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Plastikmodellbau Online-Kurs für Anfänger XVIII.

Bemalen und Lackieren

von Thomas Lutz

Warnung: Bei allen unseren Tipps & Tricks immer an die Sicherheit denken und wenn möglich erst an einem Probestück ausprobieren.


Plastikmodellbau Online-Kurs für Anfänger XVIII.

In den Teilen 11 und 17 des Onlinekurses wurden bereits viele Informationen und Hinweise zum Grundieren, zu Farben und Lacken gegeben. Nun ist es an der Zeit praktische Tips zu den Themen Bemalen und Lackieren zu geben.

Grundsätzlich gilt aber auch, dass nicht Jeder seine Modelle mit Farben bemalen oder lackieren möchte oder aus anderen Gründen z.B. gesundheitlich das nicht will oder kann. Modelle zu bauen aber unbemalt oder unlackiert zu lassen akzeptieren wir genau so. Ein Jeder nach seiner Facon!

Einige Bausätze, bei denen die Karosserie und andere Bauteile bereits farblich mit Pigmenten im Kunststoff hergestellt wurden kommen durchaus auch ohne Bemalen oder Lackieren aus. 

Modelle bemalen

Am Beispiel der Karosserie gibt es beim Bemalen drei machbare Optionen. Klassisch ist das Bemalen mit Pinseln, möglich wäre sogar ein Tauchbad wie in der Autoindustrie und aus dem Bastelbereich gibt es noch die sogenannte Tupftechnik.

Pinselbemalung

Bevor wir mit einer Bemalung beginnen müssen die ausgewählten Farben aufbereitet werden. Farben setzen sich nach einiger Zeit in ihren Behältnissen ab, aufbereiten bzw. aufmischen ist also fast immer nötig. Damit sichdas Lösungsmittel und die Farbpigmente wieder optimal vermischen muss die Farbe gut aufrührt werden. Die einfachste Methode ist es per Hand mit einem Stückchen Gießast solange aufzurühren, bis sich die Farbe bestens vermischt hat. Ein günstiger Milchaufschäumer, den man mitfast leeren AA Batterien lädt, damit die Leistung gedrosselt wird bevor sich die Farbe in der Wohnung verteilt, leistet ebenfalls gute Dienste.  Unterstützend, damit sich die Farbe besser vermischt, kann man kleine Stahlkugeln in die Farbtöpfchen geben. Für beste Ergebnisse beim Lackieren von Hochglanz oder Metallic-Farben empfiehlt es sich die Farbe in einem handwarmen Wasserbad vorzuwärmen.  

Eine Pinselbemalung direkt auf das Plastik mit Enamelfarben oder mit vorhergehender Grundierung mit Acrylfarben kann durchaus gute Ergebnisse erzielen. Hierbei gilt natürlich je besser die Qualität der Pinsel ist, desto besser wird der Farbauftrag.

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Erste Wahl für eine Pinselbemalung sind Pinsel aus Rotmarderhaar, die höchsten Qualitätsansprüchen genügen. Diese Pinsel besitzen eine geschmeidige Elastizität, die Farben werden dünn verteilt und feinste Nuancen in Farbton und Struktur sind garantiert.

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Synthetikpinsel in guter Qualität aus dem Fachhandel für Künstler oder aus dem Bastelbereich sind ebenfalls zu empfehlen. Markenware ist dabei sehr einfacher Billigware vorzuziehen. Alle Pinsel gibt es als Flach-, Spitz oder Rundpinsel. Für den Modellbau reichen die Pinselgrößen von 0 bis 3 völlig aus. Ein Vorteil von Kunstpinseln ist dass sie leichter zu reinigen sind. 

Wie bemalen wir?

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Eine Pinselbemalung ist möglich, aber nicht einfach und es braucht ein Stück Erfahrung und Konzentration. Beim Bemalen von Automodellen mit einem Pinsel sollte immer auf die Streichrichtung geachtet werden. Plastik hat zwar keine Maserung wie Holz, aber auch die beste Pinselbemalung wird immer als solche erkennbar bleiben. Wer kreuz und quer streicht verteilt die Farbe ungeleichmäßig und wird ein geschecktes Farbbild erhalten.

 Zur Vermeidung von Farbnasen bemalen wir zuerst, wie in der Abbildung, in Längsrichtung die Motorhaube, das Dach und das Heck, danach die Seiten. Man pinselt Strich an Strich immer in eine Richtung also nicht kreuz und quer, schräg oder in runder Bewegung. Die Wahrscheinlichkeit, selbst mit der besten Pinselbemalung, dass Strichbilder erkennbar bleiben ist immer gegeben. Der Farbauftrag sollte immer gleichmäßig sein. Die Farbe läuft ineinander.

Als Faustregel gilt dass Unifarben besser zu verarbeiten sind als Metallic. Enamelfarben und handelsübliche Klarlacke auf Acrylbasis vertragen sich (meiner Erfahrung nach) nicht. Die Farbe grieselt und bricht auf.  

Farbauftrag per Tauchbad

Eine Karosserie im Tauchbad mit Farbe zu bemalen ist in der Theorie schon möglich, aber man bräuchte in Relation zur Pinselbemalung sehr viel Farbe, einen geeigneten Behälter und eine Aufhängevorrichtung. Dieses Verfahren würde sich nur lohnen wenn man mehrere Fahrzeuge in der gleichen Farbe lackieren möchte.

Tupftechnik

Die Tupftechnik kommt eigentlich aus dem Bereich der Wandbemalung oder für Gemälde. Die Farbe wird dabei mit einem Schwamm oder sehr feinporigem Schaumstoff direkt auf den Untergrund „getupft“. Dieses Verfahren eignet sich, mit matten Acrylfarben, eher für Fahrzeuge im Militärbereich oder Modelle, die man als Junkyards oder Rat Cars baut. Der AMC Matador ist ein Junkyard Car, bei dem diese Technik angewendet wurde.

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Drybrushing

... wird in einem separaten Teil des Online-Kurses behandelt.

Airbrush

... wird in einem separaten Teil des Online-Kurses behandelt.

Modelle lackieren

Auch für das Lackieren von Automodellen gibt es mehrere Möglichkeiten, die wir im Folgenden vorstellen.

Lackieren mit Sprühdosen

Lackarten und Anbieter von Sprühlacken wurden bereits im vorhergehenden Beitrag Nr. 17 „Farben und Lacke“ des Online Kurses vorgestellt. Der Großteil aller angebotenen Sprays sind Acryllacke auf Wasserbasis.

Bevor wir mit dem Lackieren anfangen müssen die Sprühdosen vorbereitet werden. Auch die Farbe in den Dosen muss gemischt werden. Die Dosen so lange schütteln bis die darin befindliche Kugel kaum noch zu hören ist. Damit ist gewährleistet dass die Farbe im Behälter mit Pigmenten und Inhaltsstoffen komplett aufgemischt ist. 

Beim Lackieren mit Spraydosen sollte die Umgebungstemperatur mindestens 18 Grad betragen und keine allzu hohe Luftfeuchtigkeit über 80% herrschen. Beim Lackieren sollte die Spraydose senkrecht gehalten werden. Im Kreuzgang, erst vertikal und dann horizontal im Abstand von ca. 15 bis 25 cm die Schichten auftragen. In der Sommersonne, in der die Teile gut trocknen, trotzdem immer zwei bis drei Minuten bis zum nächsten Sprühvorgang abwarten. 

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Zur Wiederholung nochmal alle Hinweise:

Beim Lackieren mit Sprühdosen bitte auf Warn- und Sicherheitshinweise achten, nicht in geschlossenen Räumen arbeiten und für die eigene Gesundheit eine Lackiermaske tragen. Gute Halbmasken gibt es als Mehrweg Atemschutzmasken mit zwei Doppelfiltern, die für Lackierarbeiten mit Wechselfiltern A2 (DIN 14387 Filter gegen Gase und Dämpfe organ. Verbindungen) und P3 (Partikelfilter Leckage max. 0,05% nach DIN EN 143) ausgestattet sind.

Bitte keine PP3-Masken (Restbestände aus der Corona Pandemie) oder einfache Grobfiltermasken verwenden! Diese Masken schützen nicht vor den gesundheitsgefährdenden Aerosolen.

Lackieren mit Niederdruck Lackierpistole

Niederdruck Lackierpistolen können bereits mit einem Arbeitsdruck von 1,5 bis 2 bar arbeiten. Der Kompressor sollte aber unbedingt über einen Drucktank mit Manomenter verfügen. Bei billigen Membran Kompressoren ohne Ausgleichstank wird das „Stottern und Spuken“ des Luftstromes an die Airbrushdüse weitergegeben.

Die riesige Vielfalt an Lacken und Farben bei Sprühdosen, fällt bei der Niederdruck Lackierpistole natürlich weg. Die Lacke müssen entweder selbst gemischt werden oder man kann sich im Fachhandel z.B. bei Fa. Prosol Lacke mischen lassen.

Klarlack

Der Klarlack schützt und versiegelt den Lack, bei Airlinern und Motorsportmodellen zusätzlich auch die Decals. Die goldene Regel besagt, dass man bindemittelkonform den Klarlack zum Untergrund wählt. Bei Kunstharzlacken entsprechend ein Kunstharzklarlack, bei Acyryfarben ein Klarlack mit Acrylharz als Bindemittel, bei Airbrushfarben einen Klarlack auf Wasserbasis. Damit sollte das Aufbrechen, Grieseln und Vergilben der Lackschichten relativ ausgeschlossen sein. Ausnahmen bestätigen die Regel. Enamelfarben eignen sich grundsätzlich nicht für Klarlack.

Klarlacke gibt es von ziemlich allen Herstellern in matt und  hochglänzend. Je mehr Klarlackschichten auf ein Modell aufgetragen werden, desto mehr glänzt das Modell. Bei wenigen Klarlackschichten kann man alternativ auch die oberste Schicht aufpolieren. Für Modelle, die nicht hochglänzend sein sollen und für die man eher ein seidenmattes oder mattes Finish haben möchte kann der „Decoration Matt Super Cover“ von Deco Color empfohlen werden, der ein mattes Finish hat und auch als Finish nach Drybrush geeignet ist.       

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Staubschutz

Nach dem Lackieren und erneut nach dem Finish mit Klarlack ist man gut beraten die Oberfläche gegen Schmutzpartikel, Staub und beim Lackieren im Freien, vor neugierigen Insekten zu schützen, die im Lack kleben bleiben würden.Ganz puristisch als günstiger und einfachster Staubschutz dient uns ein Kartonboden der umgedreht wird und mit Holzklammern aufgestellt wird. Der Karton schützt vor den beschriebenen Gefahren von Oben und die Klammern sorgen dafür dass trockene Luft unter den Staubschutz zur Trocknung gelangt. Im gleichen Prinzip funktioniert das noch besser mit einer transparenten Tortenhaube, die zusätzlich noch die Sonnenwärme nutzt.      

Ein Tip aus Erfahrung: Wer im Laufe einer Lackiersaison mehrere Modelle am Tag lackiert sollte sich unbedingt die entsprechende Farbe mit Hersteller, Artikel- und / oder RAL Nummer notieren. Das geht recht einfach wenn man es auf die Bauanleitung des jeweiligen Modells schreibt. Sollten z.B. bei einer Zweifarblackierung oder bei anderen Arbeiten der Lack beschädigt werden und man Nacharbeiten oder teilweise neu lackieren muss, steht man nicht vor seinem Farbregal und fragt sich „Welches Rot hatte ich für dieses Auto?“  

Klebrige Grüße aus farbigen Fingern

Thomas Lutz

Publiziert am 09. März 2025

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