Albatros W.4von Frank Barkhofen (1:48 Eduard)
Wenn auch das eine oder andere Projekt an einer problematischen Stelle in eine Art Tiefschlaf verfallen ist, hatte ich Mitte 2019 in einem Anfall von Neugier eine weitere Schachtel aus dem Stapel gezogen und begonnen, Teile vom Gussast zu trennen und zu versäubern - eine meditative Tätigkeit. In meiner Vitrine stehen eigentlich alle Modelle auf Rädern, da sollte mal ein Doppeldecker mit Schwimmern oder einem Bootsrumpf für Abwechslung sorgen.
Apropos Schwimmer - beim Versäubern der Teil bemerkte ich zwei ziemlich verbogene, recht dünne Streben, die zwischen die Schwimmer gehören. Eine Überprüfung der Quellen ergab, daß die Streben, obwohl dem Spritzguss entsprechend dünn gefertigt, immer noch zu dick und auch nicht stromlinienförmig wie beim Original ausgeführt sind. Daher bot sich hier ein Ersatz durch stabiles Messing an. Der nötige Ausgleich zu den Gegenlagern in den Schwimmern wurde für eine solide Verbindung zwischen Kunststoff und Metall benutzt und im Bereich zwischen den Schwimmern wurden die beiden Streben dann noch in eine aerodynamische Form gebracht.
Es war sehr praktisch, mit den Schwimmern zu beginnen, um die inzwischen doch etwas älteren Decals zu testen, bevor es an die größeren Stücke wie Tragflächen geht. Es gab diesen Bausatz in zwei Ausgaben von Eduard und Gavia, wobei der mir vorliegende Eduard-Bausatz den Bau der frühen Nummer "747" mit Holzrumpf und Leinenbespannung und die mittleren "954" und "964" zulässt. Die Decals mit den großen Sechsecken sind von der Größe her passend, die kräftigen Farben kann man noch etwas runtertönen. Der Gavia Bausatz ermöglicht die spätere "1512" und ähnliche, enthält dafür auch die spätere Marinetarnung mit Sechsecken in Grau- und Blautönen.
An die 180 W.4 waren im Einsatz, einige bis zum Ende des Krieges, aber man muss aufgrund großer Variantenvielfalt auf die Quellen achten. Die anfänglichen Seitenkühler ließen bei einem eventuellen Treffer das Kühlwasser auslaufen, was zu einem Motorausfall führte und wurden daher durch Tragflächenkühler ersetzt.
Späte Maschinen hatten zur Verbesserung der Wendigkeit auch an den unteren Flächen Querruder. Die Bewaffnung bestand aus einem oder zwei Maschinengewehren LMG 08/15 und sehr häufig hat sich auch die Form der Schwimmer geändert, weil es anfänglich Probleme mit der Haltbarkeit gab - Wasser kann eben auch verdammt hart sein. Mehr zum Vorbild findet man bei Wikipedia.
Es existieren nicht so viele Fotos und Zeichnungen, dass es zu einem Windsock Datafile gereicht hätte, daher wurde mit diesem Typ die Reihe der "Mini" Ausgaben (im gleichen Format, aber weniger Seiten) eröffnet, also die Nummer 1. Die Basis dieses Albatros entstammt der D.I (oder der sehr ähnlichen D.II), so habe ich mich beim Bau auch auf das Jubiläumsheft Windsock Datafile 100 "Albatros D.II" und die Special Edition "Albatros Fighters" verlassen. Aufgrund der abwechslungsreichen Farbgebung habe ich mich zum Nachbau der "964", die an der Ostsee in der Seeflugstation Windau eingesetzt war, entschieden.
Den etwas zu kleinen Bausatzmotor habe ich gegen einen Resinexemplar von Vector getauscht. Vector behauptet, daß es einen "Mercedes D.III/D.IIIa" darstellt. Der Antrieb der Ventilhebel oben auf dem Motor sieht bei den beiden aber sehr unterschiedlich aus, der beiliegende entspricht dem D.IIIa. Daher habe ich dieses Teil unter Verwendung von Eduard-Teilen neu aufgebaut. Es bieten also auch Zurüstsätze noch Potential für Eigeninitiative.
Die vergrößerten Tragflächen gegenüber dem normalen Albatros haben schon eine erhebliche Tiefe und daher auch richtig große Kreuze. Hier liegen dem Kit sogar verschieden geformte Kreuze bei, Klasse. Die leinenfarbige Unterseite wurde wieder mit Abkleben der Rippen und MRP Farben aufgebaut. Wie in jedem Fall, wenn den Bausätzen keine separaten Querruder beiliegen, habe ich diese vorsichtig aus den Tragflächen getrennt. Eine sehr dünne geätzte Säge bedeutet dabei wenig Materialverlust. Das ermöglich auch den Einschnitt für die Ansteuerhebel der Querruder statt der angedeuteten Vertiefung für das Steuerseil in der Tragfläche - soll das Steuerseil die Fläche runterreißen?
Um dann die Tragflächen und den Rumpf einzeln besser verschleifen, lackieren und decalisieren zu können, habe ich auch die unteren Tragflächen vom Mittelstück getrennt. Stahldrähte ermöglichen ein späteres Aufschieben in korrekter Ausrichtung.
Beim Aufbringen der Tragflächendecals, gab es eine positive Überraschung: die Querruderdecals waren einzeln mit der üblichen Übergröße vorhanden, so daß hier kein Trennen nötig war. Die obere Tragfläche selbst habe ich in einem Stück aufgezogen - es ist gutgegangen.
Für eine leichtere und stabile Montage nach der Lackierung der Baugruppen habe ich wieder alle Streben mit dünnem Messing verstiftet. Nach einem doppelten Strebenbruch während der Montage habe ich dann die äußeren Streben aus gequetschtem Messingrohr neu angefertigt.
Neben dem erwähnten kam noch weiteres Zubehör zum Einsatz: Gaspatch Spannschlösser, insbesondere die Typen "Albatros", "C" und "Anchor points", für die Verspannunng, Messing-MGs von Master und Sitzgurte aus Stoff von HGW/Eduard. Neben den im Kit enthaltenen Ätzteilen habe ich noch Teile einem Albatros-Ätzteilset sowie einer farbig bedruckten WWI-Instrumenplatine, beides von Eduard, entnommen. Auch für einige gescratchte Teile bietet das Modell Raum, so habe ich mich an einem Sitzkissen aus Milliput versucht, die Luftschraube aus Holzfurnieren geschliffen, einen Kühlwassertank aus Polystyrol gebaut und kleinere Details aus Messing gefertigt.
Bei der Lackierung kamen neben den bereits erwähnten MRP Farben Gunze, Alclad und Ölfarben zum Einsatz, unter anderem für das Holzimitat des Rumpfes und die leichte Alterung. Zur Belebung wurden auf den Decals noch die Rippen schattiert.
Das Wasserflugzeug ist mein letztes vollendetes Modell des vergangenen Jahres. Auch hier habe ich projektbegleitend einen Baubericht geschrieben. Fazit
Auch aus älteren Bausätzen lassen sich schöne Modelle bauen - erst recht, wenn diese von Eduard stammen. Frank Barkhofen Publiziert am 25. Juni 2020 © 2001-2024 Modellversium Modellbau Magazin | Impressum | Links |