Lippisch P.09 Entwurf 1Spaßvogelvon Thomas Brückelt (1:72 Bird Models)
Die Entwürfe der Reihe Lippisch P.09 waren als zweistrahlige Jäger ausgelegt, von denen es kein einziger vom Zeichenbrett schaffte. Von Bird Models gibt es den ersten Entwurf, für den - wie bei der Me 163 Komet - ein abwerfbares Fahrwerk vorgesehen war. Die Landung sollte auf einer Kufe erfolgen. Ein Raketenmotor war im Heck zur Starthilfe vorgesehen. Von dieser Ausführung fand ich keinerlei Zeichnungen, die ich als Vorlage hätte nutzen können, so kam ich auf die Idee, ein fiktives ziviles Flugzeug darzustellen.
Wäre es zum Bau eines Prototypen gekommen und hätte man diesen gut vor alliierten Besatzern versteckt, wäre dieser später von ein paar Luftfahrbegeisterten in flugfähigen Zustand versetzt worden.... Wegen der kritischen Handhabung des Raketentreibstoffs hätte man den Raketenmotor durch ein Rauchaggregat ersetzt, um spektakuläre Vorführungen fliegen zu können. Die Triebwerke wären sicher auch gegen neuere ausgetauscht worden, aufgrund der mangelhaften Zuverlässigkeit und Haltbarkeit der Triebwerke aus der Zeit des Zweiten Weltkriegs. Außerdem erzielt man mit neueren Triebwerken bessere Beschleunigungswerte, somit wäre der Raketenmotor zur Starthilfe überflüssig. Da die Piloten so viel Spaß mit dem wendigen Jet hätten, wurde er Spaßvogel genannt!
Für das Urmodell vom Bird Models-Bausatz mussten offensichtlich Rumpf und Tragflächen der DFS 194 herhalten. Das Cockpit sollte verfeinert und dafür zunächst etwas tiefer ausgehölt werden. Um das zu erleichtern, trennte ich den Vorderrumpf an der Cockpitrückwand ab und schaffte noch etwas Material mit einem Fräser beiseite. So ließen sich Seitenkonsolen anbringen und ein etwas weiter vorn sitzendes Instrumentenbrett. Sitz, Steuerknüppel und Schubhebel stellte ich im Eigenbau her. Eine Figur durfte auch nicht fehlen, da das Modell fliegend präsentiert werden sollte.
Die angegossenen Verdichterräder entfernte ich, hier bevorzugte ich die Darstellung der Verdichter durch selbstgedruckte Nassschiebebilder. Auch die Einlauflippen baute ich neu. Ich trennte diese aus übrigen Zusatztanks heraus und passte sie an. Die Konen, sowohl an den Verdichtern wie auch in den Düsen, fertigte ich aus übrigen Außentanks einer F-104 an.
Zwischen den Triebwerksgehäusen und dem Rumpf war einiges an Resin zu entfernen, um eine strömungsgünstige Form darzustellen. Hier war etwas bildhauerisches Geschick gefragt. Mit den an den Triebwerken angesetzten DFS 194-Tragflächen wirkt das Flugzeug schon fast wie ein Turbinen-Motorsegler, daher verkürzte ich die Spannweite und sägte auch die Nasenleiste ab. In meinem Fall ohne den Knick, somit lässt sich auch die Herkunft von der DFS 194 etwas kaschieren. Nach etwas Spachtel- und Schleifarbeit brachte ich die Antenne und das Staurohr aus gezogenen Gießästen an.
Nun konnte lackiert werden. Als Grundfarbe pinselte ich Elfenbein 41 von Humbrol auf. Die Zierstreifen sind in Ferrari-Rot 34 von Revell. Bis auf die Flaggen und die Tankverschlüsse sind die Decals selbst gedruckt. Seidenmatter Klarlack versiegelt das Modell. Ein im Rumpf eingelassenes Stück Silikonschlauch dient zur Aufnahme des CFK-Stabs (Ø 2 mm) des Displays.
Das „Umstylen“ zum zivilen Spaßgerät hat viel Freude gemacht, da ich mich hierbei kreativ austoben konnte. Auf diese Weise bringt die Lippisch P.09 Entwurf 1 sowohl in Form als auch in Farbe Abwechslung ins Regal.
Thomas Brückelt, Publiziert am 06. März 2019 © 2001-2024 Modellversium Modellbau Magazin | Impressum | Links |