Alterung für Schiffsmodellevon Christian BruerWarnung: Bei allen unseren Tipps & Tricks immer an die Sicherheit denken und wenn möglich erst an einem Probestück ausprobieren. Sinn und Zweck der AlterungDer Sinn und Zweck der Alterung besteht darin, am maßstäblich verkleinerten Abbild durch die Farbgebung eine gewisse Tiefenwirkung zu erzielen. Weiterhin dient die Alterung dazu, Abnutzungsspuren und Einwirkungen durch Umwelteinflüsse, wie z.B. durch Salzwasser und intensive Sonnenbestrahlung darzustellen. Das Original lebt durch die Lichteinwirkung des Tageslichtes und den dabei entstehenden Schatten. Bei genauer Betrachtung eines Objektes stellt man schnell fest, dass trotz einheitlicher Farbgebung unterschiedliche Farbtöne auf dem Objekt zu sehen sind. Bedingt durch die Verkleinerung ist dieser natürliche Effekt am Modell für den Betrachter nicht wahrnehmbar. Daher kann bei der ersten Farbgebung dieser Effekt durch abschattieren der Grundfarbe bereits berücksichtigt werden. Farben für die BemalungBei den Materialien sollte grundsätzlich zwischen Farben und Pastellkreiden unterschieden werden. Die Farben wiederum trennen sich in Farben für die eigentliche Bemalung bzw. Lackierung sowie in Farben für die Alterung auf. Farben für die Bemalung: Hier kommen meistens die bekannten Acryl- oder Enamel Farben zur Anwendung. Die Bemalung erfolgt mit dem Pinsel oder der Airbrush.Enamel:
Acryl:
Farben für die AlterungHier können die unterschiedlichsten Farben zur Anwendung kommen. Neben Acryl oder Enamel Farben eignen sich besonders gut wasserlösliche Farben oder Ölfarben.
Pastellkreide...eignet sich um Schmutzspuren und Schattierungen darzustellen. Pastellkreide ist in Bastelgeschäften und im Künstlerbedarf zu finden. Die Farben in Form von Kreidestäben gibt es einzeln oder im Paket. Die Firma Toison D’or bietet Sets mit Grau und Brauntönen an, die gerade für den Modellbauer von Interesse sind.
Werkzeuge...An Werkzeugen ist ein gutes Pinselsortiment wichtig. Gerade bei den Pinseln sollte nicht gespart werden. Hervorragende Pinsel gibt es in Bastelgeschäften oder im Künstlerbedarf. Für die unterschiedlichen Anwendungsfälle, Bemalung, Schattierung und Alterung, sollten unterschiedliche Pinsel verwendet werden, da beim Schattieren und Altern die Pinsel recht schnell verschleißen. Weiterhin ist für Acryl- und Ölfarben eine Malpalette hilfreich. Für die Handhabung der Farben werden kleine Behälter zur Aufnahme der Flußmittel (Verdünnung, Leinöl, Wasser, etc.) benötigt. Zum Entfernen überschüssiger Farbe beim Washing ist ein Fusselfreier Lappen erfoderlich. Wird diese Methode bei Farben angewandt, die mit einem agressiven Verdünner verdünnt werden, z.B. Enamels, sollte vor dem Washing die Lackierung durch eine Versiegelung mit Klarlack geschützt werden, das ansonsten die Gefahr besteht, dass durch das Abwischen die Grundfarbe mit abgetragen wird. Bei der Verwendung wasserlöslichen Farben und Ölfarben ist das nicht erforderlich.
Arbeitsweise...Grundfarbe und Aufhellen: Die Alterung beginnt bereits bei der Bemalung bzw. Lackierung mit der Grundfarbe. Nach dem Auftragen der Grundfarbe wird anschließend durch Aufhellen der Grundfarbe ein Akzent gesetzt. Aufgehellt werden sollten die mittleren Bereiche der Flächen am Modell. Die Wirkung die damit erzielt wird ist bereits erstaunlich. Bei der Betrachtung stellt man fest, dass bereits jetzt eine gewisse Tiefenwirkung zu sehen ist und die Oberfläche zum Leben erweckt wurde.
Washing und Tiefenwirkung: Um die Tiefenwirkung noch weiter hervorzuheben, sollte nun das Modell mit einem Washing, bestehend aus einer Farbbrühe, dunkler als die Grundfarbe, überzogen werden. Dabei verwende ich wasserlösliche Farben, die in einer Wasser/Spülmittellösung (als Flussmittel) aufgelöst werden oder Ölfarben, die in einem wenig aggressiven Verdünner und einem Flussmittel für Ölfarben aufgelöst werden. Wichtig bei dem Washing ist eine gute Fließwirkung der Farben, um in Kanten und Hinterschnitte zu gelangen, die ja gerade akzentuiert werden sollen. Bei der Verdünnung der Farben mit Verdünner auf Nitrobasis sollte ein wenig aggressiver Verdünner zur Anwendung kommen, um die Grundfarbe nicht anzulösen und somit den Farbauftrag zu ruinieren. Sicherheitshinweis: Bei den Arbeiten mit Verdünnung auf Nitrobasis ist stets auf eine gute Belüftung zu achten!!!!
Abschattieren und Homogenisieren: Nach dem Trocknen des Washings werden sämtliche Flächen und Kanten mit etwas aufgehellter Grundfarbe trocken gemalt. Am besten gelingt das mit einem weichen Flachpinsel. Um weiche Übergänge zu erzielen, darf kaum noch Farbe am Pinsel haften. Durch die Schattierung der Oberflächen werden alle auf dem Modell aufgetragenen Farbtöne homogenisiert. Bereits ohne Schmutzspuren sieht der Farbauftrag nun bereits lebendig aus.
Verschleißspuren: Die häufigste Ursache für Farbverschleiß sind Umwelteinflüsse. Gerade die Farbe am Rumpf litt durch den Einfluss von Seewasser und Sonneneinstrahlung. Solche Verschleißspuren finden sich oft im Bereich der Ankerklüsen sowie an markanten Stellen, wie Bullaugen, Luken, Klappen etc. die sich am Rumpf und den Aufbauten befinden. Die Verschleißspuren werden von oben nach unten mit einem Pinsel der Gr. 1 oder feiner aufgetragen. Der Farbton für die Verschleißspuren richtet sich nach der Grundfarbe des Anstrichs, bei einem grau lackierten Rumpf haben sich, mit Grundfarbe abgestufte braune Farbtöne bewährt. Bei einem schwarzen Rumpf sollten es eher graue Farbtöne sein, am besten man orientiert sich für das jeweilige Objekt an Fotos oder Originalen. Für diese Art der Alterung eignen sich hervorragend Acryl- oder Ölfarben sowie auch Pastellkreiden.
Acrylfarben: Die Farbe wird mit Wasser verdünnt mit dem Pinsel von oben nach unten gezogen. Die Spuren sind dabei dezent aufzutragen und sollten nicht am ganzen Rumpf bzw. den Aufbauten herunterlaufen. Je nach Geschmack kann der Effekt durch einen weiteren lasierenden Farbauftrag verstärkt werden. Ölfarben: Hier wird an den gewünschten Stellen ein Klecks Ölfarbe aufgetragen und anschließend mit einem in Verdünnung getränkten Pinsel nach unten gezogen und verteilt. Auch hier kann der Effekt durch weitere Farbaufträge verstärkt werden. Pastellkreide: Mit dem Pinsel über die Kreide ziehen bis genügend Pigmente daran haften und anschließend am Modell von oben nach unten, wie oben schon beschrieben, herunterziehen. Auch hier kann der Effekt durch weitere Aufträge Verstärkt werden.
Mit beiden Farben lassen sich feine Übergänge und lasierende Farbaufträge erzielen, wobei die Acrylfarben den Vorteil haben, wesentlich schneller zu trocknen. Außerdem sind meines Erachtens Acrylfarben für den kleinen Maßstab 1:700 besser geeignet, da sie sich gezielter auftragen lassen. Im Fall der Hindenburg, die für die Bilder Pate gestanden hat, habe ich beide Methoden angewandt. Die Pastellkreide hat den großen Vorteil, dass sie ohne Probleme auch später zu entfernen ist. Der Nachteil, sie kann nicht lasierend aufgetragen werden, wodurch sich nicht so schöne Effekte erzielen lassen. Persönlich würde ich Pastellkreide da verwenden, wo eine eher dezente Alterung gewünscht ist.
Am besten ist Ausprobieren und die für sich persönlich beste Methode heraussuchen. Abschließend sei gesagt, probieren geht über studieren. Zusammenfassend hoffe ich dem interessierten Modellbauer die Hintergründe und Methoden anschaulich dargelegt zu haben. Das schöne an unserem Hobby ist der Individualismus vieler Gleichgesinnter. In diesem Sinne Happy Modeling!!!!Christian Bruer Publiziert am 05. Oktober 2006 © 2001-2024 Modellversium Modellbau Magazin | Impressum | Links |