Kreuzfahrer Kogge(Zvezda - Nr. 9024)Produktinfo:
Besprechung:Das VorbildKogge und Hanse sind zwei Begriffe, die untrennbar miteinander verbunden sind. Ohne leistungsfähige Schiffe wäre ein ausgedehnter Seehandel nicht möglich und die Hanse hätte sich nicht zur marktbeherrschenden Wirtschaftsmacht Nord- und Westeuropas entwickeln können. Bis zum Fund der Bremer Kogge 1962 beschränkten sich die Quellen über diesen bedeutendsten Schiffstyp des Mittelalters auf die Siegelbilder jener Zeit. Über den Ursprung der Kogge weiß man wenig. Das Aussehen des Schiffstyps wird in erster Linie durch die fast geraden Steven und den hochbordigen klinkerbeplankten Bootsrumpf bestimmt. Der mächtige Mast führte ein rechteckiges Segel, welches durch zwei Schote bedient wurde. Eine bedeutende Neuerung im Schiffbau Nordeuropas war die Einführung eines Steuerruders am Heck des Schiffes, welches erstmalig um 1188 nachgewiesen wurde. Zum Schutz vor Angriffen wurden zunächst am Heck und später auch am Bug Kastelle errichtet Der BausatzDas Modell des Kreuzfahrer-Schiffes ist eine Variante der Hanse-Kogge, die Zvezda im letzten Jahr herausgebracht hat. Der Originalbausatz wurde lediglich um zwei Spritzlinge ergänzt und die Bauanleitung angepasst. Mit dem Modell wird die Lücke zwischen den Wikingerschiffen des 10. Jahrhunderts und den Galeonen des späten 16. Jahrhunderts ein wenig kleiner. Bei Bausätzen historischer Schiffsmodelle habe ich mir angewöhnt, zuerst den vom Hersteller angegebenen Maßstab zu überprüfen. Nach einem Vergleich mit Zeichnungen, die auf der in Bremen gefundenen Kogge basieren, komme ich auf einen Modellmaßstab von etwa 1/64.Der RumpfDer Bausatz bietet dem Modellbauer die Möglichkeit, die Kogge sowohl als Wasserlinien- als auch als Vollrumpfmodell zu bauen. Daher liegt der Unterwasserrumpf als separate Schale bei. Leider ist die Option auch einer der Schwachpunkte des Bausatzes. Die Klebenaht muss gespachtelt und geschliffen werden. Hierbei wird leider die gut gestaltete Holzmaserung zerstört. Selbst die Holzdübel, mit der die Planken an den Spanten befestigt worden sind, wurde nachgebildet. Die Auswerferstellen liegen auf den erhabenen Spanten und lassen sich mit Schleifpapier und Spachtel leicht entfernen. Vergleicht man die Bauteile mit den Plänen der Bremer Kogge, stellt man fest, dass die die Bordwand durchdringenden Balken einen Plankengang zu hoch angeordnet worden sind. Das DeckDie Gravur der Decksplanken ist gelungen. Leider hat sich Zvezda bei der Gestaltung des Decks einen dicken Fehler geleistet. Die Anordnung der Planken und die Luke sind falsch. Die Planken wurden bei der Kogge quer angeordnet; bei nordeuropäischen Schiffen wurden Teile des Decks aufgenommen, um an den Laderaum zu gelangen. Diese Details kann man sehr schön an der Bremer Kogge erkennen. Die SpritzlingeDie nächsten Bilder zeigen die Spritzlinge, die beiden Varianten der Kogge beiliegen. Allen Bauteilen gemeinsam ist die gelungene Gestaltung der Holzgravur, die in meinen Augen aber etwas weniger kräftig sein könnte. Zu bemängeln sind die Auswurfstellen und an einigen kleinen Bauteilen die Sinkstellen. Gerade bei den Kastellen lassen sich die Sinkstellen nur schlecht entfernen, da die Gefahr besteht, die Holzgravur zu zerstören. Die aus Kunststoff gespritzten Jungfern mit Tau erleichtern dem Anfänger den Bau des Modells, können den fortgeschrittenen Modellbauer jedoch nicht überzeugen. Zusätzliche Spritzlinge des Kreuzfahrer-SchiffsDie beiden folgenden Spritzlinge enthalten die Bauteile, die nur beim Bausatz des Kreuzfahrer-Schiffes enthalten sind. Die Anordnung des Bugspriets, der auf dem ersten Spritzling enthalten ist, ist mehr als fragwürdig; stürmisches Wetter und schwere See dürften die Befestigung auf eine harte Probe gestellt haben. Der zweite Spritzling enthält das Beiboot, welches einen sehr gelungen Eindruck macht. Segel und TakelgarnZvezda bietet die Möglichkeit, das Modell mit gesetztem oder gerefftem Segel zu bauen. Die Struktur des Segels ist sehr gut getroffen worden. Leider ist die Materialstärke zu dick. DecalbogenDer Decalbogen umfasst die Decals für die zahlreichen Schilde sowie die Flagge. Die BauanleitungDie Bauanleitung umfasst 16 Seiten; während die einführenden Bemerkungen auf den ersten beiden Seiten in 6 Sprachen abgedruckt worden sind, werden die Hinweise in den übersichtlichen Zeichnungen nur in Russisch und Englisch wiedergegeben. Die Zeichnungen erklären den Bau des Modells in 37 Schritten und gehen auch auf die Takelung des Modells sehr ausführlich ein. Die Farbangaben beziehen sich auf Model Master Farben. Stärken:
Schwächen:
Anwendung:
Fazit:Zuerst muss man Zvezda für den Mut loben, ein Nischenmodell auf den Markt zu bringen. Wenn man sich intensiver mit dem historischen Vorbild beschäftigt hat, fallen die Fehler in der Umsetzung des Vorbildes negativ auf. Einige, wie das falsche Deck, kann man mit etwas Aufwand auch beseitigen. Andere, wie die Lage der die Bordwand durchstoßenen Balken, lassen sich nicht korrigieren, ohne sichtbare Spuren zu hinterlassen. Wer ein außergewöhnliches Schiffsmodell für seine Sammlung sucht und mit den Fehlern in der Umsetzung des Vorbilds leben kann, wird vom Bausatz nicht enttäuscht werden. Der Charakter eines mittelalterlichen Schiffes ist gut getroffen. Weitere Infos:Referenzen:
Anmerkungen: Einen Fotorundgang der im DSM ausgestellten Kogge findet ihr hier: Bremer Kogge Diese Besprechung stammt von Christian Matzke - 28. Juli 2006 © 2001-2024 Modellversium Modellbau Magazin | Impressum | Links |