Sikorsky SH-3D Sea KingHS-2 Golden Falcons - USS Enterprise 1974von Oliver Zwiener (1:72 Fujimi)Das Original:Der Sikorsky S-61 Sea King hatte seinen Erstflug am 11.03.1959, steht aber noch heute zum Beispiel bei der deutschen Marine als allwetterfähiger Mehrzweckhubschrauber im aktiven Dienst. In den Versionen SH-3 (A, D, G und H) wurde er auf dem Flugzeugträger USS Enterprise CVN 65 zwischen 1968 und 1989 als Uboot-Jäger (ASW), Such- und Rettungshubschrauber (SAR) und für Transporte (utility) eingesetzt. Durch den schiffsähnlichen Bug konnte dieser amphibische Hubschrauber auf dem Wasser landen und sich wie ein Boot darauf fortbewegen. Die Besatzung bestand, abhängig vom Einsatz, aus mindestens fünf Personen (Pilot, Co-Pilot, Warfare Operator, Sonar-Operator und Aircrewmen). Diese verfügte am starboard sponson über das AN/ASQ-81, ein zu schleppendes Messgerät für Magnetfeldänderungen (MAD = magnetic anomaly detection), das AQS-13 Tauchsonar sowie diverse Sonarbojen, um getauchte Uboote genau zu orten und mit MK-44/46 Torpedos zu bekämpfen. Der Schutzschild vor den Turbinen wurde im Jahr 1964 eingeführt, um das Vereisen oder Ansaugen von Fremdkörpern zu verhindern, was ansonsten zu einem Triebwerkausfall mit Bruchlandung führen würde. Da es aber gleichzeitig die Motorleistung verringert, wurde es manchmal wieder entfernt, wenn für die Mission maximale Schubleistung, z.B. bei längerem Schwebeflug, erforderlich war.
Die HS-2 ist die einzige Staffel, die die amerikanische Flagge am Rumpf ihrer Maschinen tragen durfte. Der Ursprung dafür liegt in der Jordanien Krise 1970, in der dieser Anstrich dazu diente, SH-3H der US Navy von israelischen H-53 zu unterscheiden. Die hier gezeigte Maschine BuNo. 154107 wurde als SH-3D gebaut, Anfang der 70er zur SH-3H umgerüstet, gegen Ende ihrer Dienstzeit schließlich am 15.08.1991 in Tuscon Arizona bei der 309th Aerospace Maintenance and Regeneration Group (AMARG) eingelagert, um letztendlich dann 1996 an die brasilianische Marine weiterverkauft zu werden. Heutzutage steht sie in Rio de Janeiro im Espaço Cultural da Marinha. Legendär sind die Maschinen, die die Landekapseln mit den Astronauten nach deren Apollo-Missionen aus dem Ozean bargen und in der Gegenwart die grüne VH-3D "Marine One", der offizielle Hubschrauber der US-Präsidenten. Ihr Nachfolger ist die SH-60 Sea Hawk. Technische Daten: Länge: 16,69 m, Höhe 5,13 m, Hauptrotordurchmesser 18,90 m , 2 Triebwerke General Electric T58-GE-10 Turbinen mit je 1400 PS, Höchstgeschwindigkeit 267 km/h bei einer Reichweite mit Zusatztanks von 1000 km. Interessante Referenzen: Squadron Signal, Sammelwerk 29 AERO, tailhooktopics, aviationspectator.com, logbookmag.com, airliners.net, helis.com, seaforces.org, helis.com Farben: FS 16440 Light Gull Grey, FS 17875 White Modellbausatz: Fujimi 1:72Der Bausatz wurde mit viel Glück am Tag der offen Tür am 29.06.2013 beim Phantom-Pharewell beim Jagdgeschwader 71 "Richthofen" in Wittmund gefunden und gekauft. Q 6 ist von 1987, kann im Vergleich zum 2013er CYBERHOBBY Nr. 5109 SH-3D (MV Kitbesprechung von Jens Kroeger) aber den heutigen Ansprüchen nicht mehr genüge leisten. FUJIMI punktet wie gewohnt mit passgenauen Formen und sauberen Graten mit nur vereinzelt Fischhaut. Dazu ist er im Innenraum sehr gut detailliert und der Bausatz bietet drei verschiedene Versionen an, daher ist dieser sehr gesucht und wird für ca. 30 € gehandelt. Auf der Verpackung ist eine SH-3H abgebildet, dafür bietet der Bausatz sogar das Ice / Foreign Object Damage ( F.O.D ) Shield vor den Triebwerkeinläufen, in der Bauanleitung ist es jedoch nicht abgebildet. Ein glücklicher Umstand, der verhindert, dass man dieses doch recht komplizierte weil gewölbte Bauteil scratch nachbauen muss. Nachgerüstet wurde mit Eduard 72256 und PJ Production 4 SAR Helicopter crew 721126.
Bau/ Lackierung:Zuerst erfolgte die Konzeption des Dioramas, denn an Deck eines Flugzeugträgers ist wenig Platz, daher stehen die Hubschrauber dort nahe der Aufbauten generell mit zusammengefalteten Rotorblättern – doch das war für mich weniger reizvoll. Also recherchiert und festgestellt, dass die SH-3 Seakings vor den blast shields der port catapults 3 und 4 standen und von dort aus ihre Missionen starteten – von der Optik her deutlich ansehnlicher, aber auch anspruchsvoller umzusetzen. Die Bauanleitung einer TAMIYA 78007 CVN 65 Enterprise in 1:350 ließ die Umrechnung der Ausmaße in 1:72 gelingen, Fotoreferenzen die Farbgestaltung. Wie immer wurde zuerst der Bauplan vorgezeichnet, bevor das Regalbrett weiß grundiert und lackiert wurde. Maskierung und Lackierung der diversen Farbtöne erfolgten in abwechselnden Schritten, zum Schluss wurden die zahlreichen tie-downs wieder per Schablone und Bleistift aufgemalt.
Anschließend ging es weiter mit dem Innenausbau. Dazu wurde die Einstiegsluke ausgebohrt und gefeilt sowie die überschüssigen Fenster zugespachtelt und plangeschliffen. Die Innenausstattung wurde sowohl mit Fotoätzteilen und masking tape 1mm als auch scratch aufgewertet. Da der kollektive Steuerhebel des Piloten fehlte, wurde noch ein Loch links neben dem Sitz gebohrt und zwei gleich aussehende kollektive Steuerhebel nachgebaut. Ebenso die Seilwinde für das AQS-13 Tauchsonar wurde aus alten Fahrwerken und Drachenschnur gescratcht und die Bildschirme für Radar und Sonar in Clear Green angemalt.
Die nächsten Schritte waren der Bau der Schwimmkörper samt Fahrwerkschacht, Einstiegsluke und Heckrotor sowie die Lackierung des gesamten Innenraums, der Piloten und der Torpedos. Leider bleiben die vielen Details nach dem Zusammenbau der Rumpfhälften verborgen, deshalb hier noch vorher ein paar Nahaufnahmen.
Die nächste Bauphase war die schwierigste, denn der Einbau von zusätzlichen Teilen verursacht beim Zusammenfügen der Rumpfhälften immer kleine Widerstände oder Spannungen, die hinterher korrigiert werden müssen. In diesem Fall musste das Armaturenbrett im Cockpit noch einmal gelöst und neu verbaut werden und die Sitzbänke im Laderaum neu ausgerichtet werden. Danach folgte Spachteln, Schleifen und das Verkleben der äußeren Fotoätzteile. Parallel dazu wurden Hauptrotor und Heckrotor nacheinander lackiert, maskiert und wieder lackiert, um anschließend alle Baugruppen zusammenzufügen. Es folgte die Maskierung der Cockpitkanzel mit anschließendem Einbau, danach das sorgfältige Abkleben sämtlicher Öffnungen, um weiß zu grundieren. Das Ergebnis – nirgends hat sich Sprühnebel rein geschlichen – klasse. Weniger gut ist die Tatsache, dass sich in der Zwischenzeit zwei von vier Nanoätzteilen unauffindbar verabschiedet haben und ein Nachbau unmöglich erscheint.
Exkurs: Der Friedhof der FotoätzteileEduard 72256 ist von 1998 und gehört zum älteren Zubehör. Das Metall und die Sollschneidestellen sind dick, beim Heraustrennen drohen die Kleinteile immer wieder zu verbiegen. Aber das lässt sich alles noch handhaben, weniger realisierbar sind Bauschritte, wo Kleinstteile mit geringerem Umfang als eine Stecknadel-Spitze auch noch gefaltet, gebogen oder sogar trichterförmig (AN/ASQ-81) ausgeformt werden sollen. Damit diese Nanos überhaupt von Dauer haften bleiben, ist der Tropfen Sekundenkleber größer als das Teil an sich. Sowohl beim Heckrotor als auch bei den Aufhängungen für die Torpedos wurde mit den Fotoätzteilen die eigene Leistungsgrenze deutlich überschritten und letztendlich doch die Originalteile wieder eingesetzt. Andere Teile sind so klein und die Bauanleitung so ungenau, dass selbst Squadron Signal keine Referenz mehr bietet. So bilden die vielen ungenutzten Nummern letztendlich den Friedhof der Fotoätzteile und landen in der Bastelschrottkiste :-( Nach der Grundierung folgten die Farben light gull gray, Mittelgrau und Schwarz. Natürlich musste auch hier immer wieder fleißig maskiert werden. In der Zwischenzeit wurden das Fahrwerk und die Kleinteile bemalt. Vor dem Auftragen der Nassschiebebilder wurde wie gewohnt das Modell mit mattem Klarlack eingenebelt, um anschließend lediglich noch einmal die Decals mit einer weiteren dünnen Schicht matten Klarlack zu versiegeln. Es folgte die Ausführung der anspruchsvollen Detailarbeiten, der Anbau der Schwimmkörper samt Fahrwerk, der Bewaffnung, der zweiteiligen Bordluke sowie der Antennen samt Verkabelung. Dafür wurde ein Nähmaschinen-Set benutzt, denn die Drachenschnur war zu dick und widerspenstig. Zum Schluss den Heckrotor und die letzten Fotoätzteile wie Scheibenwischer, Spiegel und Haken der Seilwinde verkleben, Hauptrotor, Tauchsonar und noch die verbliebenen Crew-Mitglieder einsetzen – fertig für das Foto-Finish :-)
Die Bauzeit bis zur Fertigstellung von Modell und Diorama betrug durch die Weihnachtszeit und einige widrige Umstände fast drei Monate, wobei Außen-Fotos im Winter wegen Wind und Wetter eine weitere Herausfoderung darstellen - hier nun die Galerie meiner "Sikorsky BuNo 154107 - SH-3D Seaking HS-2 Golden Falcons - USS Enterprise 1974". Links zu original Referenzfotos:
Oliver Zwiener Publiziert am 09. Januar 2016 © 2001-2024 Modellversium Modellbau Magazin | Impressum | Links |