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Vertol (Piasecki) H-21 / V-43A

von Jan Teipel (1:72 Italeri)

Vertol (Piasecki) H-21 / V-43A

Hintergrund

Seit einigen Jahren lag das ältere Hobbycraft-Modell der Shawnee bei mir „auf Halde“, es ist aber übelst verbesserungsbedürftig (In der Kit war mal ein feiner Artikel dazu). Mit dem Erscheinen des Bausatzes der H-21 von Revell (Original von Italeri) 1999 erübrigte sich weiteres mentales „Kräftesammeln“, da jetzt ohne großen Aufwand ein wirklich ansehnliches Modell geschaffen werden kann. Ich werde im folgenden mein Vorgehen, lose der Revell-Bauanleitung folgend, beschreiben. Einige Abweichungen, die den Zusammenbau erleichtern, ergeben sich natürlich immer, außerdem möchte ich auf weitere Verbesserungsmöglichkeiten hinweisen, die von mir (wegen des vorweihnachtlichen Zeitdruckes) nicht umgesetzt worden sind.

Geschichte der H-21

Die ursprünglich von Piasecki stammende PD-22, bei US-Army und Air Force als H-21 eingeführt, machte ihren Jungfernflug im April 1952. Mit dem Hubschrauber wurden 1953 ein Geschwindigkeitsrekord von 127,52 mph (236,15 km/h) und ein Flughöhenrekord auf 22,288 ft (6,795 m) aufgestellt. In der Kabine finden 14 normal ausgerüstete Soldaten oder 12 Verletzte auf Tragen Platz. Verbesserte Versionen der H-21 konnten später bis zu 20 Soldaten transportieren.

Etwa 400 Maschinen wurden weltweit eingesetzt (von Deutschland, Frankreich, Japan, Kanada, Schweden, USA). Zur besten Zeit der H-21 hatten schon alleine die USA 10 Staffeln (mit je 20 Shawnees, lt. TOE 55-58T) im Einsatz. Den französischen Erfahrungen aus dem Algerienkrieg folgend, testete die US Army Aviation in den späten 50er Jahren die H-21 auch als “Gunship“ mit unter dem Bug montierten 70 mm-Raketenwerfern und leichten Maschinenkanonen. (Diese Erprobungen verärgerten die um „ihr Revier“ besorgte USAF nicht wenig!)

Die Bundeswehr beschaffte insgesamt 32 H-21s (Vertol V-43A / B), beginnend im Jahr 1957. Fünf davon setzte die Luftwaffe ein, die restlichen wurden von der Heeresfliegertruppe genutzt. In einem Vergleichstest mit der H-34 Chocktaw zeigte diese das höhere Leistungsvermögen, darum wurde die H-21 nicht in größerer Stückzahl gekauft. 1968 meldete das HFlgBtl 300 (der Verband, in dem die H-21 eingesetzt wurde) 30,000 Gesamtflugstunden. Am 8. Dezember 1972 flog die letzte H-21 in Bundeswehrdiensten. In mehreren deutschen Luftfahrtmuseen werden Exemplare ausgestellt.

Der Zusammenbau - Cockpit / Kabine

Gleich die erste Abweichung von Revells Anweisungen sollte beim Zusammenbau des Funkgeräte-Regals hinter dem Cockpit erfolgen: Das Schott zwischen Cockpit und Kabine ist oben nach vorne geneigt, anhand technischer Zeichnungen kann man erkennen, dass das breiteste Bord des Regals nach ganz oben gehört, das schmalste nach unten. Die Hinterkanten sollten dann lotrecht übereinander stehen. Die abgeschrägte Ecke der Borde gehört zum Kabinengang hin orientiert, die Borde sollten parallel zum Kabinenboden ausgerichtet sein. Mit einer dünnen Kunststoff-Stange kann man die kabinenseitige Regal-Stütze darstellen, einige unterschiedlich große, schwarz lackierte Plastikwürfel mit dünnen Drähten stellen die Funkgeräte dar.

Vertol (Piasecki) H-21 / V-43A

Die graue Farbe im Cockpit ist FS 36231 (typ. für US-Flieger) oder (nach dt. Werftüberholung) RAL 7037, Staubgrau. Das eigentliche Instrumentenbrett sollte Anthrazit (FS 37031) lackiert werden, etwas Trockenmalen mit hellgrau oder weiß, einzelne dezente rote Tupfer, Glanzlack o. ä. für die Instrumentengläser und das war’s auch schon, später ist das Cockpit so eng, dass mehr Aufwand kaum erkennbar bleibt. Entgegen dem Bauplan habe ich Sitze, Sticks, Pedale und Instrumentenbrett jetzt noch nicht verklebt, da dies später problemlos zu erledigen ist und die Teile im offenen Rumpfbug nur unnötig gefährdet sind.

Auf den Boden vor die Sitze kann man je zwei schmale (~1,5 mm) dünne Plastikstreifen kleben, die etwas über den vorderen Bodenrand hinausragen, hierbei auf Freiraum für die Pedale achten. Zwei kurze, dünne Drahtstücke werden in der rechten Mitte der Schalterkonsole angebracht und stellen die Treibwerksregler dar. An der Rückwand, rechts außerhalb des Pilotensitzes sollte ein senkrechter Kabelkanal aus ca. 1,5 mm breitem Plastic sheet angebracht werden. Zu beiden Seiten des Cockpitbodens verlaufen schmale Kabelkanäle vom Schott nach vorne. Steuerbord ein 1,5 mm hohes eckiges Plastikstreifchen ankleben, backbord ist das Teil paddelförmig.

Vertol (Piasecki) H-21 / V-43A

Die Sitze sollten in dunkelrot mit hellgrauen Tragerohren bemalt werden, mit hellgrauen Gurten (aus Maskiertape geschnitten), zur Darstellung der Gurtschlösser kann man gut Scheibchen von etwa 1 mm dicken Plastikrundstab schneiden und Alu lackieren. Wer will, schnitzt die dreieckigen Versteifungen zwischen Rückenlehne und Sitzfläche sauber weg und ersetzt diese durch ca. 0,7 mm Draht. Im Kabinenbereich habe ich „rumgefault“ und nur die Sitzplätze direkt neben den Türen und die vier Plätze gegenüber mit Gurten ausgestattet, alle andern „Innereien“ sind sowieso nur mit einem Endoskop sichtbar. Das Gestell der Kabinenbänke besteht im Original aus Röhren, daher sähe es schöner aus, wenn man in Sichtbereich der Türen die Dreiecke unter den Sitzen wegschneidet und durch dünne Plastikstäbe ersetzt. Kabinenboden, Innenwände, Sitzbankrohre und Heckschott werden auch mit FS 36231 lackiert, mit Alu trockengemalt um Abnutzung anzudeuten und zuletzt mit fein geriebener schmutz- / staubfarbener Pastellkreide übergewischt. Das Heckschott ist ein Durchgang mit Vorhang, dieser sollte in einem abweichenden Grauton abgesetzt werden.

Vertol (Piasecki) H-21 / V-43A

Vertol (Piasecki) H-21 / V-43A

Das Heckschott sollte senkrecht zum Kabinenboden verklebt werden, das Bugschott muss etwas nach vorne geneigt verklebt werden (parallel zur Cockpitfenster-Hinterkante), mit etwas Knetgummi können die Teile zur Justierung in einer Rumpfhälfte vorläufig fixiert werden. Über dem Steuerbord-Kabinenzugang wird später die Bergewinsch angebracht, wer will kann an der Rumpfseitenwand mit etwas Draht den Schwenkhebel (schwarz), die Schalttafel und den Notfall-Kabeltrenner (gelb) zwischen Cockpit-Schott und Tür anbringen.

Vertol (Piasecki) H-21 / V-43A

Triebwerksbereich:

Der gesamte Heckbereich sollte vor dem Verkleben in Zinkchromatgrün oder ~gelb (Anmischen für die, die „es brauchen“, fertig von Model Master für alle anderen) lackiert werden, da man weit hineinsehen kann. Beim Lackieren des „Bodens“ unter der Antriebswelle sollte bedacht werden, dass hier kein Boden ist, die großen Lüftergitter sollen ja zu was nützen... Ich habe, bis auf einen schmalen Rand, einfach alles Mattschwarz gemalt, da mir Fotos o. ä. als Vorlage fehlten. Die Teile für das Triebwerk hinterlassen -gut bemalt- schon einen ordentlichen Eindruck, oben im Rumpfrücken habe ich mit einem Stück Plastik-Rundstab die Heckrotor-Antriebswelle zwischen den Versteifungsrippen weitergeführt. Wer mehr tun will: Hinter dem Triebwerk befindet sich ein abgeplatteter zylindrischer Ölbehälter steuerbord etwas oberhalb der runden Öffnung, von ihm aus gehen Leitungen nach vorne zum Motor. Leider merkt man spätestens hier, dass die Rumpfeinbauteile alle etwas schmal geraten sind, beim Verkleben deshalb genau einpassen, sonst bleibt auf einer Seite eine klaffende Lücke. Beim Zuschneiden der Netze für das große Lüftergitter auf dem Rumpfrücken kann man recht gut „geizen“, dann hat man Reservestücke, für den Notfall. Vor dem Verkleben habe ich die Innenseiten der Öffnungen im Rumpf etwas ausgedünnt (mit einem frischen, feinen Skalpell) damit die Gitter später nicht so stark nach innen zurückspringen. Zum Verkleben der Gitter empfehle ich Sekundenkleber mit Aktivator, die Netze müssen etwas in ihre Öffnungen hineingepresst werden, damit sie sich der Rumpfkontur anpassen

Zusammenbau der Rumpfhälften:

Die Rumpfinnenseite oberhalb des Cockpitschotts (90 °-Getriebe des Bugrotors) wurde durch Lackieren mit Schwarz „versteckt“, das Verkleiden mit Sheet wäre natürlich die Ideallösung. Die Kabinenwände werden innen mit FS 36231 lackiert. Ober- und unterhalb der Fensterreihen verlaufen Metallprofile, die den Rumpf versteifen. Da die Rückenlehnen der Kabinenbänke aber so gut wie alles verstecken, kann man diese Profile durch Bleistiftstriche vortäuschen. Der Wellentunnel verläuft unter dem Dach längs der gesamten Kabine, ein Plastikstab mit Trapezquerschnitt von etwa 6mm (oben) bzw. 5mm (unten) Breite und 2,5mm Höhe stellt ihn dar. Vor dem Zusammenkleben kann man den Triebwerksbereich gut von innen maskieren, um bequem die Außenfarbe (NATO-oliv RAL 6014) in diesem Bereich zu lackieren. Um ein „Ersäufen“ der Lüftungsgitter zu verhindern und trotzdem deckend Farbe aufzubringen zu können, habe ich die Gitteröffnungen von innen mit Kosmetiktuch (Ich verbrate etwa eine Packung davon pro Modell) ausgekleidet, es schütz auch gut dagegen, mit dem Maskiertape später das Gitter wieder abzureißen. Die Kabinenfenster klebe ich gerne mit wasserfestem Holzleim ein, dieser greift den Kunststoff nicht an, trocknet klar und füllt auch kleinere Spalten.

Leider passen die Gravuren der beiden Hälften nicht exakt zueinander (oder ich bin zu deppert zum sauberen Ausrichten). Am einfachsten ist es, die Klebeflächen nass plan zu schleifen (mit einem Blatt Schleifpapier das auf Glas liegt). Hierbei gehen zwar die Positionszapfen verloren, aber die stören sowieso nur. Nun empfiehlt es sich, die Oberseite(n) so gut wie möglich auszurichten, da man dann nur wenig an der Buggetriebe-Kuppel schleifen muss und der Rumpfbauch sowieso nachgearbeitet wird (später mehr).

Da auch die Kabinenschotts etwas klein ausfallen, muss die Kabine sauber trocken eingepasst werden, wenn’s gut aussieht, fixieren und in einer Rumpfhälfte verkleben (vorzugsweise in der linken, dann gibt es keinen Spalt am Schott neben der Hecktür). Jetzt können die Rumpfhälften zusammengefügt werden, dabei muss auch kontrolliert werden, ob der Cockpitboden direkt auf dem Rumpf aufliegt, ich musste eine „grinsende“ Spalte verklammern und verkleben.

Die Stabilisatoren können jetzt schon zusammengebaut werden, aber nur wer die harte Tour braucht, wird sie jetzt schon am Rumpf ankleben. Nervenschonender ist die Montage nach der langen Decal-Sitzung. Nebenbei: ältere H-21 hatten die trapezförmigen „Seitenleitwerke“, neuere Maschinen trugen die parallelogrammförmigen. Also, wer die Decalversion 83+30 von Revell bauen will, sollte daran denken, dass dies eine späte V-43B mit Landescheinwerfer am hinteren unteren Rand der Kanzelverglasung, steuerbord von der Mitte und mit dem Staurohr mittig vorne auf der Nase in der unteren Dreiecksspitze. Die QF-474 von Italeri ist eine späte V-43A mit parallelogrammförmigen Stabilisatoren, ohne andere Abweichungen. Die Vorder- / Hinterkanten der Stabilisatoren sind senkrecht zum Erdboden ausgerichtet (von der Seite betrachtet), schräg stehen sie nur, wenn man beim Zusammenbau rechts und links vertauscht.

Einbau und Detaillierung der Cockpit-Kleinteile:

Da jetzt bald die Kanzelverglasung eingebaut werden kann, ist es an der Zeit, die Kleinteile ins Cockpit zu montieren:

Die kollektiven Blattverstellhebel (links von den Sitzen) werden hellgrau mit mattschwarzem Griff und alufarbenem Ring hinter dem Griff bemalt. Die zyklischen Blattverstellhebel (vor den Sitzen) haben einen graubraunen Stoff-Faltenbalg am Boden und einen mattschwarzen Griff mit roten Schaltknöpfen. Die Pedale des Piloten (steuerbord) tragen Bremsaufsätze, die aus 2mm hohen sanduhrförmigem dünnem Sheet nachgebaut werden können, dann sollten die Sitze, alle Steuerungen und das Instrumentenbord eingeklebt werden.

Vom Instrumentenbord läuft ein knitterig aussehender Kabel- oder Lüftungskanal senkrecht nach unten, „umkurvt“ das Pedalgestänge und zweigt unterhalb davon in zwei sich verjüngenden Scheibenlüftern ab, die bis vor die inneren Pedale reichen. Den Kanal kann man aus Alufolie wickeln, die Lüfter aus Plastikrundstab schleifen. Hier wird es ENG, deshalb unbedingt exakt mit dem Klarsichtteil trocken anpassen!

Vertol (Piasecki) H-21 / V-43A

Kanzelverglasung:

Die H-21 hat ein besonderes Kennzeichen: Backbord ist eine Kanzelstrebe nur innen montiert, sie ist von außen grau zu sehen. Netterweise hat Italeri das richtig wiedergegeben, im Klarsichtteil sind innen zwei erhabene Linien geprägt. (s. Foto 2 JCT_H21#8.jpg) Außerdem hat die Backbordscheibe keine senkrechte seitliche Strebe. Mit Polierpaste (gibt es auch für Handys und Uhrgläser) kann man die Scheibe gut zum Glänzen bringen, dann wird die graue Innenstrebe gemalt. Den „absoluten“ Glanz erzeugt man jetzt durch Tauchlackierung der Kanzel mit Bodenlasur (z. B. Future, Sofix Vollglanzpflege oder Erdal Glänzer, das Zeug sollte wachsfrei, aber auf Polymerbasis sein, ggf. erst antesten). Die beschichtete Kanzel sollte über 24 Stunden unter Staubschutz auf einer saugfähigen Unterlage trocknen. Danach werden die äußeren Kanzelstreben lackiert. Hierzu maskierte ich die Kanten mit schmalen Steifen Maskierkrepp - das beigegrüne 3M FineLine Tape (1,6 mm) ist auch gut - und fülle die Flächen mit Humbrol Maskol. (Ich bewundere Modellbauer, die mit Parafilm umgehen können, ich verziehe ihn immer beim Schneiden.) Da alle Streben von innen grau sind, wird erst mal mit FS 36231 lackiert, die Endlackierung mit RAL 6014 erfolgt später mit dem restlichen Rumpf.

Vertol (Piasecki) H-21 / V-43A

Die Überkopf-Schalterkonsole wird rundum hellgrau mit schwarzen Schaltern und einem weißen Tupfen hinten links (Cockpit-Beleuchtung) bemalt. Sie sollte mit einem schmalen Träger (0,3 x 1 x 2 mm) hinter den obersten Teil der Mittelstrebe geklebt werden, das ist etwas fummelig. Zum Einbau der Verglasung musste ich klaren 5min-Epoxy-Kleber benutzen, da ich leichte Passungenauigkeiten auszugleichen hatte.

Vertol (Piasecki) H-21 / V-43A

Nachdetaillierungen am Rumpf

Am Bauch der H-21 fehlen ein paar Stoßfugen, diese könne nach meiner Skizze nachgraviert werden. Vielleicht sollte das vor dem Verkleben der Rumpfhälften geschehen, so können gleich alle durch Spachteln und Schleifen gefährdeten Linien etwas vertieft werden. Die beiden Such- und Landescheinwerfer habe ich mit einem 3,5 mm Bohrer angesenkt, in die Vertiefungen werden später Reflektor und Verglasung „hineingetrickst“. Jetzt kann man auch schon die Positionsleuchten auf beiden Rumpfseiten fast komplett plan abschleifen. Die zurückbleibenden tropfenförmigen Flächen sollten Weiß oder Silber lackiert und dann maskiert werden. Das gibt eine helle Basis für später zu fertigende klare Positionslichter

Vertol (Piasecki) H-21 / V-43A

Vertol (Piasecki) H-21 / V-43A

Auf den Türschienen kann man mittig längs eine breitere Vertiefung eingravieren, die Schienen sind eigentlich Rohre, die einige Zentimeter Abstand vom Rumpf haben. (Draht und Mini-Plastikreste als Montagewinkel wären noch besser.)

Zwischen der Hecktür und dem linken Hauptfahrwerksbein sind zwei kleinere quadratische Gravuren (eine oberhalb, die andere unterhalb des Endes der Strebe). Hier sind im Original Lüftungsschlitze, genauso beidseitig hinter den großen Luftgittern (rechteckige Gravuren). Der bequemere Weg sind hier die Eduard-Ätzteile, aber ein paar parallele Linien diagonal zum Rand sind schnell graviert. (Hätte ich es eher gewusst!) B. Domkes Webseite hat gute Detail-Fotos dazu.

Lackierung:

Die Fensteröffnungen der Kabinentüren können gut von innen zugeklebt werden. Nun können die Schiebetüren innen mit grauer Farbe (FS 36231 oder RAL 7037 Staubgrau) lackiert werden. Die Türöffnungen, und Triebwerksöffnungen werden z. B. mit Watte oder grob passend geschnittenem Schaumstoff ausgefüllt. Die Öffnung für den hinteren Rotor wird einfach später schwarz lackiert. Die Rundum-Warnleuchten sollten jetzt auf Bauch und Rücken verklebt werden. Ihre schmaleren äußeren Hälften müssen maskiert werden (Maskierlack). Mit Hilfe eines Zahnstochers habe ich auch alle Montagelöcher für Kleinteile sauber mit Maskierlack gefüllt.

Der Rumpf wird dann über alles in RAL 6014 (FS 34087, NATO-oliv) lackiert. Man kann einzelne Felder auf der Oberseite jetzt schon gut mit leicht aufgehellter Farbe altern. Den Bereich der Luftansauggitter hatte ich ja schon vorher lackiert, da hier nicht mehr gut maskiert werden kann und Oliv prima die Zinkchromatfarbe im Inneren überdeckt. Wer eine leichte Hand mit dem Spritzgriffel hat, sollte für die Außenlackierung die glänzende Farbe von XtraColor ausprobieren, das spart vor den Decals einen Klarlackgang. Die Farbschicht sollte gut und gerne über 24 Stunden trocknen, wer dick aufgetragen hat, wartet besser länger.

Für makellos aufgebrachte Decals ist es zwingend, dass die Oberfläche glänzt, je mehr, je besser. Sonst bleibt nach dem Antrocknen oft ein silbriger Schimmer von unter dem Decalfilm gefangenen Luftbläschen. Eine billige und gute Quelle für ein belastbar hartes und hochglänzendes Finish ist Bodenlasur (s. o.). In wenigen dünnen Schichten aufgesprüht, trocknet das Zeug in Minuten, trotzdem sicherheitshalber auch hier einen Ruhetag einlegen. So bekommt man genau die glatte Oberfläche, auf der die Decals später wie gemalt wirken.

Die Decals:

Da einige Decals auf sehr unebene Stellen kommen (z. B. Stabilisatoren), sollte großzügig mit Microscale Set oder einem ähnlichen kräftigen Weichmacher gearbeitet werden. Ich befeuchte meine Decals durch Eintauchen in eine warme Lösung aus ca. 50 ml Wasser und 10 ml Essigessenz (25 %), so werden sie schon ein bisschen vorgeweicht. Man kann Decals auch mit Bodenlasur auf dem Modell fixieren. Dann darf man aber nur reines Wasser zum Anlösen der Decals verwenden, da die nasse Lasur durch Säurespuren ausflockt. Die gelösten Decals werden dann auf eine frische, DÜNNE Schicht aus Lasur gegeben. Beim Trocknen zieht die Lasur das Decal prima in alle Vertiefungen. Nimmt man zuviel Lasur, so trocknet diese nicht glatt! Der Revell-Bauplan zeigt einige Decals zu klein an, ich war hektisch und durfte später mühselig ein falsch angebrachtes Decal wieder ablösen (MicroSet verklebt Decals prima!). Deshalb vorher genau prüfen, was wohin muss und wie viel Platz die Nachbar-Decals noch brauchen. Die einen Tag gut durchgetrockneten Decals werden vorsichtig mit einem feuchten Mikrofasertuch abgewischt, um Reste von Weichmacher usw. zu entfernen, die sonst den Mattlack stören können. Danach wird das ganze Modell mit Mattlack besprüht, der wieder zwei Tage trocknen darf. Diese Schicht schützt die Decals und bildet die Grundlage für das Altern.

Vertol (Piasecki) H-21 / V-43A

Anbauteile:

Jetzt werden die Fenster in die Türen geklebt, einige Lfz hatten eine waagerechte graue Strebe mitten auf den Fenstern. Die Stabilisatoren sollten jetzt angeklebt werden, richtig sitzen sie parallel zum Boden beim stehenden HSchr. Ich finde es praktisch, alle Kleinteile am Gußast zu bemalen, nachdem so viele Angüsse wie möglich abgetrennt und versäubert worden sind. Das Fahrgestell hat Stoßdämpfer aus blankem Metall (Vorne: zwischen dem Scharnier, Hinten: unterhalb der aerodynamischen Verkleidung). In der Montageplatte des Hauptfahrwerks müssen die Ausstoßer-Vertiefungen verfüllt werden und zwei U-förmige Zugangsklappen graviert werden.

Die Winsch an der Steuerbord-Tür hat zum Rumpf hin eine trapezförmige Verkleidung, diese kann aus 1mm starkem Plasticsheet geschnitten und „aerodynamisch“ gefeilt werden. Das L förmige Staudruckrohr unter dem Backbordbug sollte durch einen Eigenbau ersetzt werden, (Ich benutze Kanülen, Q-Tip-Röhrchen in der Hitze dünn ziehen und auf Draht schieben funktioniert auch gut) Der rumpfnähere Teil des Staudruckrohres sollte in Flugrichtung ovalisiert werden. Die tropfenförmigen Positionsleuchten werden nun auf den weißen oder silbern „Fundamenten“ mit „Linsen“ aus 5min-Epoxidkleber versehen. Die beiden Vertiefungen für die Such- und Landescheinwerfer werden poliert, silbern lackiert und nach dem Trocknen mit glasklarem 5min-Epoxidkleber oder wasserfestem Weißleim verfüllt! An die Spitze des Heckkonus muss noch ein klares Positionslicht geklebt werden, das man ganz einfach aus klarem Gussast schleifen und polieren kann. Alle Lichter sollten nun wieder maskiert werden.

Vertol (Piasecki) H-21 / V-43A

Der größte Fehler des Modells ist die im Bauplan angegebene Positionierung des Bugfahrwerks: Es muss korrekt etwa 7 mm weiter vorne, mitten zwischen die knochenförmigen Verstärkungen montiert werden. Dies gilt übrigens auch für die unverkleideten Fahrwerksversionen. Da die V-Strebe nun sowieso zu kurz ist, wird sie durch entsprechend längeren steifen Draht ersetzt. Im Fahrwerksbein wird ein 3mm Stück des Drahtes als Scharnier eingeklebt. Die hinteren Enden der Streben sind im Bauplan richtig positioniert.

Vertol (Piasecki) H-21 / V-43A

Unterhalb der Backbord-Kabinentür befindet sich eine Trittstufe aus Rohr. Diese kann zur Erhöhung der Lebensdauer durch Draht ersetzt werden. Den Lasthaken muss man nicht nach Bauplan an die Trittstufe hängen, sondern kann ihn auch später mit dem Außenlast-Geschirr unter dem Bauch befestigen. Die Unterseite der Reifen kann man leicht flachfeilen, um das Gewicht des HSchr anzudeuten Ein feiner roter Streifen wird über die Felgenkante gemalt als Reifenschlupfkontrolle.

Nun wird die viel zu saubere Maschine ordentlich verschmuddelt: Mit angespitzten Aquarellstiften in dunklem Graubraun kann man leicht die Rumpflinien nachfahren, hierbei ist Zurückhaltung angebracht, da schnell ein übertriebener Effekt entsteht, der aber wieder entfernt werden kann. Mit Schleifpapier wird Aquarellkreide zu Staub zerrieben, der mit einem feinborstigen Flachpinsel in Ecken und auf Laufflächen aufgetupft und eingerieben wird. Mit hellgrauem Kreidestaub kann gut ein fleckig verblasster Anstrich angedeutet werden. Die helle Kreide kann ruhig kräftig aufgetragen werden (Testen!), da die Abschlusslackierung oft die hellen Flecken abmildert. Hinter den Abgas-Rohren darf ordentlich mit Schwarzgrauem Kreidestaub gerußt werden. Mit einem Silberstift kann zuletzt blankes Metall an stark abriebgefährdeten Stellen simuliert werden. Bei der Alterung mit Aquarellfarbe MUSS zuletzt noch mal ein matter Schutzlack aufgesprüht werden, weil der „Dreck“ sonst nicht grabbelfest ist. Aber falls man zu heftig rumgeferkelt hat, kann dafür alles leicht abgewischt werden.

Nachdem der Schutzanstrich gut durchgetrocknet ist, werden die Abgasrohre (bronziert bis schwarzverbrannt bemalt) eingeklebt. Die Positions- und Antikollisionslichter werden mit klarer Farbe lackiert: Rundumwarnleuchten und Backbordlicht in Rot, steuerbords in Blau (nicht Grün!). Unter den vorderen Bauch kommt noch eine Peitschenantenne (3cm Länge) mit einem kleinen Sockel. Das Lastgeschirr fertigte ich aus zwei Stücken (ca. 9cm pro Strang) 0,3mm Draht. Ein Schlitz in der Oberseite des Lasthakens (Nr. 40) nimmt die Drähte auf, der Haken wird etwa 3cm vor dem hinteren Ende mit den Drähten verklebt. 2,5cm weiter in Flugrichtung wird ein Halteschäkel aus einer Drahtschlaufe unter den Rumpf geklebt. Die längeren vorderen Enden der Drähte werden dort durchgezogen. Zur Montage unter dem Rumpf ist das Foto sicher hilfreich. Kleine rechteckige Plastikstreifen (0,3mm*1mm*2mm) stellen die Rumpfhalterungen des Lastgeschirrs dar. Ich habe das Lastgeschirr in Stahlfarbe lackiert.. Wenn die Homing-Antennen am Rumpfbug montiert werden sollen, wäre es besser, ihr Gestänge durch steifem Draht zu ersetzen. Die tropfenförmigen Spitzen mit den „Schnurrbarthaaren“ können gut aus Sekundenkleber und schwarzer gerader Nylonschnur aufgebaut werden. Die Blattantenne unter dem Rumpfbug muss weiter vorne montiert werden und bekommt einen schmalen eierschalefarbigen Querstreifen.

Vertol (Piasecki) H-21 / V-43A

Rotoren:

Die Rotorblätter hängen gebogen nach unten, auf vielen Fotos erkennt man, dass die Blätter am Rotorkopf schon nach unten geknickt sind (Gelenk-Rotorkopf). Die Blattspitzen sollten auf Ober- und Unterseite mit einem gelben Warnstreifen lackiert werden. Die Steuerstangen sind etwas zu dick, deshalb habe ich sie durch dünnere Plastikrundstäbe ersetzt. Beim Bugrotor habe ich die Öffnungen für die Steuerstangen angebohrt, so dass die Stangen scheinbar frei durch die Abdeckscheibe treten.

Vertol (Piasecki) H-21 / V-43A

Vertol (Piasecki) H-21 / V-43A

Es ist nicht notwendig, die Rotoren fest zu verkleben, sie sitzen auch so zentriert und das Bruchrisiko ist viel geringer. Originalfotos zeigen: Aus der Vogelperspektive betrachtet dreht der Bugrotor im Gegenuhrzeigersinn, der Heckrotor im Uhrzeigersinn. Die Abdeckplatte gehört unter den Bugrotor, nicht ans Heck.

Fazit

Italeris (bzw. Revells) H-21 ist ein feiner Bausatz, trotz einiger kleinerer Schwächen. Diese können leicht behoben werden, vorausgesetzt, man ist informiert. Auch einfach so „aus der Schachtel“ erhält man ein ansehnliches Modell eines echten Hubschrauber-Klassikers. Wer dem Modell den letzten Schliff geben will, kann sich gut austoben, ohne allzu komplizierte oder langwierige Fehlerkorrekturen leisten zu müssen. Vielleicht ist ja meine ausführliche Besprechung hilfreich oder motivierend. Beim Schreiben dieses Artikels sind mir ein paar Fehler und Unterlassungssünden meinerseits aufgefallen, der ärgerlichste ist das zu weit hinten montierte Bugfahrwerk. Alles in Allem aber bin ich recht zufrieden. Jetzt bleibt mir nur, auf das 1:48 Modell der Shawnee von Fonderie Miniature zu warten.

Quellen:

  • Feiner Online-Walk Around bei Burkhard Domkes Aviation Images: http://www.b-domke.de/AviationImages/Shawnee.html
  • Original Heeresflieger H-21 im Hubschraubermuseum in Bückeburg, 40km westlich Hannover. http://www.hubschraubermuseum.de/
  • Cockpit und komplette H-21 im Luftfahrtmuseum Leo Junior, Hermeskeil, 30 km südlich Trier. Sowieso eine Besuchsempfehlung!
  • F-40 Flugzeuge der Bundeswehr, Nr. 11, Arbeitsgemeinschaft LUFTWAFFE e. V. (Ein richtig gutes Heft dieser Reihe)
  • Bausatzbesprechung in Fine Scale Modeler, 2000-02
  • Baubericht in Wing Masters (dt. Ausg), Nr. 10, 2001
  • Walk-Around Fotos auf http://www.aircraftresourcecenter.com/ und http://www.rotors.org/ Homepage eines Kalifornischen Hubschraubermuseums.

Jan Teipel

Publiziert am 11. Februar 2005

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