Eurofighter Typhoon"Air Ambassador" 31+11, Taktisches Luftwaffengeschwader 74 - Rapid Pacific 2022von Max Lorenz (1:72 Revell)Das Original
Der Eurofighter Typhoon wurde ab 1983 von Deutschland, Italien, Frankreich, Spanien und Großbritannien als Luftüberlegenheitsjäger, später dann als Mehrzweckkampfflugzeug, entwickelt. Da Frankreich bzw. Dassault sich aber für ein prinzipiell leichteres und einfacher aufgebautes Flugzeug aussprachen, stiegen sie nach kurzer Zeit aus dem Programm aus und entwickelten die ähnliche Rafale A, welche bereits im Juli 1986 zum Erstflug abhob. Der Eurofighter befand sich 1992 dann in einer Krise: Deutschland suchte nach einer günstigeren Alternative, in diesem Fall u.a. auch die Rafale A und Großbritannien liebäugelte mit der amerikanischen YF-22. Auch Italien fehlten die Finanzen und wollte zwischendurch aussteigen. Fallen gelassen wurde das Programm dann aber nicht und man startete im März 1994 zum Erstflug, 8 Jahre nach der Rafale! Für die Bundeswehr sollten ursprünglich 180 Flugzeuge als Ersatz für die F-4F und Teilen der Tornado-Flotte beschafft werden. Im Juli 2023 standen 141 Eurofighter zur Verfügung. Der „Luftbotschafter“Der Eurofighter mit der Nummer 31+11 gehört zum taktischen Luftwaffengeschwader 74 in Neuburg. Für die Übung Rapid Pacific 2022 erhielt er eine Sonderfolierung mit den Flaggen der teilnehmenden Länder. Planungen für das Design starteten bereits im Dezember 2021 und am 22. Juni des Folgejahres wurde nach fünf Tagen Arbeit die Folierung mit ca. 130 qm Spezialfolie abgeschlossen. Im Juni 2023 wurde der Eurofighter wieder entkleidet und fliegt wieder im grauen Tarnanstrich. Quellen:
Der 72er Eurofighter bei RevellBei Revell erschienen seit 1988 bisher vier Eurofighter aus unterschiedlichen Formen. Den Anfang machte der nur einmalig aufgelegte Prototyp. Sechs Jahre später bediente man sich ebenfalls für die Prototypen bei Italeri und im Jahr 2004, zur Indienststellung des Typhoon bei der Bundeswehr, legte Revell mit dem Doppelsitzer aus neuen Formen schließlich den Grundstein für die nächsten Jahre, da der Singleseater drei Jahre darauf folgte. Wohl dem Umstand geschuldet, dass es nur wenige, eher unspektakuläre Sonderlackierungen des Originals in den ersten Jahren gab, wurde der Bausatz in seiner ursprünglichen Verpackung lange weiter produziert (nur ein Set mit Bodenequipment ist zwischendurch erschienen), ohne die heute üblichen, beinahe jährlichen Neuauflagen. 2016 gab es dann, etwas überraschend, einen "Eufi" aus neuen Formen, welcher bis heute bereits in sechs verschiedenen Versionen erschien ist. Die Formen des Vorgängers waren wohl so verschlissen (wohlgemerkt nach relativ wenigen Jahren), dass eine neue her musste. Das konnte man im Geschenkset "60 Jahre Luftwaffe" gut feststellen: obwohl 2016 erschienen, war hier nochmal die 2004er Form enthalten, übersät mit ordentlich Gussgrat an den Bauteilen (siehe https://www.modellversium.de/kit/artikel.php?id=11433). Der BausatzDie nunmehr sechste Auflage des 72er Eurofighters aus 2016 veröffentlichte Revell in einer Exclusiv bzw. Limited Edition Ende 2023. Für eine stattliche UVP von 99,99€ (wer sucht, findet aber auch deutlich günstigere Angebote) erhält der Käufer einen Bausatz, Ätzteile von Eduard, eine Sammelkarte und ein wirklich schön gestaltetes zweisprachiges Buch mit Hintergrundinfos zur Sonderlackierung "Air Ambassador" im Rahmen der Übung Rapid Pacific 2022 und Technik des Eurofighters. Aus Sicht des versierten Modellbauers ist natürlich der Decalbogen von besonderer Interesse, mit dem sich als einzige Option "nur" die Sonderlackierung der 31+11 darstellen lässt. In gewisser Weise ist er also das Highlight des Bausatzes. Also, zumindest sollte er das sein… Ob der hohe Preis nun gerechtfertigt ist, muss jeder selbst mit sich klären. Ich denke mich zu erinnern, dass mal von einer Auflage von 1.000 Stück die Rede war - da muss der Preis natürlich etwas höher angesetzt werden. Allerdings findet man jetzt zwei Jahre später immernoch genügend Angebote. Entweder verkauft sich der Bausatz schlecht oder es waren doch ein paar mehr Exemplare... Zu den 89 Bauteilen und dem späteren Bau habe ich hier schon genug gesagt, so dass ich mich etwas kürzer halte. Die Gussqualität hat sich bezüglich der Gravuren allerdings minimal verbessert. Sie wirken im Gesamteindruck immer noch etwas verwaschen, allerdings nicht mehr so stark. Die Markierungsstreifen am Leitwerk sind aber wieder kaum zu erkennen. Die 49 teilweise farbigen Ätzteile sind von sehr guter Qualität und für das Cockpit sowie Fahrwerk bestimmt. Die kleinen Antennen hinter dem Radom hätte man auch sehr gut damit darstellen können, wurden hier aber leider nicht mit beachtet. Die Decals sind sauber bei Cartograf in Italien gedruckt, die großflächigen Abziehbilder für die Sonderlackierung wirken allerdings auf den ersten Blick ziemlich blass und sind im Vergleich zu den Decals des „Ghost Tigers“ weniger zerstückelt. Ob das nun von Vor- oder Nachteil ist, wird sich beim Bau zeigen. Von Hasegawa gibt es im Übrigen auch einen Bausatz für diese Sonderlackierung. Der BauWie fast immer startet man im Cockpit. Wie erwähnt, gibt es dafür reichlich PE-Teile. Hier muss allerdings der Ansatz des Schubhebels auf der linken Konsole der Cockpitwanne minimal gekürzt, und/oder auch die entsprechende Stelle der Wannenrückwand leicht eingekerbt werden, da sonst das PE-Teil nicht passt. Alternativ liegen auch wirklich sehr einfache Decals für die Instrumente bei. Bei den Triebwerksdüsen fiel mir diesmal allerdings etwas mehr auf, dass diese vom Durchmesser her zu groß sind und es so einen unschönen und nur schwer zu kaschierenden Absatz zum Rumpf gibt. Damit zumindest von oben betrachtet alles sehr gut aussieht, habe ich mich für das Spachteln am unteren Rumpf entschieden. Alles Weitere zum Zusammenbau und der Lackierung war im Prinzip identisch zum Bau des Ghost Tigers. Die DecalsBegonnen habe ich hier mit der Unterseite und den Zusatztanks/Pylonen. Wirklich auffällig ist, dass Revell mit der Nummerierung der Decals nicht nur einmal durcheinander gekommen ist. Allein schon hier habe ich vier Fehler entdeckt: zwei Zahlendreher, die man noch leicht herausfindet und bei zwei Decals bei den Zusatztanks lag man bei den Zahlen völlig falsch. Auch bei den beiden "NO STEP"-Markierungen im Lufteinlauf wurde von den vorherigen Bausätzen die Nummer kopiert und ist jetzt falsch. Das Abziehbild für den rechten Flügel mit der großen Japanflagge hat laut dem Bauplan die Nr. 9. Auf dem Bogen steht die "9" zwar daneben, ist aber eher einem kleinen ovalen Decal zuzuordnen, was aber eigentlich keine Verwendung hat. Aber gut, am Ende bleiben sowieso ein paar Stencils übrig, die zwar nummeriert sind, man aber nicht zuordnen kann. Mit all dem kommt ein geübter Modellbauer aber trotzdem noch zurecht. Schwieriger ist es dann schon beim Seitenleitwerk (im folgenden habe ich zuerst die linke Seite, dann die rechte Seite des Modells beklebt). Meiner Meinung nach hat Revell hier richtig großen Mist gebaut. Linkes und rechtes Hauptdecal passt ohne Probleme (auch wenn sie sich in ihrer Höhe schon um 1 mm unterscheiden), die darunter liegende Nr. 29 bzw. 30 ist allerdings falsch dimensioniert bzw. viel zu kurz! Durch die verschiedenen sich verwindenden aufgedruckten Streifen ist es notwendig, das Decal in drei Abschnitte zu teilen und diese dann an das obere Decal anzupassen, damit die Farben und Linien halbwegs passen. Die nun entstandenen Lücken müssen später aufwändig nachgemalt werden, was mir allerdings ziemlich gut gelungen ist, wie ich finde.
Weiter ging es mit dem linken Rumpfdecal, gefolgt vom Flügel und anschließend den oberen Rumpfdecal. Beim Übergang Rumpf-Flügel kommen mir hier vor allem im vorderen Bereich nicht alle Streifenübergänge zu 100% passend vor. Auch beim Übergang zum oberen Rumpfdecal sind die Farbabgrenzungen der Deutschlandflagge etwas versetzt. Letzteres kann mir ja auch nur subjektiv so vorkommen, also lohnt sich hier ein Blick in das beigefügte Buch, was uns zeigt, dass die Farbstreifen exakt aufeinander treffen sollten. Am Modell haben wir auf der rechten Seite aber nicht nur einen Versatz von 1-2 mm, sondern bis zu 5 mm! Durch die wehende Flagge und den passenden Übergang an einer Kante fällt das aber zum Glück ohne Vergleichsbild nur wenig auf.
Der Bausatz bietet ja auch die Möglichkeit, die Luftbremse am Rumpfrücken geöffnet darzustellen. Wer sich dazu entscheidet, hat jetzt ein großen Problem, da die oberen Rumpfdecals so etwas nicht vorsehen bzw. es kein Decal nur für die Luftbremse gibt. Spätestens jetzt zeigt sich aber auch ein weiterer großer Fehler beim Design des Bogens: die Decals müssten eigentlich noch die Verstrebung der Cockpitverglasung bedecken, vernachlässigen diese aber komplett und hören exakt am Rand auf. Hier habe ich auch auf eine Ausbesserung meinerseits verzichtet, da das durch die verschiedensten Farbübergänge später wohl zu auffällig gewesen wäre bzw. nur sehr schwer machbar ist, ohne dass es schlecht aussieht. Des weiteren werden auch die kleinen seitlichen Rundungen vor den Triebwerken am Rumpf-Flügel-Übergang vernachlässigt. Hier gab es beim Ghost Tiger extra Decals, um diesen Bereich abzudecken. Jetzt gibt es diese Rundungen am großen Rumpfdecal zwar auch, diese sind aber viel zu klein ausgeführt und decken so nicht den kompletten Bereich ab. Gleich auf dem Titelbild des Buches sieht man, wie es eigentlich aussehen soll. Auch das mittlere Rumpfdecal müsste auf beiden Seiten im Bereich des Cockpits noch weiter nach unten in Richtung Lufteinlauf gehen. Eine weitere Unstimmigkeit gibt es bei den großen Flügeldecals. Während bei der linken „Australienseite“ noch alles okay ist, geht das rechte Decal nicht bis zum ECM-Behälter an der Flügelspitze, obwohl es das eigentlich sollte: hier fehlen 2mm. Am falschen Aufbringen der Decals liegt es nicht, da ich beide Seiten nachgemessen habe: 55mm zu 57mm! Ist man mit den Decals fertig und schaut sich das Modell an, fällt noch auf, dass die Übergänge zu den lackierten Flächen farblich falsch wiedergegeben sind. Diese sind ganz bestimmt nicht hellblau, sondern entsprechen annähernd dem Grauton des lackierten Bereichs! Schon fast nicht relevant ist, dass die eigentlich metallic bzw. matallfarbenen Streifen am Leitwerk und Flügeln in einem Grauton abgedruckt sind. Um die wichtigsten, meist mehr als offensichtlichen Fehler nochmal zusammen zufassen:
Um am Ende aber trotzdem noch etwas Positives zu sagen: trotz der großteiligen Gestaltung der Hauptdecals ließen sich diese sehr gut verarbeiten und legen sich mit passenden Weichmacher sehr gut auf die Flächen. Nach dem Anbau der Außenlasten und der Versiegelung mit Klarlack war das Modell nach 3,5 Monaten und 24 Stunden Bauzeit fertig. FazitDie für mich immer noch für einen neuen Bausatz nicht ideale Abspritzung und Passform der Bauteile ist zwar vorhanden, spielt angesichts der Decals aber schon fast gar keine Rolle mehr. Eine ernsthafte Frage an Revell: Was ist hier bitte passiert?! Hatte der Decalsdesigner Zeitdruck oder einfach nur keine Ahnung? Dass ihr anspruchsvolle Decals könnt, habt ihr schon oft gezeigt, aber das hier erinnert an kaum durchdachte, großflächige Decals für Sonderlackierungen aus den 90ern. Und viel wichtiger noch: wer hat nach dem Probebau gesagt: "Das passt, hier ist alles durchdacht und die Farben passen perfekt, so können wir das für 99,99€(!) in den Handel bringen". Mich und wohl auch viele andere, die viel Geld für diesen Bausatz ausgegeben haben und eine hohen Erwartung hatten, interessiert brennend, was da schiefgelaufen ist. Max Lorenz Publiziert am 30. Januar 2025 © 2001-2025 Modellversium Modellbau Magazin | Impressum | Links |