USS Ronald Reagan (CVN-76)von Ronny Boehm (1:720 Italeri)
Dieses mal präsentiere ich ein Italeri-Modell, das meine allerersten Erfahrungen mit Scratchbau, Spachtel, Mattlack zum Versiegeln, Ätzteilen und Airbrush wiederspiegelt: den Flugzeugträger USS Ronald Reagan im Massstab 1:720.
Das Modell ist ein weiterer Träger aus der Nimitz-Klasse-Serie von Revell oder Italeri, identisch mit den bereits erschienenen Flugzeugträgern, allerdings wurde für die beiden Bausätze USS George Bush und USS Ronald Reagan jeweils ein weiterer Gußast ergänzt. Trotz der Ergänzungen fehlen jedoch diverse Anbauteile am Flugdeck oder der Insel, somit können die Modelle nicht vorbildgetreu wie beim Original nachgebaut werden. Was für eine Herausforderung! Trotz keinerlei Ätzteil-Erfahrung besorgte ich mir den GMM - Ätzteilsatz „USN Supercarriers (1/720)“ und die Catwalks von Artisthobby, Decals lagen dem Bausatz bei.
Nach Recherche im Internet (Bilder gibt's ja genug davon) begann der Bau mit dem Rumpf. Der Träger kann ja mit komplettem Rumpf auf Stützen oder als Wasserlinienmodell gebaut werden. Da ich den Träger ins Wasser setzen wollte, entschied ich mich für die zweite Variante. Verteidigungswände und Klüsen mussten scratch erstellt und angeklebt werden, des Weiteren öffnete ich an einigen "Balkonen" den Rumpf und brachte von innen diverse Teile an, die Fässer oder ähnliches symbolisieren sollten. Auch ein Rettungsschiff wurde erstellt. Natürlich verschloss ich die Räume von hinten mit Kunststoffwänden und ähnlichem. Dabei wurde reichlich geklebt, geschliffen, gespachtelt und wieder geschliffen und gespachtelt.
Nach der Lackierung mit einer Grundierung aus dem Baumarkt kam ein Acryl-Lack von Revell drauf. Das Schwierigste war die Verdünnung der Revell-Farben, eine Katastrophe, wie oft die Düse der Airbrush verstopfte. Heute arbeite ich ausschließlich mit "Ammo of mig" oder "Vallejo" - Farben. Damit klappt's beim Sprühen recht gut.
Am Flugdeck brachte ich zusätzliche Plattformen für Radome, Treppen, die ins Unterdeck führen, Ausläufer und weitere Teile an, einige Catwalks entfernte ich, bevor ich die Ätzteile von Artisthobby anbaute. Für die Catwalks baute ich scratch Kisten, Fässer, Kabeltrommeln und andere diverse Gegenstände.
Natürlich wollte ich wieder mit der Airbrush arbeiten. Das Deck wurde mit einem helleren Grau von Revell lackiert. Zuvor jedoch habe ich die Catwalks mit Maskingtape abgeklebt, nach dem Trocknen wurde das Deck abgeklebt und die Catwalks gesprüht. Jetzt kristallisierte sich die unsaubere Arbeit mit dem falschen und zu großzügig benutzen Sekundenkleber heraus, die Ätzteile waren nicht mehr so detailliert wie sie sein sollten. Spätestens jetzt hätte ich einen neuen Sekundenkleber ausprobieren sollen, aber irgendwie war's mir dann egal, denn jetzt wollte ich einfach weiterbauen und fertig werden. Am Besten hätte ich jetzt den ganzen Bausatz zur Seite gelegt, drei Monate an einem anderen Modell gebaut und erst dann dieses Modell vollendet...
Jetzt ging's ziemlich übereilt an die Insel: Hier musste ich wiederum einige Teile scratch erstellen: zwei Plattformen für die Radome, diverse Teile für den Antennenmast, Radome, Maste, Radaranlagen, Scheinwerfer, wieder Plattformen und mehr. Nach der Grundierung und Lackierung mit der selben Farbe wie zuvor beim Rumpf bemerkte ich auch hier wieder das gleiche Dilemma wie bereits zuvor: zu viel vom falschen Sekundenkleber!
Die Decals ließen sich gut an der Insel und auf dem Flugdeck anbringen, viele sind es ja nicht. Nervenaufreibend war allerdings die Arbeit mit der Takelung: dafür benutzte ich ein 0,1 mm dünnes Garn, womit ich besser klar kam als gedacht...
Die Hornets, Super Hornets und Kräne bemalte meine liebe Frau, anschließend brachte sie auch noch die Decals an ihnen an. Natürlich verschmutzten wir auch die Vehikel und Flugzeuge mit einem ausgestreiften Pinsel. Bevor es an's Diorama ging, kam auf das Modell noch matter Klarlack von Tamiya. Leider gab's im vorderen Bereich leichte Risse: verärgert klebte ich die Kampfjets auf. Ein leichtes Washing mit dunkelgrauer Farbe im ausgestreiften Pinsel und mit Rostfarbstift rundete die Optik etwas ab.
Das Diorama erstellten wir aus einer Holzplatte, auf die wir weiße Wandfarbe auftrugen und nach leichtem Antrocknen mit einem Pinsel Wellen formten. Zudem erstellte ich eine Schablone des Rumpfes, um festzulegen, wo der Träger plaziert und aufgeklebt werden soll. Nach ausreichender Trocknungszeit grundierte und besprühte ich die Platte mit verschiedenen Blautönen: Außen dunkler, im inneren Bereich bei der Schablone heller. Zuletzt wurde der Träger mit Sekundenkleber auf die vorher markierte Fläche geklebt, verspachtelt und mit weißer Farbe ein Salzwasserschaum symbolisiert. Mit einem weißen Holzfarben-Stift, den ich beim Zeichnen horizontal hielt, damit ich mit der Spitze seitlich malen kann, deutete ich auf den Wellenkämmen Schaumkronen an. Zuletzt eine Schicht Tamiya-Glanzlack drüber - FERTIG!
Ich habe mich sehr bemüht, den Träger so detailgetreu wie nur möglich nachzubauen, die Detaillierung machte am meisten Spaß, aber irgendwann ist's auch genug. Mittlerweile weiß ich auch dank meiner Erfahrung, welcher Sekundenkleber sich bestens für Ätzteile und weitere Klebearbeiten eignet.
Abschließend bleibt nur zu erwähnen, dass man hier sieht, was passiert, wenn man sein Werk unbedingt und rücksichtslos beenden will. Daher rate ich dem Modellbauer, daß er das Modell, das er gerade baut, einfach zur Seite legt, falls es mal nicht so klappt, wie es soll. Nicht daran "festbeißen"!!! Am besten gleich ein anderes Modell beginnen, Zeit verstreichen lassen und dann erst das liegengelassene Modell vollenden. Das funktioniert, ich habe es selbst ausprobiert!
Ronny Boehm Publiziert am 21. Februar 2020 © 2001-2024 Modellversium Modellbau Magazin | Impressum | Links |