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Avro Triplane (1909)

von Jürgen Wagenknecht (1:72 Renwal)

Avro Triplane (1909)

Das Original

Avro ist einer der langlebigsten Flugzeugnahmen weltweit. Noch heute kann man bei einem Flug mit der Lufthansa oder Swiss mit einer Avro („Jumbolino") fliegen. Auch jedem bekannt ist sicherlich die berühmteste Avro, die Lancaster. Angefangen hat alles viel kleiner. Von den vielen Preisen, welche von der „Daily Mail" zur Förderung der Aviatik gestiftet wurden, gewann Alliot Verdon Roe den ersten mit einem Flugzeugmodell. Der Gewinn wurde in ein richtiges Flugzeug ähnlichen Aussehens investiert, welches erste Sprünge vollführte. Nach Umzug in seine neue Werkstatt unter einer Eisenbahnbrücke, begann er mit dem Bau eines Dreideckers, dessen Leitwerk ebenfalls tragende Flächen besaß. Mit einem 9 PS J.A.P. Motor gelang der Maschine, auch „Avroplane" oder „Bull's Eye" genannt, am 23. Juli 1909 ein Flug über 274 m. Im Dezember, in Wembley Park, einer über 805 m. Der Flug vom 23. 07. war der erste Flug eines in Großbritannien entworfenen und gebauten Flugzeugs, das auch einen englischen Motor hatte. Alliot Verdon Roe baute noch drei weitere Dreidecker, bevor er sich den Doppeldeckern zu wandte.

Quellen: Kenneth Munson: Flugzeuge der Jahre 1903 - 1914; Enzo Angelucci: Falken-Handbuch in Farbe Flugzeuge von den Anfängen bis zum 1. Weltkrieg

Avro Triplane (1909)

Der Bausatz

Der Bausatz stammt von der mittlerweile vom Markt verschwundenen Fa. Renwal und wurde zwischen 1966 und 68 verkauft. Es handelte sich immer um Doppelpackungen, in der Packung mit der Avro Triplane war auch noch ein Bausatz der Curtiss Golden Flyer von 1909 enthalten, den ich bereits auf Modellversium vorgestellt habe. Die Formen sollen sogar noch älter sein und von der Fa. Taimei hergestellt worden sein.

In schwarzem Plastik gespritzt als Gerippemodell liegt dem Bausatz für jedes Modell ein ca. A4 großer Bogen Spannpapier (Aero Skin) bei. In vier Baustufen geht es zum fertigen Modell, wobei sich das vierte Bild der Verspannung widmet. Der Verspannungsplan ist korrekt und vermeidet die häufig in Bildern dargestellte falsche Verspannung.

Avro Triplane (1909)

Der Bausatz besitzt absolut schlüssige Proportionen, zumal sich hier ausnahmsweise alle Quellen über die Abmessungen des Flugzeugs einig sind. Ansonsten ist er, ähnlich wie die Curtiss, etwas gröber ausgeführt und natürlich nicht mit heutigen Standards zu vergleichen, aber es gibt leider keine Alternativen. Gebaut werden kann die erste Version der Maschine, also mit Hecksporn und nicht mit einem Heckrad, wie auf der Packung gezeigt.

Mein Bausatz war mit einer großen Anzahl von Auswerfermarken „gesegnet", die den Eindruck machten, als wäre der Bausatz zu frisch aus den Formen gedrückt worden, denn sie waren recht tief und der Kunststoff wirkte teilweise wie beiseite gedrückt. Allein das Rumpfoberteil hatte 15 Auswerferstellen und praktisch kein Teil wurde verschont. Hier musste also ordentlich gespachtelt werden.

Avro Triplane (1909)

Die Passgenauigkeit war ebenfalls nicht mit der Curtiss zu vergleichen. Weder Flügel noch Heckleitwerk passten. Bei den Flügeln sind sogar mehrere Fehler, die von der Bauanleitung über die Formen reichen. So soll nach der Bauanleitung die Motorwelle an eine Stelle verklebt werden, die unweigerlich dazu führt, dass absolut gar nichts mehr passt, weder Motor, noch Welle oder die Flügelposition. Verstärkt wird das noch alles dadurch, dass an den Flügeln sogar die Befestigungsstelle in Form einer Öse angegossen ist, die man einfach abschneiden sollte. Beim Heckleitwerk passt der Rumpf nicht durch das V-förmige Gestell. Hier muss ordentlich geschliffen werden.

Avro Triplane (1909)

Kompliziert wird der ganze Zusammenbau dann noch durch den extrem verschachtelten Aufbau des Flugzeugs. Der Unterflügel ist mit einem Träger abgestrebt und muss lose platziert werden, wenn man das Fahrgestell anbringt. Erst dann sollte man den Unterflügel ankleben. Die genaue Position soll über Zapfen der vier inneren Flügelstreben markiert werden, aber die Zapfen sind alle an der falschen Position angegossen. Sie müssen sich oberhalb des Mittelflügels befinden, dann könnte man den Mittelflügel aber nicht mehr anbringen. Also wurden sie unterhalb des Mittelflügels angegossen, wo sie nur stören und abgeschnitten werden sollten. Man benötigt also viel Geduld, um die drei Flügel auf ihren zwölf Streben auszurichten und zu verkleben. Zum Eingewöhnen kann man vorher das Leitwerk zusammenbauen, was alleine schon mehr Streben aufweist, als eine Sopwith Triplane oder Fokker Dr. 1.

Avro Triplane (1909)

Die Bemalung erfolgte bei den Holzteilen wie üblich mit Ölfarbe zur Maserung auf einen hellbraunen Grundanstrich. Für die bespannten Flächen verwendete ich Revells Beige 314, welches dann mit Klarlack mattiert wurde. Die Bespannung mit Papier ist übrigens besonders originalgetreu, denn auch das Original war mit Papier verkleidet und nicht mit Stoff. Auf einigen Fotos sieht man, dass die Verkleidung deutlich nachlässiger ausgeführt war, als bei heutigen Museumsnachbauten.

Die Verspannung wurde dann wieder mit dünnem Draht, in entsprechende Längen geschnitten, ausgeführt. Hier darf man nicht der Versuchung erlegen, die Flügel ähnlich stark zu verspannen, wie das Leitwerk, wie es auf vielen Zeichnungen zu sehen ist, denn auf den wenigen Fotos, auf denen die Verspannung zu erkennen ist, wird der Verspannungsplan von Renwal bestätigt.

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Avro Triplane (1909)

 

Jürgen Wagenknecht

Publiziert am 22. Februar 2013

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