Ferrari 308 GTS 1979Magnum´s "Dienstfahrzeug" aus der gleichnamigen Fernsehserievon Bernd Wachter (1:24 3D-Druck)Genau wie bei meinem ersten 3D-gedruckten 1:24er Modellauto hieß es auch hier wieder "haste keinen, druck dir einen". Und wie beim vorherigen Resin-Kit, lief alles ganz anders ab als anfänglich geplant und gedacht. Der Plan war, zu einer Thomas Magnum-Figur, die schon gedruckt war, den passenden Ferrari 308 GTS als Beiwerk oder Hintergrund für ein kleines Diorama zu finden. Burrago Diecast fiel aus, da viel zu schlecht, bzw. zu simpel, mein zweiter Blick fiel auf den Bausatz von Revell, selbiger wäre optimal gewesen, da das Modell allerdings schon länger nicht mehr im Handel ist, liegen die Preise für noch erhältliche Exemplare in OVP bei um die 70 bis 80 €. Da mir das zu teuer war, bin ich auf meiner favorisierten 3D-Plattform auf die Suche gegangen, und bin fündig geworden. Ein low budget 3D-Bausatz für schlappe 12,50 € zum Selberdrucken erschien mir das perfekte Objekt. Und zehn Teile, das sollte relativ schnell gehen, dachte ich! Beim Studieren der einzelnen Teilegruppen im 3D Programm stellte sich aber sofort heraus, dass das mit "schnell" definitiv nichts wird. Wie bei einfachen 3D-Modellen oft üblich, besteht die komplette Karosserie aus lediglich einem einzigen Teil, Stoßstangen, Außenspiegel etc. alles an einem Stück. Gleiches gilt für das Interieur. Das kann man zwar drucken, treibt dem echten Hobby-Modellbauer allerdings die Nackenhaare steil. Zum Glück gibt es kostenlose 3D-Programme für Dummies, mit Hilfe derer man 3D-Modelle recht gut verändern kann.
In meinem Fall sind das wieder die Programme Meshmixer und Tinkercad, beide Programme sind für "kleinere Änderungen", oder dem Konstruieren von einfachen Objekten gut geeignet. 3D-Dummies, wie meinereiner, finden sich in beiden Programmen schnell zurecht. Meshmixer eignet sich auch sehr gut für 3D-Kitbashing, da man alles miteinander kombinieren kann, daher auch der Name Meshmixer. Mit Tinkercad verhält es sich ähnlich, bedeutet "tinker" doch nichts anderes als "Basteln"... Voraussetzung hierbei ist allerdings, dass die 3D-Datei vom Ersteller nicht untrennbar zu einem Teil gruppiert wurde, sondern sich in mehrere Teile separieren lässt. Im Falle dieses Ferrari 308 GTS war es so, die 3D-Karosserie ließ sich im Meshmixer problemlos in viele einzelne Teile separieren, somit konnte ich schon am PC einiges an Vorarbeit leisten, wie z. B. die Spiegel und den Dachspoiler entfernen. Die Außenspiegel fallen viel zu groß aus und haben darüberhinaus auch die falsche Form, was daran liegt, dass das 3D-Modell eine spätere Ausführung des 308er GTS ist, als das Fahrzeug aus der ersten Staffel der TV-Serie Magnum. Gleiches gilt für den Dachspoiler, welcher am 3D-Modell vorhanden ist, aber nicht zum Originalfahrzeug der ersten Staffel passt. Die Rücklichter entwarf ich selber mit Tinkercad und druckte sie separat mit transparentem Resin, um sie später entsprechend bemalen zu können. Auch der FERRARI-Schriftzug auf der Motorhaube ist selfmade und wurde als 3D Objekt mit der Karosserie kombiniert, um dann später als Ganzes gedruckt werden zu können. An der Karosserie sind sämtliche Konturen und Fugen nur leicht bis gar nicht angedeutet, hier hat sich der Ersteller des Modells nicht wirklich Mühe gegeben, was bedeutet, das alles, wirklich alles, nachgraviert werden muss. Das, und das komplette Schleifen und Glätten der Karossierie, nahmen dann auch gute zehn Stunden in Anspruch ... wer schön sein will, muß leiden! ;-) Wenn mit einer Razor Saw vorgearbeitet wird, eignet sich das Scribing Tool von Tamiya sehr gut zum Nachgravieren Die Ferrari-Kenner werden wahrscheinlich längst bemerkt haben, dass der 308 GTS ganz schön einen auf dicke Hose macht, sieht er doch eher aus wie ein 288 GTO. So richtig aufgefallen war mir das erst, als ich anfing, die Karosserie digital zu bearbeiten. Shit happens, Magnum hätte es bestimmt cool gefunden. Was das Interieur des roten Renners betrifft, hier stimmt/stimmte ebenfalls so einiges nicht, falsche Türverkleidungen, falsche Mittelkonsole, viel zu dickes Lenkrad, und ein Schalthebel wie ein Schaufelstiel. Abhilfe schufen hier Scratchbuilt-Teile aus Polystyrol, ein neues Lenkrad und Gurtschlösser aus dem 3D-Drucker, Viscoseflocken von ScaleProduction, ein paar Schalter und Hebel aus Lötdraht und einige selbstgefertigte Decals. Als Farbe für den Innenraum entschied ich mich für ein helles Sandbeige von Vallejo. Als kleines Gimmick musste noch ein Zündschlüssel ins Zündschloss, natürlich ebenfalls aus dem 3D-Drucker, man soll es kaum glauben, ist der doch gerade mal 2,5 mm klein. Der Schlüsselring ist ein Stück versilberter 0,2 mm Kupferdraht. Geht nicht, gibts nicht! Ballonreifen, in den 1970ern immer noch normal, so auch bei den ersten 308ern von Ferrari. Ich finde die cool!! Sämtlich Decals entstanden am PC in Eigenregie und nach originalen Vorbildfotos, gedruckt sind sie mit einem Canon Pixma der TS8300 Serie, auf entsprechender Decalfolie. Lackiert habe ich das Modell mit Tamiya Primer Weiß, TS 8 Italian Red, und anschließend mit TS 13 Clear Gloss. Die Farben wurden aus den Spraydosen dekantiert, und anschließend mit der Airbrush lackiert, mit dieser Methode lässt sich die Ergiebigkeit einer 100 ml-Dose deutlich erweitern. Zur Info: Von den 100 ml Inhalt der TS-Farben fallen 60 ml an Treibgas an. Nach mehrtägigem Aushärten des Lackes kam die mehrstündige Polier-Tortur, nassschleifen mit 5.000er, 8.000er und 10.000er Körnung, und anschließend eine Politur mit den Polierpasten von Tamiya. Im Ganzen nahm das gut und gerne sieben Stunden in Anspruch, ein echtes Auto hatte ich schon in deutlich weniger Zeit aufpoliert *lol*. Die Windschutzscheibe besteht aus tiefgezogener 0,3 mm starker PVC Folie, hierfür und natürlich für alle 3D-Modellautos, die noch folgen, hatte ich mir vor einiger Zeit extra ein einfaches Tiefziehgerät zugelegt. Als Tiefziehstempel diente die gedruckte Windschutzscheibe des 3D-Modells, welche maximal glatt geschliffen wurde, um später Unebenheiten in der tiefgezogenen Scheibe zu vermeiden. Es klappt eher selten beim ersten Versuch, das Ausschneidens der Scheiben, daher immer im Doppelpack tiefziehen. Als wahres Drama entpuppte sich der Unterboden des Modells, der passte nämlich so ganz und gar nicht, ein Problem, das mir schon während der digitalen Bearbeitung auffiel. Das komplette Interieur ist höher als der Innenbereich der Karosserie, von Oberkante Tür bis Unterkante Karosserie. Hier musste ich gut 2 mm vom Boden des Interieurs entfernen, was nur leidlich gelang, da die Materialstärke nur 1,5 mm zuließ.
Die Figur des Thomas Magnum ist einteilig und mit Farben von Vallejo, Italeri, und Life Color bemalt, plus ein wenig Finish mit den Weathering Sets von Tamiya. Für das Hemd habe ich extra Decals angefertigt, die dann nach mehreren Micro-Schnittmustern, die ich von der Figur abgenommen hatte, zugeschnitten wurden. Geht nicht, gibts nicht. Nach dem Anbringen der Decals wurden diese noch mit Grüntönen nachbearbeitet. Statt aufmalen, drumherum malen.
Sollte nun jemand den Wunsch verspüren, diesen 3D Ferrari 308 GTS ebenfalls bauen zu wollen, die .stl-Dateien findet ihr hier: https://cults3d.com/en/3d-model/game/ferrari-308-gtb-gts-1984-printable-car Für dabei entstehenden Frust oder unkontrollierte Wutausbrüche übernehme ich allerdings keine Verantwortung ;-) Bei diesem 3D-Modell merkt man sehr deutlich, dass der Ersteller/Modellierer definitiv kein Modellbauer oder Hobbybastler ist, praktische Erprobung seiner 3D-Kunst kann unmöglich stattgefunden haben. In diesem Sinne ... keep modeling guys, always with a smile (@alexmodeling) Bernd Wachter Publiziert am 05. Juli 2025 © 2001-2025 Modellversium Modellbau Magazin | Impressum | Links |