Mil Mi-17 Hipvon Roland Sachsenhofer (1:72 Zvezda)
Mit dem Beginn und dem Fortschreiten des Kalten Kriegs fallen die Entwicklung sowie die weite militärische Verwendung von Drehflüglern zusammen. Die Namen zweier Konstruktionsbüros des jeweiligen militärisch-industriellen Komplexes können beinahe als Synonyme für die Hubschrauberflotten der gegnerischen Blöcke gesehen werden. Ist das auf Seiten der westlichen Welt/ der NATO der Name Sikorsky, so muss für den Ostblock beziehungsweise für die Warschauer Pakt Staaten das Büro Mil angeführt werden.
Hinter der Abkürzung Mil stehen die Namen des Konstrukteurs Michail Leontjewitsch Mil, der zu Beginn der 60er Jahre mit der Mil Mi-8 eine der bis heute erfolgreichsten Hubschrauberfamilien schaffen sollte. In verschieden Varianten weiterentwickelt diente das Konzept der Mi-8 auch für die Mil Mi-17 als Ausgang. Die Veränderungen betrafen vor allem die Ausstattung mit leistungsstarken Kilmov TW3-117 Triebwerken, die der Konstruktion die beachtliche Tragkraft für vier Tonnen Nutzlast verschafft. Erfahrungen aus dem Afghanistankrieg flossen in die Auslegung und vor allem in die Ausrüstung des Entwurfs ein. Neben Staubabscheidern wurde die Kabine für die Aufnahme von Rohrwaffen modifiziert, zusätzlich konnten an Außenlaststationen auch 23-mm-Kanonenpods UPK-23-250, Bomben, Raketen und weitere Bewaffnung mitgeführt werden. Clare und Chaff Werfer sowie Abgasluftmischer sollten die Bedrohung, die von den neuen schultergestützten Abwehrsystemen ausging, minimieren. Bis heute wird die Mil Mi-17 in verschiedenen Varianten von zahlreichen Luftstreitkräften eingesetzt, eine weit verbreitete Zivilversion befindet sich ebenfalls noch im Einsatz.
Die Mil Mi-8 und ihre Varianten bieten sich für einen russischen Formenhersteller natürlich geradezu an - und ich muss sagen, Zvezda hat nach meiner Meinung die Sache sehr gut gemacht. Das etwas weiche Plastik des Bausatzes besticht nicht gerade durch überbordenden Detailreichtum - das betrifft vor allem das sehr sparsam ausgestattete Cockpit - dafür strahlt es eine gewisse beruhigende Robustheit aus. Die Passgenauigkeit dagegen ist geradezu erstaunlich und lässt Energien ungebunden, die man gerne für die eine oder andere Nachdetaillierung verwenden kann.
Ich habe mich diesbezüglich im Bereich des Cockpits zu schaffen gemacht: Sitzgurte aus Tamiya-Tape und ein paar Ätzteile aus der Restekiste sollten dem Innenleben etwas Leben einhauchen. Zum Schluss kam auch zurechtgebogener Draht als Ersatz für die angegossen dargestellten Scheibenwischer zum Einsatz. Dies ist etwas, das ich auch für kommende Hubschraubermodelle notiert habe! Es schmälert die Qualität des Bausatzes nicht, dass Raum für Detaillierung auch im Bereich Rotorkopf/ Heckrotor zu finden ist; das ist, denke ich, in diesem Maßstab nicht anders zu erwarten. Die Farbgebung des Modells erfolgte mit Gunze-Farben, die wenigen Decals stammen aus dem Bausatz. Die anfänglich etwas grob erscheinenden Nietenreihen des Rumpfes und des Heckauslegers wirken nach Auftragen mehrerer Farb- und Klarlackschichten glaubhaft eingeebnet und unterstreichen am fertigen Modell das kernige Aussehen des Originals.
Wer bis hierher gelesen hat, wird sich über das abschließende positive Fazit nicht wundern: Zvezdas Bausatz lädt im verantwortbaren Umfang zum Nachdetaillieren ein, punktet durch Formtreue und erfreut den Modellbauer mit angenehmer Passgenauigkeit. Mir hat diese Modellbauerfahrung so gefallen, dass schon während der Bauzeit weitere Zvezda Tragschrauber auf dem Werktisch gelandet sind…
Wer sich den zugehörigen Bauprozess ansehen möchte, kann das hier im JAM Forum tun. Wie immer stehe ich für Anregungen und Fragen offen: ro punkt sachsenhofer at gmx punkt at
Roland Sachsenhofer Publiziert am 31. Mai 2014 © 2001-2024 Modellversium Modellbau Magazin | Impressum | Links |