Grumman AF-2S Guardianvon Wilfried Eck (1:48 Special Hobby)Das Original:Wie bei der "Hunter"-Version AF-2W dargelegt, war die AF-2S Guardian Teil eines U-Bootjägerpaares der 1950er Jahre, eingesetzt auf US Flugzeugträgern in Gewässern um Korea, im Mittelmeer, etc. Der Einsatz selbst lief nach folgendem Schema ab: Parallel nebeneinander flogen AF-2W „Hunter" und AF-2S „Killer" nicht etwa in großer Höhe, um ein weites Gebiet abdecken zu können, sondern in nur 1.000-1.500 Metern Höhe den jeweiligen Suchstreifen ab. In dieser Höhe konnte man auch den Schnorchel eines russischen U-Boots entdecken. Hatte die "Hunter" Kontakt, gab sie Koordinaten und Kurs an den "Killer" (im Pilotenjargon auch "Scrapper" genannt) weiter. Auf dem neuen Kurs schaltete die zweiköpfige Mannschaft im Rumpf das AP-31 Radar ein und versuchte zusätzlich, Abstrahlungen des russischen Radars oder Funksignale aufzufangen, um evtl. notwendige Feinkorrekturen am Kurs vornehmen zu können. War man in Angriffsposition, war der hinten sitzende "Bombardier" gefragt, der zum Einsatz von Torpedo und/oder Wasserbomben das hinter dem Bombenschacht ausfahrbare Periskop mit aufgeschaltetem Bombenzielgerät und Suchscheinwerfer verwendete. Waren Raketen das Mittel der Wahl, erhielt der Pilot die erforderlichen Daten auf ein Gerät auf der Instrumentenabdeckung eingespielt. Rein theoretisch, denn die Versenkung eines russischen U-Boots hatte nicht die Billigung des Präsidenten. Nach Ende des Einsatzes lieferte die -2W die Steuerdaten zum Aufschließen für den Rückflug. Modellbau:Die AF Guardian dürfte in Deutschland wohl nur den wenigsten bekannt sein. Umso erfreulicher, dass sich Special Hobby dieses ungewöhnlichen, interessanten Typs angenommen hat. S.H. bietet zwar die -2S und die -2W in getrennten Schachteln an, der Inhalt aber ist, bis auf die Bauanleitung und die Decals, identisch, so dass das zur -2W Gesagte 1:1 auch für die -2S gilt. Soll heißen: Äußere Form sehr gut, dazu auch ungewöhnliche und ganz ausgezeichnete Detaillösungen. Teils in Resin, beispielsweise der aus Einzelteilen zusammenzusetzende Motor oder per Ätzteil wie z.B. die gelochten Fahrwerksscheren; Auspuffrohre zeigen Öffnungen, Klappen haben dünne Hinterkanten. Überzeugen kann insbesondere die Bespannung, keine Durchhänger, keine überstehenden Applikationen. Es macht Freude, das alles zu sehen. Weil alles ganz vorzüglich passt (wenn man mangels Pins weiß, was wohin gehört), sollte es eigentlich zum Bau nicht viel zu sagen geben. Aber der Teufel steckt im Detail: Die nicht vorhandenen Bedienknöpfe auf den Seitenkonsolen sind ein Manko. Bei der -2W habe ich mich noch um Passables bemüht, bei der -2S war ich faul und habe nur mit schwarzer Farbe nachkonturiert. Das entspricht zwar nicht dem Standard (der bei der Guardian ohnehin vom Zeitpunkt abhängig war), sieht aber aus normaler Betrachtungsentfernung ganz passabel aus. Die Rahmen der Cockpitabdeckung sind zwar auch hier nicht bündig wiedergegeben, stehen aber auch nicht so übertrieben ab, wie es leider üblich geworden ist, damit die Leute wissen, wo sie ihre Abdeckmasken hinkleben sollen. Das Fehlen solcher Teile vermisse ich überhaupt nicht. Paketband bündig aufbringen und mit einem Skalpell die Rahmenteile heraustrennen. Materialkosten deutlich unter einem Cent. Die Ätzteil-Sitzgurte sind zwar lobenswert, es fehlt aber der lose Zipfel zum Festzurren. In meinem Fall aus bemalter Zinnfolie hergestellt. Im Gegensatz zur Bauanleitung liefen die Schultergurte nicht über die Lehne (dort würden sie scheuern), sondern über eine Stange hinter/über dem Sitz (Bausatzteil etwas nacharbeiten). Der Special-Hobby-Sitz kommt für meinen Geschmack recht sesselartig daher. Im Original gehörte der Fallschirm zur Maschine (der Pilot trug nur das Gurtzeug) und diente gleichzeitig als Polster. Extrapolster überflüssig. Auf dem Foto ist der Sitz samt Pilot noch nicht eingebaut. Die Positionsleuchten wurden aufgebohrt und mittels Filzstift ein rotes bzw. blaues Lämpchen simuliert. Der (gut detaillierte) Motor wurde beim -2W-Modell mit Draht-Zündkabeln versehen, bei der -2S habe ich, weil man später kaum etwas davon sieht, darauf verzichtet. Der Antennenmast hinter dem Cockpit war nur bei den ersten Maschinen einzeln. Im Falle der beiden Markierungsvarianten der -2S mit Sicherheit das später übliche umgedreht V-förmige Teil (Im Bausatz Teile F 17, 18). Keine Drahtantenne. Die Antennen am Seitenleitwerk bestehen aus Stahldraht, die vordere mit einem Teil aus dünn gezogenem Evergreenrohr. Die unter dem Höhenleitwerk, dem Original entsprechend, aus zwei L-förmig gebogenen Drahtstücken (auch im Original mit Spalt dazwischen) zusammengesetzt. Die übertriebenen Ringe des Hauptfahrwerks dünner zu schleifen kann nicht schaden. Noch wichtiger aber ist die Korrektur der Achse. S.H. hat sie rechtwinklig zu den Beinen angeordnet, was aber bei dem ausgestellten Fahrwerk schräg stehende Räder nach sich zöge. Tatsächlich standen sie aber senkrecht. Die beste Lösung schien mir, nach Abtrennen der Achse, Messingdraht in passender Länge und Durchmesser in ein vorgebohrtes Loch zu stecken (Ausrichten nach Aufsetzen des Rades). Weil das stumpfe Verkleben der beiden Ätzteile für die Fahrwerksscheren schwierig war und zudem die Frage der Haltbarkeit aufwarf, habe ich am Fahrwerksbein je eine Nut gefräst; damit hielten die Scheren bombenfest (der kleine Abschleppring vorne muss frei bleiben). Das Hauptproblem des Bausatzes, Radfelgen mit acht statt nur sechs Speichen, ließ sich recht einfach beheben (vgl. Foto): Rad ausbohren/-schleifen, aus dünnem Plastik eine Scheibe minimal größer als erforderlich machen, darauf 6 x 60° aufzeichnen, Streifen aufbringen (Überstand auf dem Foto nur zur Verdeutlichung), trocknen lassen; in (Proxon-) Bohrmaschine einspannen und auf Schleifpapier abrunden; damit werden auch die rechtwinkligen Enden der Streifen angeglichen. Für das runde Zentralteil fanden sich am Gießast Stellen passender Stärke. Oben abgeflacht und dann als Scheibchen abgetrennt und aufgebracht. Scheibe einsetzen, fertig! Ganz ohne - wie jemand meinte - eine P-47 auszuschlachten. Leider ist mir die Lösung bei der AF-2W noch nicht eingefallen. Die Pilotenfigur ist Eigenbau, der Mechaniker von Hecker&Goros wurde umgearbeitet. Farben:Extralob für die Bauanleitung, die in jedem Arbeitsschritt farbige Darstellungen zeigt. Im Übrigen ist bei der Guardian der Anstrich die Einfachheit schlechthin. Wie seit Herbst 1945 üblich, „Glossy Sea Blue" (FS 15042) auf allen von außen sichtbaren Flächen, und damit auch an Fahrwerk und -Schächten (entgegen der Bauanleitung bei der Maschine der Naval Reserves kein Weiß am Fahrwerk). „Sea Blue" wird im Modellbauhandel angeboten, so dass das Thema damit eigentlich erledigt wäre. Das Problem dabei ist nur, dass eine Originalfarbe nur bei einem 1:1 Modell in hellem Sonnenlicht passend aussieht. Wegen des Maßstabseffekts und weil ein Modell eher selten in der Sonne steht kommt die Farbe zu dunkel heraus. Man muss sie also aufhellen, was auch seine Tücken hat. Dunkelblau o.ä. ist in jedem Fall daneben. Sea Blue ist ein recht gedeckter Farbton, aus fünf Komponenten, sogar mit 5% Grün zusammengesetzt. Weil er aber in Richtung Blauschwarz tendiert, mische ich ihn aus Revell 54 "Midnight Blue" und 7 Schwarz und orientiere mich dabei an meiner Erinnerung an die Originale, Filme und Farbfotos. Nebenbei: Das matte bzw. halbmatte Sea Blue bei WK II-Maschinen war der gleiche Farbton (!), nur unterschieden durch die 3 bzw. 2 in der FS-Nummer, die den Glanzgrad angab. "International Orange"-Rumpfband: Revell 12+34. Nach dem Aufbringen der Decals Auftrag von mittlerem Glanzgrad. Was das Cockpit anbelangt, fiel die Guardian in eine Übergangszeit: Die ersten hatten noch Interior Green bis zur Unterkante Instrumentenbrett, darüber Schwarz, dann folgte Schwarz überall, gegen Ende zu dann aber auch mit einzelnen Partien in „Dark Gull Gray" (FS 36231). Weil aber niemand mehr weiß, was bei welcher Maschine, konnte ich mit der Bemalungsanleitung von S.H. gut leben. Aus Faulheit und weil der Pilot ohnehin einiges verdeckt habe ich die Löcheransammlung, die Knöpfe darstellen soll, schlicht schwarz akzentuiert und siehe da, aus normalem Betrachtungsabstand sieht das für jemanden, der es nicht so genau nimmt, ganz passabel aus. Auf Schattierungen konnte ich verzichten, da im Original nicht zu sehen. Keine "Alterung"! Die verwendete Farbe war sehr widerstandsfähig. Lackabplatzer sind nirgends üblich und bei der US Navy schon gar nicht. Aus Korrosionsschutzgründen achtet/e man peinlich darauf, kein blankes Metall zu sehen. Wegen weit abstehender Auspuffrohre mit nach außen weisenden Öffnungen auch keine Abgasspuren. Entgegen der Bauanleitung bei den Zylindern kein Metallton. Bei allen P&W-Motoren waren die Zylinder aus Grauguss gefertigt und dementsprechend schlicht hellgrau; Getriebegehäuse ebenfalls hellgrau (ab 1945 Front oftmals nachträglich in Farbe der Zelle versehen). Stößelstangen schwarz, Verteilerring meistens chromsilber oder messingfarben. Decals:Die Decals sind ein eigenes Kapitel. Einerseits sind sie absolute Spitze, hauchdünn, nach dem Aufbringen kaum noch zu erkennen und mit enormer Klebekraft. Leider ist bei den Hoheitsabzeichen der rote Balken zu schmal, er sollte 1/3 der Balkenhöhe betragen. Mit etwas Rot aus einem Restdecal ließ sich das aber beheben. Die handgemalte Nummer 152 für die Maschine der Oakland-Reserve ist, vgl. Bauanleitung, unter der Tragfläche und vor allem an der Motorhaube viel zu groß. Auf einem Foto (leider Copyright) ist zu erkennen, dass der rechte Rand der 1 vor dem Blechstoß des Motorhaubenrings liegt und die 2 an der Vorderkante der Auspuffabdeckung endet. Hier war leider zeitaufwändiger Eigenbau angesagt. Vorlage zum Ausdrucken auf weißem Decalpapier und Ausschneiden anbei; ich habe 1,65 cm Breite herausbekommen. Der in der Bauanleitung auf der linken Tragfläche oben sichtbare weiße Streifen ist keine Markierung, sondern ein Ausrutscher des Grafikers und ist auch im Decalbogen nicht enthalten. Darstellung:Für Maschinen der Reserveeinheit passt jedes Flugfeld, für die alternative Markierungsvariante, eine Trägermaschine, sind entweder ein Pilot oder aber beigeklappte Tragflächen (siehe Beitrag AF-2W) erforderlich. Der Bausatz bietet sich auch an, einen naturmetallenen Firebomber mit orangem Rumpfband und großer Nummer am Seitenleitwerk zu bauen. Fazit:Das Modell zu bauen hat viel Freude gemacht, sehr empfehlenswert. Decals allerdings mangelhaft. Wilfried Eck Publiziert am 05. Januar 2016 © 2001-2024 Modellversium Modellbau Magazin | Impressum | Links |