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Mississippi Raddampfer

von Michael Klinger (1:271 Revell)

Mississippi Raddampfer

Das Original

Dampfgetriebene Schaufelradschiffe gibt es schon seit Ende des 18. Jahrhunderts, entweder als Seitenraddampfer oder als Heckraddampfer. Der wohl berühmteste war die „Robert E. Lee“, sie gewann 1870 ein Rennen gegen die „Natchez“, ebenfalls ein Seitenraddampfer, von New Orleans den Mississipi hinauf nach St. Louis. Heute fahren in den USA Steamboats nur noch für Touristen, meist als schwimmende Spielcasinos.

Der Bausatz

Wieso ausgerechnet Maßstab 1/271? Die Antwort liegt im Alter dieses Bausatzes: In der Frühzeit des Plastikmodellbaues waren die Maßstäbe vieler Bausätze an den damaligen Standart-Schachtelgrößen orientiert. Frei nach dem Motto: `Das Spielzeug zum Zusammenkleben soll gut den vorgegebenen Karton ausfüllen`, wurden vor allem Schiffe in sehr seltsamen Maßstäben herausgebracht.

Wichtig für die Optik ist der stramme Sitz der festen Teile der Takelage
Wichtig für die Optik ist der stramme Sitz der festen Teile der Takelage

Durch Wiederauflagen dieser Kits haben wir teilweise auch heute noch die Wahl zwischen ganz unvergleichlich einzigartigen Maßstäben wie 1:142, oder 1:253. Zur Zeit (2005) ist dieses Modell übrigens bei Revell ohnehin nicht im Programm. Ursprünglich kam der Kit als „Robert E.Lee“ in den Handel, man konnte das Modell durch einen mitgelieferten Elektromotor fahrfähig bauen. So erklärt sich wohl der ungewöhnliche Tiefgang des Modells von umgerechnet etwa fünf Metern. Der echte „Robert E.Lee“ hatte sicher etwas weniger ( etwa drei Meter), denn typisch für die meisten Flussraddampfer der USA war ein flacher Rumpf, um über seichte Stellen in sich ständig ändernden Flußbetten fahren zu können. Daher auch die typische Takelage: Kabel, die über Pfosten und die Schornsteine gespannt wurden, versteiften die Floßähnliche Originalkonstruktion von oben gegen Verwindung und durchbiegen bei voller Beladung.

Diese Wasserlinie ist höher gesetzt als in der Bauanleitung angegeben
Diese Wasserlinie ist höher gesetzt als in der Bauanleitung angegeben

Bau und Lackierung

Dem Revellbausatz merkt man sein Alter an: Viele Teile weisen Fischhäute auf und müssen sorgfältig entgratet werden. Die Passgenauigkeit ist ganz passabel, nur will sich das Hauptdeck nicht an die geschwungene Oberkante des Rumpfteiles anpassen. Hier ist nur mit Gewichten (Taschenbücherstapel) eine sichere Verbindung möglich, während der Kleber für ein bis zwei Tage durchtrocknet. Vorher sollte schon der Rumpf weiß gestrichen sein und dann die Wasserlinie markiert, durch herumfahren mit einem Bleistift um den auf einem Tisch stehenden Rumpf. Der weitere Zusammenbau bereitet selbst Anfängern kaum Probleme, und Schleifarbeiten an Klebenähten sind, außer bei den Schornsteinen, kaum erforderlich (Nach dem Entgraten der vielen Geländer hat man dazu auch keine Lust mehr!). Aufwendiger ist die Bemalung, welche bei mir mit dem Pinsel erfolgte. Viele Teile wie die Streben, einige Geländer, die Pfosten und Masten und auch die zusammengeklebten Schornsteine sollten nach dem Entgraten und vor dem Zusammenkleben jeweils für sich ihren Anstrich erhalten.

Mississippi Raddampfer

Die Farbgrenzen zwischen dem holzbraunen Deck und den weißen Aufbauten gelingen gut, wenn man noch eine Ziehfeder z.B. aus einem Zirkelkasten besitzt. Am besten streicht man erst alle betreffenden Flächen Mattweiß. Nun braune Farbe zwischen die Metallschenkel der Ziehfeder tröpfeln oder streichen. Falls die Farbe an die Aussenseiten der Schenkel gerät, diese gut abwischen. Dann die Farbe innen bis an die Spitze zwischen den Schenkeln laufen lassen. Es folgen Versuche auf Pappe, Joghurtbechern oder den Innenseiten von Bauteilen, ob die Farbe sich gut auf die Fläche ziehen läßt. Beide Spitzen der Schenkel müssen die zu bemalende Oberfläche berühren, und für gerade Linien sollte einer der Schenkel an einer geraden Kante entlanggleiten. Das kann ein Geodreieck oder eine gerade Kartonkante sein, bei Schiffen einfacherweise meist der Aufbau. Falls „nix kommt“ die Farbe aus der Ziehfeder abwischen und neue, stärker verdünnte einträufeln. Nach einigen Versuchen gelingen nicht nur gerade Deckskanten, sondern auch gerade Linien auf gekrümmten Modelloberflächen.

Mississippi Raddampfer

Bei den Schornsteinen sollte statt seidenmattem oder gar glänzendem Schwarz besser mattes Schwarzgrau verwendet werden, denn Sonnenlicht und Hitze ließen diese Farben schnell ausbleichen. Die Schornsteine qualmten oft sehr stark, und viel Ruß setzte sich oben außen am Schornstein ab. Dort sollten diese also matt Schwarz sein. Am übrigen Modell besser nur wenig verschmutzen, denn auf Fotos aus dem 19. Jahrhundert sehen die Raddampfer meist gut gepflegt aus. Ich habe vor allem am Rumpf bei den Schaufelrädern Schmutz und Schlammreste dargestellt.

Die Ziehfedertechnik für gerade Farbgrenzen, hier an einem anderen Modell
Die Ziehfedertechnik für gerade Farbgrenzen, hier an einem anderen Modell

Umbauten am Modell

Bei meiner „Mississippi Queen“ setzte ich die Schaufelräder fünf Millimeter tiefer, um den zu tiefen Rumpf etwas zu kaschieren – sonst würde die Grenze der gemalten Wasserlinie weit unter dem tiefsten Punkt der Schaufelräder verlaufen. Wer die Mühe nicht scheut, sollte statt dessen jedoch die Tiefe des Rumpfes um 7-8 Millimeter verringern, also den Rumpf unten absägen und für die Steifigkeit eine neue Bodenplatte unterkleben oder einkleben. Die verzierten Verstrebungen zwischen den beiden Schornsteinen sind auf alten Fotos von Raddampfern filigran, auch Zeichnungen der „ Robert E Lee“ zeigen dünne Metallstäbe.

Die dicken Streben im Bausatz sind daher durch dünnere aus gezogenen Gießästen ersetzt worden. Die Löcher für das Takelgarn in den Decks sind sehr groß. Nach dem Takeln schloß ich die noch sichtbaren Spalte mit Gießastresten und retuschierte mit Decksfarbe, damit sich kein „Zweihunderteinundsiebziger-Mensch“ dort den Fuß bricht. Im übrigen sieht es auch besser aus.

In voller Fahrt…hinter einem Großfoto der Elbe und vor einem Landschaftsfoto
In voller Fahrt…hinter einem Großfoto der Elbe und vor einem Landschaftsfoto

Michael Klinger

Publiziert am 28. Juni 2005

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