Hafner Rotachute Mk IVvon Jürgen Klinglhuber (1:72 Fly)Zum Vorbild
Wir schreiben das Jahr 1940. Nach der Niederlage Frankreichs und der knappen Evakuierung des britischen Expeditionskorps aus Dünkirchen beschloss das britische Kriegskabinett den Aufbau einer luftgestützten Einsatztruppe. Bei der Entwicklung der Ausrüstung für die Truppe wurden auch unkonventionelle Ansätze in Betracht gezogen. Die Idee der Fallschirme war relativ neu, Seide aber Mangelware und mit der Zielgenauigkeit beim Landen hatte die Soldaten so ihre liebe Not.
So konzipierte im November 1940 der Österreicher Raoul Hafner einen antriebslosen Tragschrauber, der jeweils einen Soldaten transportieren sollte. Hafner war Ingenieur und Spezialist auf dem Gebiet der Drehflügler. Er war 1933 nach England gezogen, nun aber kriegsbedingt interniert. Hafner, der daraufhin entlassen wurde, war überzeugt, dass mit Unterstützung eines Rotors sehr viel genauere Landungen von Fallschirmjägern möglich wären. Auch das Absetzen von Agenten bei Geheimoperationen, von medizinischen Hilfsmitteln und Ärzten oder auch von Löschgerät in unzugänglichem Gelände sollte dadurch leichter möglich sein.
Anfangs war die Ausführung als einfaches Rucksackgerät geplant. Die Idee wurde aber rasch weiterentwickelt und schließlich bekam man einen Stahlrohrrahmen-Rumpf, der nach vorne offen war und anfangs eine sackartige Stoffverkleidung aufwies, die sich im Luftzug aufblies. Spätere Modelle hatten eine Holzbeplankung. Eine hölzerne, federgedämpfte Kufe diente zur Landung. Die Rotorblätter, die 375 Umdrehungen pro Minute erlaubten, bestanden ebenfalls aus Holz. Die Steuerung erfolgte über einen hängenden, direkt am Rotorkopf befestigten Steuerknüppel. Mit einer Leermasse von lediglich 35 kg und einer Gesamtmasse von 134 kg war der Rotachute lange Zeit das leichteste bemannte Fluggerät.
Obwohl sich das Rotachute-Konzept letztlich in der Praxis bewiesen hatte, wurden gesamt nur acht Stück gebaut. Einer der größten Nachteile des Geräts war die Notwendigkeit, den Rotor vor dem Einsatz auf eine bestimmte Drehzahl zu bringen. Während der Erprobung geschah dies durch Zugfahrzeuge. Wie dies für eine große Anzahl von Geräten und unter Einsatzbedingungen bewerkstelligt werden sollte, blieb eine der ungelösten Fragen. Die Erfahrungen aus dem Rotachute-Projekt fanden Verwendung bei anderen Konzepten wie beim Rotacub (ein Mini-Tragschrauber mit Antrieb) oder dem Rotabuggy (einer Jeep/Autogiro-Kombination).
Es handelt sich um einen Kit der Firma FLY. Photoätzteile sind Teil der Packung, auch ein kleiner Decal-Bogen, aber auf Grund der Größe des Modells ist natürlich der Spritzling auch entsprechend „mini“. Das macht den Bau aber nicht unbedingt einfacher – die Größe der Teile bzw. des Modells an sich sind durchaus fordernd.
Jürgen Klinglhuber Publiziert am 20. März 2020 © 2001-2024 Modellversium Modellbau Magazin | Impressum | Links |