Vindicator der Chaos Space MarinesEine Hommage an Games Workshopvon Jens Kroeger (1:50 Games Workshop)Um es gleich vorweg zu nehmen, das soll gar kein richtiger Galeriebeitrag sein. Ich bekomme auch keine Prozente bei Games Workshop, ich bin nur ein Vater und engagiere mich seit Jahren in der Nachwuchsförderung. Etwas für den Nachwuchs zu tun heißt nicht zwangsläufig, sich auf ein Volksfest zu setzen und hunderte von EasyKits oder HO-Häusern mit Kindern zu bauen, die von ihren Eltern zur Betreuung abgegeben worden sind. Viele fleißige Kollegen betreuen z.B. regelmäßig Gruppen an Schulen oder in ihren Vereinen - mit oder ohne DPMV. In der Modell Fan oder auf der Homepage des DPMV gibt es reichlich Gelegenheit, sich darüber zu informieren. Aber es gibt noch eine andere Art der Nachwuchsförderung, sie wird selten publik gemacht und unterstützt wird sie auch kaum. Viele von uns bauen mit den eigenen Kindern oder denen der Freundin, den Enkeln oder mit Kindern aus der Nachbarschaft. In meinem Umfeld habe ich noch niemanden zum Modellbau gezwungen, das hielt ich immer für unfair, besonders bei den eigenen Kindern. Material haben wir ja in Hülle und Fülle zur Verfügung und natürlich habe ich den Zwergen goldene Brücken gebaut, doch wenn die nicht benutzt worden sind, habe ich das Nein stets akzeptiert. Irgendwie hatte ich es, so wie viele andere meiner Kollegen auch, schon aufgegeben. Auf Ausstellungen und Jugendworkshops machten wir immer die PCs und Spielekonsolen für das Desinteresse des Nachwuchses verantwortlich, erzählten uns gegenseitig von unseren gemeinsamen Jugenderinnerungen (ich bin Jahrgang 1966), bei denen wir Unmengen von alten Revell, Matchbox und Airfix-Modellen verbauten, es in jeder kleinen Stadt noch ausreichend Läden gab, welche die Artikel inklusive Farben und weiterem Zubehör auch zu kleinen Preisen im Angebot hatten. Im kollektiven Jammern stellten wir fest, dass es bei den feinmotorischen Fähigkeiten und der Phantasie der Jugend große Defizite gäbe, die wären alle so lustlos und könnten sich für nichts mehr begeistern. Die Zukunft des Plastikmodellbaus schien gefährdet zu sein. Doch dann kam alles ganz anders, nicht nur bei mir. Frage ich heute, was wir denn zusammen machen wollen und biete das Spielen an vernetzten PCs, das schauen einer DVD im Homekino oder den Gang ins Modellbauzimmer an, dann wird oft der Modellbau gewählt. Was ist passiert? Habe ich unabsichtlich eine Gehirnwäsche oder ungenehmigte Gen-Experimente durchgeführt? Wer nun allerdings glaubt, dass wir zusammen bekannte Flugzeuge der friedensbringenden US Navy bauen, der irrt! Neben meinen Kartons stapeln sich nun Bausätze von Games Workshop. Neben meinen Zeitschriften liegt nun der White Dwarf. Schwarz heißt nun Chaos Black, auch andere Farben wurden umbenannt, Bestial Brown, Snakebite Leather, Bleached Bone oder Warlock Purple ist da zu lesen. So ganz nebenbei hat sich im Laufe der Jahre eine neue Szene etabliert, sie verfügt nicht nur über eigene Zeitschriften und eigene Farben, sondern auch über ein eigenes Vertriebsnetz aus vielen Spielzeuggeschäften und Szeneläden. Dort gibt es nicht nur Platz zum Spielen und Bemalen von Figuren, dort wird auch jeder Neue freudig begrüßt. Abwertende Bemerkungen über nicht ganz so gut gelungene Bemalungen habe ich dort noch nie gehört. Die breite Masse der Modellbauszene hat das nicht mal mitbekommen, ich erinnere mich an den ungläubigen Blick der Revell-Geschäftsleitung, als wir uns 2005 zum Thema Nachwuchsförderung trafen und von Games Workshop berichteten. Woran liegt es nun, dass wir unser Bastelzimmer doch plötzlich teilen müssen, die Airgun nicht richtig gereinigt vorfinden und unser Nachwuchs gerne beim Nachbarn den Rasen mäht - natürlich gegen Bezahlung - und dann das sauer verdiente Geld im nächsten Spielzeugladen gegen Figuren, Bausätze, Hefte und Regelwerke eintauscht? Ja, ihr habt richtig gelesen. Die von uns aufgestellten Regeln im Alltag werden oft nicht beachtet oder dienen als Anlass zu langen Diskussionen, bei denen keine Seite so richtig einlenken mag. Nun spielen die zusammen Table-Top und zitieren aus Regelbüchern und dem Ehren-Kodex ihrer Streitmacht, der Literaturpapst hätte seine Freude, die Jugend liest Bücher und zitiert Textpassagen, in deren Freizeit wohlgemerkt. An den Preisen kann es nicht liegen, dieser Panzer kostet über 30 Euro, und für den Aufbau einer mittelgroßen Streitmacht mit der Literatur kommen schnell ein paar Monate Taschengeld, Weihnachtsgeschenke und Geburtstagsgelder zusammen. Die Qualität der Produkte kann auch nicht die Ursache für den Erfolg sein, die Passgenauigkeit ist nicht schlecht, kommt aber nicht an die Maßstäbe des heute möglichen Formenbaus heran, ist aber deutlich besser als die x-te Wiederauflage einer 30 Jahre alten Form und erspart dem Nachwuchs so den Frust. Eine Ursache für den Erfolg wird sicherlich bei der Auswahl der Themen zu finden sein. Der Herr der Ringe ist nicht nur wegen der Filmerfolge einer breiten Masse bekannt. Hier kann sich jeder nach Belieben sein Volk aussuchen, seien es z.B. Elben, Zwerge, Hobbits, Gondor, Rohan oder Orks. Das Nachstellen von Szenarien ist nur eine Möglichkeit, seine strategischen Fähigkeiten ausleben zu lassen, bei uns stehen die gebauten Modelle eben einfach nur hinter Glas in der Vitrine. Natürlich gibt es auch mit modernen Waffen ausgerüstete Truppen, Warhammer, eine Fantasie-Welt oder Warhammer 40.000, eine futuristische Welt aus dem 41. Jahrtausend. Aus dieser Zeit stammt auch der Vindicator der Chaos Space Marines, mein Geburtstagsgeschenk für den Nachwuchs. Es gibt zwar Regeln, aber der Fantasie sind trotzdem wenig Grenzen gesetzt, Games Workshop verlinkt z.B. Hersteller teurer Exoten aus Resin. Auf unseren Modellbauausstellungen sind Kollegen anzutreffen, die völlig neue Fahrzeuge scratchen, quasi EDW 1946+ in Reinkultur ohne die Standardsprüche: Das ist falsch! oder Das hat es so nie gegeben! Dass dabei die Qualität der Exponate, besonders bei den bemalten Figuren, nicht auf der Stecke bleibt, zeigen die Stars aus der Szene, deren modellbauerischen Fähigkeiten sich nicht hinter unseren zu verstecken brauchen. Es scheinen wohl doch die Themen zu sein, die den Erfolg erklären. Gandalf mit seinem Zauberstab steht der Jugend eben doch näher als der Rote Baron in seiner alten Fokker. Wenn wir einem Produktmanager mal wieder vorschlagen, den einen oder anderen Star Wars Bausatz als richtigen Plastikbausatz auf den Markt zu bringen, so sollte er zumindest mal ernsthaft darüber nachdenken. Mit EasyKits oder SnapKits brauchen wir den Kids nicht mehr zu kommen und für eine schrittweise Heranführung an unser Hobby mangelt es an brauchbaren Bausätzen. Ein Blick in die ZukunftEine große und immer wichtiger werdende Käuferschicht sind die Wiedereinsteiger. Mit über 30 Jahren, vielleicht mit einer Familie und einem Heim baut es sich doch deutlich entspannter als in jungen Jahren zwischen Schulhof und Disco. Und mehr Finanzen plus genug Platz sind auch vorhanden. Doch wiedereinsteigen können nur diejenigen, die in ihrer Jugend überhaupt gebaut haben. Ob es sich dabei um alte Airfix-Figuren, bunte Matchbox-Kits oder eben um Figuren und Fahrzeuge von Games Workshop handelt, spielt doch keine Rolle. Nun endlich zum ModellDer Vindicator wurde so aus dem Kasten gebaut, die größeren etwas dicker ausgeführen Teile des Chassis wurden extra mit dem Tubenkleber von Revell zusammengebaut und bilden so eine stabile Grundlage für den Vindicator. An einigen Stellen benötigte ich White Putty, für die kleineren Spalten reichte mit Wasser verdünnter Holzleim aus. Lackiert wurde mit Model Air von Vallejo, die Kanten und erhaben dargestellten Aufbauten wurden mit Farbpigmenten von CMK hervorgehoben. Das Aufbringen der Decals habe ich mir gespart, da ich keine Ahnung hatte, welche Symbole zu welchem Orden gehören und das viele Nachfragen meinerseits ohnehin schon zu einem ersten Grübeln führte. So, und nun wird der Vindicator hoffentlich viele Schlachten erfolgreich überleben und den Chaos Space Marines zum Sieg verhelfen. Jens Kroeger Publiziert am 11. November 2009 © 2001-2024 Modellversium Modellbau Magazin | Impressum | Links |