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Otlichniy

Ein Zerstörer der Sovremenny-Klasse

von Lars Scharff (1:700 Dragon)

Otlichniy

Das Original

Die Otlichniy ist das dritte Schiff der Sovremenny-Klasse (Projekt 956). Die Produktion der Zerstörer der Sovremenny-Klasse auf der Zhdanov-Werft folgte der der Großen U-Jagdschiffen (Kreuzern) der Kresta II-Klasse. Sie haben eine ähnliche Verdrängung und Maschinenanlage wie die Vorgänger-Klasse, allerdings ist die Sovremenny-Klasse, wie die größere Slava- und Kirov-Klasse, auf die Bekämpfung von Schiffen ausgelegt. Dafür hat sie zwei Vierfachstarter für 2,5 Mach schnelle Moskit-Antischiffsraketen mit einer Reichweite von 120 km. Die Artilleriebewaffnung fällt außergewöhnlich stark aus (höheres Geschoßgewicht pro Minute als z.B. das der britischen Leichten Kreuzer der Town-Klasse bei ähnlicher Reichweite). Daneben haben sie eine starke Luftabwehrbewaffnung, aber nur eine schwache U-Jagdabwehr. Für die U-Jagd waren die parallel gebauten Schiffe der Udaloy-Klasse vorgesehen. Im Gegensatz zur Kresta II-Klasse (und den meisten Schiffen der Udaloy-Klasse mit Ausnahme des Typschiffs) haben die Schiffe der Sovremenny-Klasse traditionelle Zerstörernamen, d.h. sie sind nach Adjektiven benannt. Otlichniy bedeutet z.B. ausgezeichnet. Insgesamt wurden zwischen 1977 und 2006 23 Schiffe der Klasse begonnen. 17 davon wurden zwischen 1980 und 1994 für die Marine der UdSSR bzw. Russlands in Dienst gestellt, wobei heute nur noch sechs im Einsatz sind und fünf überholt werden. Zwei Schiffe wurden für China 1999 und 2000 fertig gestellt, während zwei weitere nach einem leicht verbesserten Entwurf 2006 an China geliefert wurden. Eine Schiff für die russische Marine ist unfertig, eines wurde als Lagerhulk fertiggestellt, während der Bau von zwei weiteren vor der Kiellegung suspendiert wurde.

Die einzelnen Schiffe unterscheiden sich – angesichts der langen Bauzeit der Klasse nicht unerwartet - in Bezug auf die elektronische Ausstattung. So haben die ersten drei Schiffe (Sovremenny, Otchayanny, Otlichniy) Top Steer-Radar, die nächsten beiden Einheiten (Osmotritel'nyy, Bezuprechnyy) Plate Steer-Radar, während ab Boyevoy alle Schiffe inklusive der chinesischen Einheiten Top Plate-Radar haben. Auch gibt es Unterschiede bei der ECM-Ausrüstung, der Form des Großmast und in Bezug auf ein zusätzliches Deckshaus zwischen Brücke und Schornstein. Die letzten beiden chinesischen Schiffe haben leicht veränderte Aufbauten, nur einen 13 cm Turm und das Kashtan-CIWS-System statt der AK-630M.

Otlichniy

Technische Daten

Die Otlichniy ist 156,37 m lang und 17,19 m breit. Bei einer Verdrängung von 7940 t hat sie einen Tiefgang von 7,79 m. Mit zwei Dampfturbinen, die je 49750 PS leisten, erreichte sie 33,4 Knoten.

Bewaffnung Otlichniy

  • 4 x 13 cm L/70 A-218 (zwei Zwillingstürme)
  • 2 x 4,5 cm (Salutgeschütze)
  • 4 x 3 cm AK-630M (vier sechsrohrige Geschütze)
  • 8 x 3M80E Moskit-SSM (SS-N-20 Sunburn, zwei Vierfachstarter)
  • 2 x Uragan-SAM-Starter (SA-N-7 Gadfly, Einzelstarter, insgesamt 48 Raketen)
  • 2 x RBU-1000-Sechsfach-Ujagd-Starter (48 Raketen)
  • 4 x 53,3 cm Torpedorohre (zwei Zwillinge)
  • 1 x Kamov Ka-27-Bordhubschrauber (Helix)

Otlichniy wurden von 1978-1983 auf der Severnaya-Werft (A.A. Zhdanova, Nördliche Werft) in Leningrad gebaut und war Teil der Nordmeerflotte. 1985 besuchte sie Havanna auf Kuba und 1989 Norfolk an der Ostküste der USA. Dazwischen erfolgten diverse Übungseinsätze, u.a. auch im Mittelmeer. Bei einem dieser Einsätze erfolgte im Juli 1988 an einem Liegeplatz in Sizilien eine Kollision mit einem unter der Flagge Panamas fahrenden Frachter, wobei die Otlichniy schwer beschädigt wurde. Die Schäden wurden anschließend in Sewastopol repariert. Im Oktober 1991 wurde Otlichniy in die Reserve überführt und im November 1998 wurde sie nach gefahrenen 150535 sm gestrichen.

Otlichniy

Ursprünglich wollte ich die Bestrasshniy bauen – ein spätes Schiff der Sovremenny-Klasse, was inzwischen in Admiral Ushakov umbenannt wurde, und was man neben  Bystry laut Anleitung des alten Bausatz hätte bauen können. Im Dragon-Bausatz fehlte aber das Deckhaus zwischen Schornstein und Brücke, das man auf den späten russischen sowie den frühen chinesischen Schiffen findet. Ich habe danach den neuen Dragon-Bausatz gekauft, der dieses Deckhaus enthält. Allerdings fehlten die Plattformen für diverse Antennen, die z.B. auf Besstrashniy vorhanden sind. Da ich über diese keine guten Informationen gefunden habe, entschloss ich mich das Deckelbild des neuen Dragon-Bausatz als Anregung zu nehmen. Dies zeigt die Otlichniy. Diese hatte wie die Besstrasshniy zeitweise die taktische Nummer 434, aber statt dem Top Plate-Radar den Top Steer-Radar, kein Deckhaus zwischen Brücke und Schornstein und die alte Mastform. Also wurde aus der angefangenen Besstrashniy die Otlichniy im Zustand von 1989. Die Otlichniy ist zu diesem Zeitpunkt gut dokumentiert, da zahlreiche Photos bei einem Besuch in Norfolk aufgenommen wurden, die man in „Slava, Udaloy and Sovremenny“ von Steven Zaloga findet.

Otlichniy

Der Bausatz ist recht gut detailliert. Spachtelarbeiten sind im Bereich der Aufbauten und am Übergang vom Rumpf zur Wasserlinienplatte notwendig. Verwendet habe ich fast nur die Teile des alten Bausatzes. Aus dem neuen habe ich lediglich die neue Halterung für den Top Steer-Radar verwendet. Hier ist darauf zu achten, dass man die Plattform A17 weglässt, da diese nicht auf den frühen Schiffen mit Top Steer-Radar vorhanden war. Der neue Dragon-Bausatz enthält zwar auch Ätzteile, wobei aber nicht zwischen den verschiedenen Varianten des Großmasts unterschieden wird. Die Top Steer-Radarantenne ist auch nur reliefgeätzt. Ich habe deshalb diverse Teile aus dem Modern Soviet Cruiser/Destroyer-Set von Gold Medal Models (GMM) verwendet: den Top Steer-Radar, die Palm Fond-Radarantennen, die Ausleger am Fockmast, den Großmast (die frühe Version), den Antennenausleger am Schornstein, die Peilantenne vor der Brücke sowie die Positionslichter.

Otlichniy

Neben den Ätzteilen wurden noch weitere kleinere Veränderungen gegenüber der Anleitung durchgeführt. Die MR-123 Vympel-Feuerleitgeräte (Bass Tilt) für die 3 cm wurden durch übrig gebliebene Teile aus dem Kalinin-Bausatz von Trumpeter ersetzt, da die im Bausatz enthaltenen Teile nicht einmal entfernt dem Original ähneln. Die ZIF-121-Störkörperwerfer am Heck habe ich selbst hergestellt, da Dragon diese nur durch eine leichte Deckserhebung darstellt. Die 4,5 cm Salutgeschütze habe ich versucht zu verbessern. Die Bootskräne habe ich durch gezogene Gießäste ersetzt, aus denen ich auch die zahlreichen Peitschenantennen hergestellt habe. Die Kamov Ka-27 von Dragon habe ich durch eine von Trumpeter ersetzt, da deren Rumpfform besser gelungen ist und sie nicht so hochbeinig wie die von Dragon ist. Da der Abstand zwischen den Rotoren viel zu gering ist, habe ich einen 0,7 mm dicken und 6 mm langen Plastikstab als neue Rotorachse eingefügt.

Otlichniy

Die vertikalen Flächen habe ich mit Humbrol 127 und die Decks mit Humbrol 132 gestrichen. Die Wasserlinie der Otlichniy habe ich mit einem weißen und einem schwarzen Streifen dargestellt. Ich habe mit Ölfarben versucht die Vertiefungen und Höhen hervorzuheben (was mir nicht wirklich gelungen ist).

Otlichniy

Quellen

Otlichniy

Fazit

Der alte Dragon-Bausatz ist – obwohl der Bausatz inzwischen in die Jahre gekommen ist – immer noch eine gute Grundlage für den Bau einer Sovremenny. Das neue Ätzteilset des neuen Dragon-Bausatzes lohnt sich aber nicht, wenn man über das Modern Soviet Cruiser/Destroyer-Set von Gold Medal Models (GMM) verfügt, was für diesen Bausatz empfehlenswert ist. Allerdings geht Dragon weder im alten noch im neuen Bausatz auf die Unterschiede zwischen den verschiedenen russischen Schiffen ein – was umfangreiche Recherchen erforderlich macht, um ein bestimmtes Schiff halbwegs korrekt darstellen zu können.

Otlichniy

Lars Scharff,
www.modellmarine.de

Publiziert am 26. September 2006

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