Morane-Saulnier H (1914)von Jürgen Wagenknecht (1:72 AZ model)
Von AZ Model gibt es mehrere Bausätze der Morane Saulnier. Da gibt es die obligatorischen Militärmaschinen aus dem ersten Weltkrieg als Pfalz E I oder Morane Saulnier und als neuesten Bausatz die hier von mir gebaute Wasserflugzeugvariante. Die Bezeichnung „WR“ ist dabei eine reine Fantasiebezeichnung, wahrscheinlich soll das „Water Racing“ bedeuten. Ich habe mich für die Version vom Packungsbild entschieden, der Maschine vom Chefpiloten von Morane Saulnier Roland Garros. Der Name Roland Garros ist vielen Tennis-Fans bekannt, denn ihm zu Ehren wurden die French Open benannt. Er schied zwar bei dem Schneider Cup mit einem stehen gebliebenen Motor aus, aber seine Flugleistungen, gerade mit der Morane Saulnier, haben ihn berühmt gemacht. Das Flugzeug ist im wesentlichen weiß, mit schwarzen Umrandungen. Dabei ist AZ-Model ein Fehler in der Bemalungsanleitung passiert, denn in dem Foto, welches ich im Internet genau von dieser Maschine gefunden habe, ist der vordere Bereich, bis zum Beginn der Stoffverkleidung, schwarz.
Der Bausatz enthält ein Armaturenbrett mit der Andeutung eines Instruments, Fußpedale und Steuerknüppel sowie den Pilotensitz. Nach Fotos des Cockpits aus dem Internet, ist der ovale obere Bereich des Steuerknüppels quer und nicht hochkant angebracht. Das lässt sich aber leicht umbauen. Ebenfalls scheint das Armaturenbrett drei Anzeigen gehabt zu haben, wovon die rechte der horizontal angebrachte Kompass ist. Da die Maschinen, die im Schneider Cup eingesetzt waren, auf jeden Fall einen Kompass besaßen, habe ich die beiden fehlenden Instrumente nach gebaut.
Ein weiterer Fehler ist AZ Model bei der Schwimmeraufhängung passiert. Diese waren unten vor dem Schwimmerkörper noch mit kleinen Streben versehen. Obwohl ich die Fotos etliche Male betrachtet hatte, ist mir dieses erst aufgefallen, nachdem ich die Schwimmer bereits montiert hatte. Das hat die Anbringung der Verstrebungen aus Drahtelementen nicht gerade vereinfacht. Beim Heckschwimmer liegen die vorderen Streben dem Bausatz nicht bei. Diese muss man sich selbst anfertigen, was zwar nicht das Problem an sich ist, aber eine kurze Info über die benötigte Länge hätte das ganze schon vereinfacht. Hier diente als Hilfe die seitliche Abbildung der Maschine auf der Packungsrückseite, die ziemlich exakt in 1:72 gehalten ist.
Für wen Resinteile der Inbegriff einer hohen Detaillierung sind, der wird hier eines besseren belehrt: Die Teile haben eine raue Oberfläche, beide Schwimmer müssen nachbearbeitet werden, damit sie gleich groß sind und beim Heckschwimmer fehlt die Fuge, in der die Strebe gesetzt werden muss, fast vollständig. Der Bausatz hat fast keine Passstifte. Die einzigen vorhandenen sind die an den Flügeln. Da man aber bei den Rennversionen die Flügel mit einer Säge um eine Rippe kürzen muss, entfallen auch diese, die aber auch nicht sehr passgenau waren. Beim Zusammenbau der beiden Rumpfhälften ist anschließend ordentliches Spachteln angesagt, sonst hat man eine überdeutlich sichtbare Trennfuge. Ansonsten ist die Passgenauigkeit, nach der obligatorischen Nachbearbeitung jedes Einzelteils, aber ganz ordentlich.
Die Ruderhörner für das Höhen- und Seitenleitwerk müssen selbst gebaut werden. Da die Leitwerke sich komplett bewegt haben, kann man sie, falls gewünscht, leicht in einer ausgelenkten Position bauen. Ebenso muss die Frontscheibe selbst gefertigt werden, hier gibt es aber in der Bauanleitung Größenangaben und klares Plastiksheet kann man von fast jeder SB-Verpackung verwenden. Da die Rennversionen einen Le Rhone Umlaufmotor verwendeten, bleibt der für die schwedische Maschine gedachte Gnome für die Ersatzteilkiste übrig. Nach vorsichtigem Entfernen des Gussgrats und ergänzt mit den Stößelstangen aus dünnem Draht, ergibt sich ein recht hübscher Motor.
Die Bauanleitung enthält auch einen Verspannungsplan, der aber nicht ganz korrekt ist. Hier habe ich mich wieder an das Foto gehalten und die Verspannungen wieder, wie bei mir üblich, aus dünnem Draht angefertigt. Beim Flügel ist z.B. der vordere Holm zweimal abgespannt, der hintere Flügelholm dreimal. Auf dem Packungsbild sind beide dreimal abgespannt, was falsch ist. Lackiert wurde das Modell mit dem Pinsel und Revell Aqua Farben. Die holzfarbigen Teile, wie z.B. Propeller und Schwimmer, wurden mit Ölfarbe gemasert.
Die dem Bausatz beiliegenden Decals sind eine Geschichte für sich. Ich hatte noch nie in meinem Leben dermaßen schlechte Decals! Sie lösen sich vom Papier sofort bei Berührung mit Wasser, sind ultradünn und lassen sich, ohne einzureißen oder zu zerreißen, praktisch nicht verschieben. Von den vier Nummern auf dem Flugzeug konnte ich nur eine unzerstört anbringen, und diese hatte ich vorher zur Verstärkung mit Klarlack überstrichen. Die anderen habe ich teilweise mit Decals aus dem Restefundus zusammengeflickt und nachgemalt.
Insgesamt bekommt man am Ende ein schönes Modell dieses berühmten Flugzeugs. Hier auch großes Lob an AZ Models, dass bei den Markierungs- und Bemalungsvarianten auch zivile Vorkriegsmaschinen berücksichtigt wurden. Man kauft auch nicht die Katze im Sack, denn bei jeder Packung von AZ-Model sind die zu bauenden Versionen auf der Rückseite des Kartons farbig abgebildet und auch im Internet auf der Homepage zu sehen. Man kann nur hoffen, dass auch Eduard seine Sopwith Talboid, immerhin der Gewinner des Schneiderpokals von 1914, mit Decals und evtl. Zurüstteilen von diesem Wettbewerb wieder auf den Markt bringt. Weitere Bilder
Jürgen Wagenknecht Publiziert am 06. September 2013 © 2001-2024 Modellversium Modellbau Magazin | Impressum | Links |