu schleifen. Die Klarsichtteile am Rumpf sind leider nicht plan an der Rumpfoberfläche anzubringen; wer hier mehr Einfallsreichtum hat als ich, ist zu beglückwünschen.
Der Antennenaufbau, der im Bausatz zu finden ist, ist für die V2 nicht korrekt; er muss ebenso wie die komplett fehlende Gräting an der rückwärtigen Motorenverkleidung selbst gebaut werden. Vorsicht ist auch bei den Decals geboten. Diese sind zwar prinzipiell zu verwenden, zerspringen aber sehr leicht in kleinste Stücke. Dies verträgt sich leider nicht gut mit ihrer Besonderheit, bei Erstkontakt mit der Modelloberfläche wie betoniert zu kleben… Mein Blutdruck war während der gesamten Prozedur entschieden über der ärztlich empfohlenen Grenze.
Als mein persönliches Fazit bleibt, dass ich mit großer Freude und einem gewissen Stolz auf dieses Modell blicke: Auf manche der hier gemachten Bau-Erfahrung hätte ich liebend gerne verzichtet - aber schlussendlich ist es noch immer die einzige Möglichkeit, diese Seeflugzeug-Schmuckstück in die Vitrine zu bekommen. Um Amodel-Bausätze werde ich vorerst einen großen Bogen machen. Ob des wirklich stolzen Preises dieses Bausatzes ist radikal anderes zu erwarten, zumindest aber ein prinzipiell baubares Modell. Ob die Do-26 von Amodel dazu zu zählen ist, wage ich nach den hier gemachten Erfahrungen zu bezweifeln.
Einen Baubericht sowie eine Übersicht über die Bausatzteile gibt es hier im JAM Forum. Wie immer stehe ich für Anregungen und Fragen offen: ro.sachsenhofer@gmx.at
Roland Sachsenhofer Publiziert am 28. Februar 2015 © 2001-2024 Modellversium Modellbau Magazin | Impressum | Links |