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Sikorsky CH-54 Tarhe

von Marco Coldewey (1:144 LEM Kits)

Sikorsky CH-54 Tarhe

Infos zum Original

Der Sikorsky S-64 Skycrane entstand als Weiterentwicklung des S-60, welcher es nur zu einem einzelnen Prototypen brachte. Ursprünglich von der Bundeswehr in Erwägung gezogen, bestellten nur die US-Streitkräfte den Hubschrauber, welcher nun unter militärischen Bezeichnung Sikorsky CH-54 Tarhe geführt wurde. Tarhe war der Anführer der indianischen Stammesgruppe Wyandot im Ohio Country, welcher den Spitznamen „Der Kranich“ trug.

Sikorsky CH-54 Tarhe

Der Tarhe ist ein Transport- bzw. Kranhubschrauber. Hinter dem Piloten sitzt der Kranführer. Ihm stehen vier kleinere Winden, die sich an Auslegern befinden, sowie eine große Winde unter dem Rotorkopf zur Verfügung. Der hochstelzige Hubschrauber ist auf das nötigste begrenzt, so liegen die beiden Pratt & Whitney-Triebwerke offen auf dem Rumpf. Die Heckrotorwelle ist ebenfalls unverkleidet und in einigen Versionen wurde die Verkleidung auch am Heckausleger entfernt.

Sikorsky CH-54 Tarhe

Der Hubschrauber hat eine Tragfähigkeit von über 11 Tonnen, was mehr ist als das eigene Leergewicht. Die Triebwerke leisten je 4.500 PS, bei der –B Variante 4.900 PS. Für den Transport wurde ein spezieller Container entwickelt, welcher genau unter den Hubschrauber passte. Während des Vietnamkriegs wurde der Tarhe oft zur Bergung von anderen Hubschraubern eingesetzt, eins der berühmtesten Bilder zeigt einen CH-54 mit zwei angehängten UH-1 Huey. Auch wurde die 4,5 t schwere „Daisy Cutter“ zum roden von Ladezonen abgeworfen. Ferner gibt es die Möglichkeit zum mitführen von externen Treibstofftanks sowie dem Einsatz von Schneebrettern, für Landungen auf weichen Untergrund.

Sikorsky CH-54 Tarhe

1972 gelangte ein Sikorsky CH-54B auf die Rekordhöhe von 11.200 m Höhe, dieser Rekord wurde zwar von anderen Hubschraubern überboten, jedoch waren diese deutlich kleiner. Zudem stellte der Tarhe noch einige Weltrekorde für den schnellsten Steigflug auf.

Sikorsky CH-54 Tarhe

Neben der Version -A (zivil S-64E) gab es auch die –B (zivil S-64F) mit stärkeren Triebwerken und am auffälligsten: mit Doppelbereifung am Hauptfahrwerk.

1992 verkaufte Sikorsky die Rechte der zivilen Version S-64 Skycrane an Erickson, welche den Skycrane weiter produzierten. Dabei kommt der Hubschrauber meist bei Löscheinsätzen zum Einsatz. In Disneys/ Pixars „Planes 2“ gehört ein S-64, mit dem Namen „Windlifter“ zu den Hauptfiguren.

Sikorsky CH-54 Tarhe

Infos zum Bausatz

Der Bausatz kommt von dem ukrainischen Hersteller LEM Kits und wird in limitierter Auflage hergestellt. Es gibt drei Versionen: zwei –A mit Frachtcontainer oder Daisy Cutter und die –B Variante mit Schneebrettern und Zusatztanks. Neben den großen Resinteilen, welche ohne Anguß kommen, sind die kleineren Teile mit einer Art Fischhaupt umgeben, welche sich jedoch leicht entfernen lässt. Die beiden Kanzeln kommen als Vacu-Teil und müssen angepasst werden. Bei den Fahrwerken, Rotorblättern und Kranwinden wurde ein Draht mit eingegossen, was den Resinteilen eine gewisse Flexibilität verleiht. Zwei verschieden starke Drähte werden mitgeliefert sowie ein Decalbogen, welcher jedoch für alle drei Modelle gleich ist. Zusätzlich gibt es noch eine recht dickwandige Klarplastikscheibe. Auf eine Anleitung wird leider verzichtet.

Sikorsky CH-54 Tarhe

Infos zum Bau

Es war wieder so eine spontane Idee nach dem Motto „Gibt es sowas in 1:144?“. Ich sah den Bausatz, ich sah die Herausforderung und die Möglichkeiten und hatte „einfach Lust“ dazu dieses Projekt in Angriff zu nehmen. Angefangen habe ich mit dem Cockpit, dieses wurde, bis auf die Bodenplatte, komplett selber erstellt. Sitze, Paneele, Steuerungselemente usw., zusätzlich habe ich noch die Helme der Piloten ins Cockpit gehängt. Anschließend kam es zu größten Herausforderung: die tiefgezogene (umgangssprachlich: Vacu) Cockpitverglasung. Bei der Frontverglasung habe ich zuerst das Vacu-Teil zurecht geschnitten und dann das Resinteil angepasst. Das Ganze war nicht einfach und zog sich über einige Tage hin. Es passte leider auch nicht ganz so ideal. Für die hintere Verglasung habe ich nur die runde Verglasung vom Vacu-Teil genommen und die geraden Fenster durch eigenes Material ergänzt. Auch hier war größte Vorsicht angesagt, weil das Resinteil sehr dünnwandig war und durch das raustrennen der Fensteröffnungen noch zusätzlich destabilisiert wurde.

Sikorsky CH-54 Tarhe

Die Montage des Rumpfs war dagegen recht einfach, auch deswegen, weil die Teile keinen Anguß hatten. Lediglich etwas Grat musste entfernt werden. Bei der Recherche stellte ich fest, dass alle Tarhe der –B Serie keine Verkleidung im Bereich des Heckauslegers hatten. Also habe ich das Teil entsprechend angepasst und das Umlenkgetriebe sowie die zusätzliche Welle selber erstellt. Bei der Gelegenheit habe ich dann doch die Heckrotorwelle mit eigenem Material ergänzt, da auch ein Zwischenstück auf der Mitte des Auslegers komplett selber gebaut werden musste. Wie beim Original wurde das Höhenruder auf Streben gesetzt, durch die fehlende Verkleidung war der Aufsetzschutz umfangreicher zu gestalten, dies passierte mit Draht.

Sikorsky CH-54 Tarhe

Im Außenbereich des Cockpits wurden alle Griffe und Einstiegsleitern ebenfalls mit Draht dargestellt, dazu kamen noch Scheibenwischer und Pitotsonden. Bei den offenen Triebwerken musste ich etwas improvisieren und habe dort größtenteils willkürlich einige Leitungen angebracht. Es wie im Original dazustellen, war aufgrund der sehr komplexen Struktur einfach nicht möglich. Die äußeren Winden wurden mit einer Zuleitung ausgestattet, für die Schneebretter Halteseile angebracht. Auch am Rotorkopf habe ich noch das ein oder andere Gestänge ergänzt.

Sikorsky CH-54 Tarhe

Die Decals waren leider komplett nutzlos, da diese beim Gebrauch zerbröselten. Da sich bei mir mit den Jahren eine umfangreiche Restekiste angesammelt hat, war dies jedoch kein Problem. Ein anderes Problem war die Tatsache, dass ich von meiner gewünschten Version, in oliv-roter Bemalung mit den Schneebrettern, nur ein einziges Bild fand, an dem ich mich orientieren musste. Bedingt durch die nicht verfügbare Bauanleitung blieb das eine oder andere Teil auf der Strecke, da ich es nicht zuordnen konnte.

Es war eins meiner komplexesten Modelle in der letzten Zeit, es machte viel Spaß, sorgte aber auch für einige Frustmomente.

Nachtrag

Kurz nach der üblichen Veröffentlichung in den sozialen Medien, kontaktierte mich der Gründer und Besitzer von LEM Kits. Neben vielen positiven Worten wies er mich auch auf einen Fehler hin: die Hydraulische Steuereinheit hinter dem Rotor müsste links und nicht rechts auf der Motorwelle sitzen. Dieser Fehler wurde behoben, jedoch habe ich deswegen nicht extra neue Bilder gemacht.

Weitere Bilder

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Sikorsky CH-54 Tarhe

 

Marco Coldewey,
www.mc84.de

Publiziert am 16. Mai 2022

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