Flettner Fl 265"Der Blaue Anton" (What if)von Thomas Brückelt (1:72 Airmodel Products)Anton Flettner war ein genialer Erfinder - nicht nur im Bereich der Luftfahrt. Mit dem Fl 265 gelang es ihm und seinem Team einen Hubschrauber mit ineinanderkämmenden Rotoren zu entwickeln, der erstmals vom Autorotationsbetrieb in den angetriebenen Betrieb zurückschalten konnte. Das machte den Fl 265 zum sichersten Hubschrauber seiner Zeit. Angetrieben wurde das Gerät von einem 160 PS starken BMW-Bramo Sh 14 A-Sternmotor, vor dem zur Kühlung eine sechsblättrige Luftschraube angebracht war. Sechs Prototypen wurden gebaut, zugunsten des Flettner Fl 282 kam es nicht zur Serienfertigung. Bei dem Vaku-Bausatz von Airmodel Products handelt es sich um einen sehr spartanisch ausgestatteten Kit, der viel Eigeninitiative abverlangt. Im Grunde besteht der Bausatz lediglich aus Rumpf, Cockpitverglasung, Leitwerk und dem Fahrwerk. Rotoren, der komplette Innenausbau und das Gestänge des Fahrwerks muss man selbst herstellen. Aber genau das macht auch den Reiz dieses sehr günstigen Bausatz-Oldies aus. In der Anleitung sind hilfreiche Abbildungen enthalten, die den Eigenbau erleichtern. Ganz klar: Der Weg ist hier das Ziel! Momentan scheint das auch der einzige verfügbare Bausatz des Fl 265 in 1:72 zu sein, der auf dem Markt ist. Der Spritzguss-Bausatz von Special Hobby ist nur noch schwer - und wenn, dann für relativ viel Geld - zu bekommen. Die Rumpfteile des Airmodel-Kits haben eine schöne, feine Oberflächenstruktur. Die Bespannung ist realistisch wiedergegeben. Zum Heraustrennen der Teile nutzte ich oft die Trennscheibe; gerade bei der verwinkelten Fahrwerksverkleidung ging es damit gut voran. Zum Bau des Cockpits fertigte ich Boden und Wände aus einer PS-Platte an. Der übrige Sitz aus einem anderen Bausatz fand seinen Weg in den Heli-Oldie. Antriebswelle, Kollektivhebel, Steuerknüppel und die Rohrkonstruktion direkt hinter der Verglasung entstanden aus gezogenen Gießästen. Die Türen wollte ich vollverglast darstellen. Dazu musste ich leicht getönte, transparente Kunststoffplättchen biegen und anpassen. Zufälligerweise hatte ich das Material mit derselben Tönung der mitgelieferten Cockpitverglasung vorrätig. Zwar befindet sich auch der Sternmotor als Tiefziehteil im Kit, der fällt jedoch fertigungsbedingt so schlicht aus, dass ich hier in die Ersatzteilkiste griff, um einen Sternmotor in passender Größe einzusetzen. Von Italeris Lastensegler Go 242 (der auch als motorisierter Transporter Go 244 gebaut werden kann) hatte ich Motoren übrig, die von der Größe her „wie die Faust auf´s Auge" passten. Im Nachhinein musste ich feststellen, dass man ruhig auch den beiliegenden Motor nach einfacher Verfeinerung nehmen kann, wenn man nicht gerade einen Sternmotor übrig hat. Denn das Meiste davon wird von der Kühl-Luftschraube abgedeckt. Da der vordere Teil der Cowling etwas dünnwandig war und ich beim Heraustrennen einen kleinen Teil beschädigte, fertigte ich mir einen Ring aus 2 mm starkem PS an, den ich noch anbrachte, bevor ich die Rumpfhälften miteinander verklebte. Die Rotorblätter feilte und schliff ich aus PS-Streifen zurecht, die ich mir von einer Platte abschnitt. In die aus Gießästen und PS-Plättchen hergestellten Rotorköpfe klebte ich mit Sekundenkleber 0,8mm starken Draht ein, um die Blatthälse darzustellen. Den Rotorblättern verpasste ich mit der Trennscheibe ca. 4 mm lange Schlitze, in die ich die Drähte dann mit Sekundenkleber einklebte. Für den Bau der Hauptfahrwerksstreben nutzte ich abgelängte CFK-Stäbchen (Ø 1mm). Das Hauptfahrwerk brachte ich allerdings erst nach der Lackierung an, da es beim Abkleben und Lackieren nur den Weg versperrt hätte. Für die schlichten, grauen Anstriche der Prototypen konnte ich mich nicht wirklich begeistern, so kam der Gedanke auf, dass das Gerät sicher auch seine Interessenten in der Zivilluftfahrt gefunden hätte. Auf dem Papier kritzelte ich mir ein paar Designentwürfe auf. Die Farbauswahl fiel auf zwei Blautöne, was wiederum zum Namen „Blauer Anton" führte. Lackiert habe ich mit Revellfarben. Das Kennzeichen und die Schriftzüge am Leitwerk druckte ich mir auf Folie von ACT. Versiegelt wurde das Ganze mit seidenmattem Klarlack (Mr. Hobby, Topcoat). Der farbenfrohe Hubschrauber-Oldie erinnert mich nun an einige Stunden anspruchsvollen Modellbauspaß. Der Bausatz ist nur geduldigen und fortgeschritteneren Modellbauern zu empfehlen, die Freude am Tüfteln und Selbermachen haben. Hat man das Modell zur eigenen Zufriedenheit fertiggestellt, wird man mit einem besonderen Erfolgserlebnis belohnt! Thomas Brückelt, Publiziert am 20. August 2014 © 2001-2024 Modellversium Modellbau Magazin | Impressum | Links |