Stone Fordvon Thomas Lutz (1:24 Monogram)In der Zeit nach dem „Großen Doing“ stand kaum noch ein Stein auf dem anderen. Alle Ordnung und vieles mehr, das vorher war, versank jetzt im großen Chaos. Neue Dinge entstanden und doch erinnerte sich Mancher an Altbewährtes! Die meisten Fahrzeuge aus den Episoden nach dem „Großen Doing“ bestehen aus diversen Bauteilen unterschiedlicher Bausätze oder übriggebliebener Einzelteile aus der Grabbelkiste. Der „Stone Ford“ bricht mit dieser Tradition, denn zumindest der Grundstock besteht dieses Mal nur aus einem Modell - einem Ford Thunderbird Stock Car von Monogram. Von der Karosserie wurden zunächst die Hauben ausgeschnitten, denn der „Stone Ford“ bekam einen großen Heckmotor eingepflanzt. Der Mack-Motor wurde an Halterungen zwischen der Bodenplatte verankert, und da er weiterhin nach hinten herausragt, wurden die sich drehenden Teile wie Riemenscheiben, Antriebsriemen und das Lüfterrad durch einen Drahtverhau vor Steinschlägen geschützt. Das sieht zwar ein bißchen wie die propellerbetriebenen Flachboote aus den Everglades aus, soll aber die offenliegenden Motorteile schützen. Die Motorabdeckung kam von einem ausgedienten 1:32 Revell Radlader und wurde in die Aussparung im Heck eingepaßt. Zwar ragt der Luftfilter noch immer oben heraus und der halb offen liegende Motor erhält sowieso viel frische Luft, aber als Ersatz zur Wasserkühlung erhielt der Motor noch zwei Ansaugrohre. Die neue Abgasanlage besteht aus zwei kurzen Krümmerrohren, verzichtet ganz auf Vor- und Endschalldämpfer und endet in riesigen Endrohren, die einmal einen Maisto Ford Mustang verunstaltet haben. Am „Stone Ford“ machen sich diese überdimensionalen Pipes aber sehr gut, und es wäre interessant, das geile dumpfklingende Rumoren zu hören, gäbe es das Auto wirklich. Der Tank mußte vom Heck in die Frontpartie weichen, und was lag näher, als gleich ein 200-Liter Faß einzubauen. Die Kraftstoffzufuhr nach Hinten zum Motor verläuft am Unterboden, ersatzweise da wo sich vorher die Kardanwelle drehte, denn durch den direkten Heckantrieb wurde die überflüssig. Der große, aber tief liegende Motor erforderte eine höhere Bodenfreiheit des Desert Cruisers. Mit einer neuen Antriebsachse direkt aus dem Getriebe wurde das erfüllt. X Gallons brennbarer Flüssigkeiten für den Vielstoff-Verbrennungsmotor wollen gut gekühlt sein im alternativen Tank, und so wurde die Fronthaube des ehemaligen Rennwagens zur Nutzung des Fahrtwindes weggelassen. Bei zu hohen Temperaturen unter großer Mittagshitze wird mit einer alubeschichteten Plane die breite Öffnung verschlossen. Vor dem Tank sitzen zwei Wassertanks, die zwar nicht mehr für einen luftgekühlten Motor gebraucht werden, aber Trinkwasser für den Fahrer enthalten. Die gesamte Frontpartie mit Stoßfänger wurde demontiert, dann die Mitte der Front mit Holzbrettern verschlossen und an den Seiten Alubleche eingesetzt. Zusätzlich wurde dem Auto noch ein Gitterrohrrahmen montiert, der die gröbsten Brocken und zähnefletschenden Tierchen vom Auto fernhält. In den drei Reihen versetzt sitzender Metalldornen an der Front verfängt sich garantiert alles springende, laufende oder krabbelnde etwas, was abends am Grill essbar ist, denn Cowboys eat great when the Highway is the plate, quasi willkommen im Roadkill Cafe. Für die fetten Räder im Heck waren schnell Felgen und Reifen in der Grabbelkiste gefunden, wobei die Reifen von einem 1:28 Imai Trailer stammen. Für die Vorderräder gestaltete sich die Suche etwas Schwieriger, aber mit zusammengesetzten Plastikreifen, die verschliffen und verklebt wurden, ließ sich ein zufriedenstellendes Ergebnis erreichen. An der linken Seite transportiert „Stonie“ noch zwei Ersatzräder, bei denen weder die Einpreßtiefe, die Zollgröße noch die Typenbezeichnung für einen Ford paßen, aber technische Vorschriften sind in der Zeit nach dem „Großen Doing“ so wichtig wie der Stuhlgang von voriger Woche. Auf der anderen Außenseite hängt an Ketten eine alte Auffahrrampe, um einseitig etwas Grip im manchmal lockeren Untergrund zu finden oder mit Hilfe einer zweiten Selbstbaurampe aus längeren Holzstangen auch einmal kleinere Bodenfurchen zu überwinden. Stock Cars hatten keine funktionierenden Scheinwerfer und so verzichtet auch der „Stone Ford“ auf solchen Schnickschnack. In Ermangelung geräumter Straßen ist man in den Zeiten nach dem „Großen Doing“ eh nur noch tagsüber auf Nahrungssuche. Der Rohrrahmen im Inneren des alten Rennwagens schützt den Fahrer bei Unfällen. Ein Großteil dessen wurde auch beim „Stone Ford“ belassen, einige Verstrebungen aber herausgetrennt, um Platz im Innenraum zu schaffen. Auf der rechten Seite hat sich der Fahrer ein Bett gemütlich eingerichtet, mit einer fliederfarbenen Decke drauf. Wählerisch konnte man in diesen Zeiten nicht mehr sein und eben nehmen, was zu kriegen war. Sämtliche Glasscheiben segneten irgendwann das Zeitliche. Da wo vorher die Frontscheibe war, ziert jetzt ein engmaschiges Metallnetz den „Stone Ford“ und anstatt der Heckscheibe sind Riffelbleche eingeschweißt. Links hatten Stock Cars ein Fensternetz, aber dort bleibt jetzt eine Dauerfrischluftzufuhr. Auf der rechten Seite wurde das zerbrochene Glas durch eine Plastikfolie ersetzt. Viele Berührungen mit der Mauer auf der Rennstrecke und die lange Zeit auf einem Junkyard hatten der Karosserie schwere Narben zugefügt, die größte davon – ein Riß in der rechten Flanke, konnte nie mehr repariert werden und hier ist der Rohrrahmen sichtbar. Der Innenraum wurde deswegen mit Brettern verschlossen. Im Fond des Wagens liegen alle möglichen Klamotten, Decken und Utensilien, was man im Desert eben so braucht. Bemerkenswertestes Detail des „Stone Ford“ ist jedoch die große runde Öffnung im Dach. In der Zeit nach dem „Großen Doing“ gab es teilweise nicht ganz friedlich gesinnte Gesellen in den neuen Weiten des Kontinents und jeder friedliche Driver war gezwungen, sich zu schützen. Nur aus diesem Grund, quasi zur Abschreckung, erhielt der „Stone Ford“ einen Drehring mit einer Doppelläufigen, aus dem Revell Bausatz des Fokker Dreideckers und einem Patronengurt vom Monogram Bell UH-1 Helicopter in 1:24. Anstatt „Stone“ hätte der T-Bird auch „Stealth Ford“ heißen können, denn auf die Karosserie wurde Steinpaste aufgetragen, die auf der Frontpartie eine sandsteinähnliche Oberfläche hat und im Heck Granit ähnlich sieht. So würde der „Stone Ford“ eigentlich per Radar nicht geortet werden können, gäbe es nach dem „Großen Doing“ überhaupt noch funktionierende Radaranlagen. So also schützt der Stone Coat vor Korrosion und eine neue Lackierung wird auch überflüssig. Die übliche Behandlung mit Drybrushing wurde beim „Stone Ford“ etwas verringert, ist doch der steinartige Überzug bereits Patina genug. FazitDie Zeit nach dem „Großen Doing“ hat bereits eine ganze Reihe von „End-of-time Modellen“ herausgebracht, wie den gewaltigen Jeep-Eater, den innovativen Baker Moon und den fahrenden Biogarten Mack Flower. Der „Stone Ford“ war zwar eine neue Idee, bleibt aber der Tradition der anderen Modelle treu - einfach geil! Thomas Lutz, Publiziert am 11. November 2009 © 2001-2024 Modellversium Modellbau Magazin | Impressum | Links |