USS Benfold (DDG-65)von Matthias Pohl (1:700 Revell)
Am Beispiel der letzten (kleineren) Begleiteinheit meiner Trägerkampfgruppe um die USS Nimitz möchte ich euch exemplarisch darstellen, wie ich beim Bau eines Schiffsmodells im Maßstab 1:700 vorgehe. Letztendlich sind meine Arbeitsgänge immer wieder die gleichen, so dass ich sie bei meinen anderen Bauten nicht ausführlich beschrieben habe. Hier also das Ganze mal als step-by-step-Beschreibung:
Die beiden ersten Bilder zeigen den Rumpf, (fast) wie er aus der Schachtel kommt - aber eben nur fast! Der Revell-Bausatz der Arleigh-Burke-Klasse, zu der die "Benfold" gehört, sieht das Schiff mit einem Vollrumpf vor. Das Unterwasserschiff ist glücklicherweise als separates Bauteil in zwei Halbschalen gefertigt. Für meine Zwecke völlig ungeeignet, da ich ja ausschließlich Waterline-Modelle baue. Ab in den gelben Sack damit. Somit muss unter den Rumpf eine Plastikplatte geklebt werden, um den Wasserpass darstellen zu können. Einen wichtigen Hinweis gab mir Eberhard Sinnwell auf dem letzten DPMV-Konvent 2012 in Fuldatal. Man muss sich sehr am Vorbild orientieren, um die Stärke dieser Plastikplatte zu bestimmen. Insbesondere dann, wenn man - wie in meinem Fall - das Modell in ein See-Diorama einbauen möchte. Zu Recht weist Eberhard darauf hin, dass bei den meisten Modellen, die bereits ab Hersteller eine Bodenplatte aufweisen, diese meist viel zu dünn ist, daher das Schiff bildlich zu tief im Wasser liegt. Ich habe mir mit einer 1,5 mm starken Platte beholfen - mal sehen, ob das ausreicht. Zusätzlich musste ich einige Sinkstellen an den Bordwänden verspachteln und verschleifen (zu erkennen an der hellen Revell-Spachtelmasse). Routinearbeiten eben, die aber später unangenehm auffallen, wenn man sie nicht in diesem Stadium behebt.
Im Folgenden seht ihr das Modell mit den wenigen Aufbauten, die der Bausatz hergibt, den Hauptmast eingeschlossen. Zusätzlich habe ich bereits die Fotoätzteile von FLAGGSHIP MODLES verarbeitet. Aus meiner Sicht macht es nur Sinn, die Ätzteile (insbesondere die Reling) in diesem Baustadium zu verarbeiten, weil die Teile am bereits lackierten Modell deutlich schlechter kleben. In der Konsequenz muss man sich aber auf sehr viel Abklebearbeit einstellen.
Die Ätzteile von Flaggship Models sind superdünn und aus einem extrem weichen Messingmaterial. Das hat mich einige graue Haare gekostet, weil gerade die Reling, die am exponiertesten liegt, zwangsläufig immer wieder mal berührt wird - und sich prompt heftig verbiegt. Bei meinen Aegis-Kreuzern habe ich Ätzteile von Eduard verwendet, die diesbezüglich robuster sind und sich (aus meiner Sicht) wesentlich besser verarbeiten lassen.
Hier seht ihr den achteren Aufbau und die Kleinteile wie Waffen und Radarteile, die ich gewöhnlich auf einer Kappe einer Spraydose fixiere, welche ich mit einem Stück doppelseitigem Klebeband versehen habe. So fällt das Lackieren mit der Airbrush sehr leicht. Auch erkennt ihr an der kleinen Plattform am Schornstein die Antennen, die ich wie immer aus dünnen Besenborsten darstelle. Diese sind "unkaputtbar", da bricht - im Gegensatz zu gezogenem Spritzlingmaterial - nichts ab.
So, und nun zur Abklebe-Orgie! Das Tamiya-Abklebeband (beste wo gibt!) klebe ich zunächst auf eine Glasplatte (auf der ich im Übrigen auch die Ätzteile mittels extrem scharfem Skalpell vom Rahmen abtrenne) und schneide mir dann mit Skalpell und Stahllineal kleinere, dünnere Streifen, Rechtecke, Dreiecke und Quadrate zu, die ich anschließend mittels einer spitzen Pinzette auf die bereits mit Revell seidenmatt 378 lackierten Decks klebe. Dauer: Zwei Abende, insgesamt etwa dreieinhalb Stunden Arbeit!
Nachdem das gesamte Schiff mit Revell seidenmatt 374 gesprayt wurde und über Nacht trocknen konnte, war ich am nächsten Tag natürlich sehr gespannt, wie sauber ich abgeklebt hatte. Ich war sehr zufrieden. Je sauberer man abklebt, umso geringer ist die Nacharbeit! Beim Lackieren der vertikalen Teile habe ich mir angewöhnt, stellenweise ein wenig abgetönte/abgedunkelte Grundfarbe 374 anzubringen, um die Seitenteile nicht so tot wirken zu lassen. Hierbei lackiere ich in dieser Stufe in kleinen Streifen von oben nach unten - so wie das Wasser verläuft, wenn es über Deck kommt und im Laufe der Zeit Spuren hinterlässt.
Nach dem Entfernen der Abklebestreifen blieben lediglich ein paar wenige Pinselstriche mit dunkelgrauer Decksfarbe nachzuziehen. Die Schornsteinkappen sind nun schon verklebt, auch erfolgte bereits ein wenig Detailbemalung wie z.B. das Hervorheben der Lüftungsgitter an den beiden Schornsteinkomplexen und die Bemalung der Brückenfenster (schwierig, weil superschlecht gegossen!).
Nunmehr sind die Kleinteile montiert (lediglich die Anker fehlen, die wurden gerade erst bemalt) und man kann durchaus schon erkennen, was es werden soll. Der nächste Schritt ist die Lackierung der Bereiche, an denen Abziehbilder aufgebracht werden sollen, mit transparentem Klarlack. Dies soll ein "Silvern" der Aufkleber verhindern, also ein unangenehmes Glänzen der Decalränder. Nachdem die Decals angebracht wurden, überziehe ich sie erneut mit glänzendem Klarlack. Somit liegt das Abziehbild quasi im "Sandwich" zwischen zwei Klarlackschichten, was einen Silvering-Effekt nahezu ausschließt. Unbedingt erwähnen muss ich jedoch, dass die Decals des Revell-Bausatzes (sie werden - soweit ich weiß - bei Daco gedruckt) zu dick sind. Hier empfiehlt sich ein Umstieg auf den Decalsatz von JAG. Dennoch versuchte ich aus den Aufklebern des Bausatzes das Beste herauszuholen und schnitt einzeln den Trägerfilm ab. Insbesondere beim roten Warnkreis auf der Back und den achteren Helikoptermarkierungen war das unbedingt notwendig. Leider reichten meine Fähigkeiten nicht auch noch dazu aus, das Innere des Kreises der Landemarkierung auszuschneiden. Hier legten sich - trotz reichlich Decalsoftener - kleine Fältchen, die ich nicht mehr weg bekam.
Im nächsten Stadium befestige ich die "Takelage", die bei meinem Schiffen in diesem Maßstab aus einer Faser einer Feinstrumpfhose besteht. Mit diesem Faden ist es möglich, die Seile immer leicht auf Spannung zu halten, ohne dass etwas gleich beim ersten Kontakt reißt. Ich verknote sie mit einem "halben Schlag" an den Rahen bzw. der Reling und sicher mit einem winzigen Tropfen Sekundenkleber! Jedoch muss ich zugeben, dass mir bei der USS Benfold dieses Prinzip nicht so toll gelungen ist, bei den anderen Schiffen dieser Trägerkampfgruppe ging es deutlich besser. Leider spleißte die Faser etwas auf, man sieht es beim genauen Betrachten.
Zudem werden nach der Glanzlackierung einige wenige Figuren von Eduard angebracht, damit ein wenig Leben auf Deck herrscht. Im Verband liegt die USS Benfold backbord querab der USS Nimitz, so dass auf der USS Benfold einige Sailors an Steuerbord dem Träger zuwinken.
Mein Plan: Gleichzeitig soll zwischen der Benfold und der Nimitz eine VERTREP-Übung stattfinden, also ein "vertical replanishment", eine Versorgungsszene per Hubschrauber. Dieser wird dann von der Nimitz in Richtung Benfold starten. Daher sind auf dem Landedeck schon einige Crewmembers in Bereitschaft.
Der vorletzte Schritt ist das Anbringen einiger weniger "Gebrauchsspuren", stellen die "Burkes" doch die neueste Schiffsklasse der US Navy dar, die seit 1991 produziert werden, also noch nicht sooo starke Abnutzungserscheinungen aufweisen sollten. Auch hier ist eine intensive Beschäftigung mit den Vor-Bildern notwendig, um nicht über die Stränge zu schlagen.
Und so sieht das ganze Werk aus der Vogelperspektive aus - einigermaßen gelungen, wie ich finde, trotz kleinerer Schwierigkeiten bzw. Fehler. Es fehlt lediglich noch die US-Flagge an der Rah, ich rüste sie in den nächsten Tagen nach. Dann geht's auch schon ins kalte Nass:
Hier seht ihr den auf dem Diorama vorgesehenen Platz für die Benfold, den ich durch eine Pappschablone des Rumpfes abgedeckt hatte, um die helleren, sauerstoffreicheren Bereiche um den Schiffsrumpf farblich zu gestalten. Bitte nicht wundern, dass der Dampfer nicht zentral auf der Platte befestigt wird - man muss erst alles im Gesamten sehen, die Benfold liegt ja wie schon erwähnt - querab der Nimitz und die ganze Szenerie spielt sich ja auf neun (!) Platten mit den Maßen 30 x 60 cm ab! Die Wassergestaltung erfolgte nach einem Tip von Frank Spahr: Das Acrylgel wurde auf die bereits mit glänzender Farbe vorgestrichenen Platten mit einem Schaumstoff-Lackierroller aufgetragen. Je nach Trocknungsgrad des Gels während des Ausbringens lassen sich so unterschiedliche Strukturen erzielen.
Die USS Benfold wird mit zwei Tropfen Bauacryl transparent befestigt. Aus dieser Paste gestalte ich auch die Bugwelle und die Hecksee. Mit dem teureren Acrylgel zu gestalten wäre zu aufwändig, hier müsste ich in mehreren Schichten mit entsprechenden Trocknungszeiten arbeiten. Das Lukas-Acrylgel benutze ich dann für die Rumpfseiten, ich trage es mit der Spitze eines Skalpells auf. Das sieht schließlich so aus:
Fast schon "wie fertig". Das Acrylgel härtet (über Nacht) transparent aus und stellt sich am Folgetag so dar:
Nun kann man dem Acrylgel mit weißer Farbe zur Gischtdarstellung auf die Pelle rücken. Mit einem feinen Pinsel trage ich glänzend weiße Revell-Farbe entlang dem Wasserpass auf. Mit der Trockenmalmethode werden die Schaumkronen, die sich vom Schiff weg bewegen, dargestellt. Ebenso die weiter zurückliegende Hecksee. Im Ergebnis sieht das dann so aus: Mal einen Blick von oben, mit einem Licht von einem 1000 W-Fotostrahler sieht es aus wie bei Sonnenuntergang aufgenommen:
Matthias Pohl, Publiziert am 18. Dezember 2012 © 2001-2024 Modellversium Modellbau Magazin | Impressum | Links |